Die Antarktis gibt langsam ihre Geheimnisse preis. Eine neue Karte des British Antarctic Survey (BAS) enthüllt Details der verborgenen Landschaft unter dem gewaltigen Eisschild. Wissenschaftler*innen haben dabei eine alarmierende Entdeckung gemacht: Die Eisdicke ist an einigen Stellen größer als bislang angenommen. Das könnte weitreichende Folgen für den Klimawandel haben.
Antarktis: Neue Details beunruhigen
Seit Jahrzehnten versuchen Forscher*innen, die Struktur des antarktischen Untergrunds zu erfassen. Mit modernster Technologie und Daten aus über 60 Jahren entstand nun die bisher detaillierteste Karte des Kontinents. „Stellen Sie sich vor, Sie gießen Sirup über einen Felskuchen – alle Klumpen und Unebenheiten bestimmen, wohin der Sirup fließt und wie schnell“, erklärt Glaziologe Dr. Hamish Pritchard vom BAS in einer Mitteilung. Das Wissen über diese geologischen Gegebenheiten ist entscheidend, um die Bewegung der Eismassen vorherzusagen.
Besonders brisant ist die Entdeckung der dicksten Eisschicht. Frühere Forschungen verorteten diese im Astrolabe-Becken. Doch die neue Studie zeigt, dass sich das mächtigste Eis in einem unbenannten Canyon in Wilkes Land befindet. Mit 4.757 Metern Dicke ist es mehr als 15-mal so hoch wie der Pariser Eiffelturm und etwa 1,5-mal so hoch, wie die Zugspitze. Diese gewaltigen Mengen an gefrorenem Wasser könnten den globalen Meeresspiegel drastisch beeinflussen, falls sie schmelzen.
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„Anfälliger als bisher angenommen“
Ein weiteres zentrales Ergebnis betrifft die sogenannten Aufsetzlinien – die Punkte, an denen das Eis den festen Boden verlässt und auf dem Ozean zu schwimmen beginnt. Sie bestimmen, wie das Eis mit dem Meer interagiert. Besonders besorgniserregend sei dabei, dass große Mengen Eis unterhalb des Meeresspiegels liegen, wo sie leichter von warmem Wasser unterspült werden könnten.
„Generell ist klar, dass der antarktische Eisschild dicker ist als ursprünglich angenommen und ein größeres Eisvolumen aufweist, das auf einem Felsbett unterhalb des Meeresspiegels ruht. Dadurch ist das Eis aufgrund des Eindringens von warmem Meerwasser an den Rändern des Kontinents einem höheren Schmelzrisiko ausgesetzt. Bedmap3 zeigt uns, dass die Antarktis etwas anfälliger ist als bisher angenommen“, warnt Peter Fretwell, Kartierungsspezialist beim BAS.
Die neue Karte hilft Forschenden nun, realistischere Modelle für die Zukunft der Antarktis zu entwickeln. Sie liefert wertvolle Daten, um den Anstieg des Meeresspiegels und die Auswirkungen des Klimawandels besser vorherzusagen. Diese Informationen seien entscheidend, um zu verstehen, wie die Antarktis auf steigende Temperaturen reagieren wird, heißt es in der Mitteilung. Die Antarktis könnte in den kommenden Jahrzehnten also eine noch entscheidendere Rolle im globalen Klimageschehen spielen als bisher angenommen.
Quellen: „Bedmap3 updated ice bed, surface and thickness gridded datasets for Antarctica“ (Scientific Data, 2025); British Antarctic Survey
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