In Kassel laufen die Bauarbeiten für ein neues Apartment-Haus momentan auf Hochtouren. Doch beim Aufwühlen des Bodens wurden zahlreiche archäologische Funde an das Tageslicht gebracht. Vor allem ein Objekt lenkte dabei die Aufmerksamkeit der Forschenden auf sich. Es soll um die 800 Jahre alt sein.
Archäologischer Fund in Kassel
Die archäologischen Funde lagen dabei unter drei Metern von Schutt aus dem 2. Weltkrieg verborgen. Es handelt sich dabei um Überreste der sogenannten „Judengasse“ in Kassel. Diese blickt auf eine lange Geschichte zurück und wurde bereits im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt.
Am 22. Oktober 1943 wurde diese sowie andere Teile der Kassler Altstadt durch Bomben zerstört. Unter den Trümmern zeigten sich unter anderem Objekte, deren Geschichte zum Teil bis ins Mittelalter reichen. Darunter auch ein Schuh aus dem 13. Jahrhundert, wie Bezirksarchäologin Eveline Saal gegenüber HNA erklärt.
„Der Mensch hat wohl lange das Kasseler Stadtpflaster durchlaufen“, so Saal. Denn der Schuh ist sehr abgetragen und weist ein großes Loch unter der Sohle auf. Doch das ist längst nicht alles, was die Forschenden aus den Trümmern bergen konnten. So erzählen einige Funde auch eine weitaus jüngere Geschichte.
Lesetipp: Archäologischer Fund in Deutschland: 3.000 Jahre alte Gräber entdeckt – ein Detail überrascht
Spuren vom 2. Weltkrieg
So wurde neben Reste von Hausmauern, Pflasterbelägen, Kücheninventar und einer Kutsche, in einer zerstörten Küche auch ein Kochkessel neben einem Herd gefunden. Das Besondere daran: Daneben lag auch ein vollständig erhaltenes, angestochenes Hühnerei. Die Forschenden gehen davon aus, dass dies offenbar als Mahlzeit gedacht gewesen war, bevor im Oktober 1943 Bomben auf die Kasseler Altstadt fielen.
„Diese Funde gaben uns einen unmittelbaren Einblick in das Leben der damaligen Bewohner – kurz vor dem Einschlag der Bomben“, zitiert Hessen TV den Landesarchäologen Prof. Dr. Udo Recker. Die Überreste liefern damit sowohl ein faszinierendes als auch bedrückendes Bild vom Alltag in der Kasseler „Judengasse“ kurz vor ihrer Zerstörung.
Anfang Mai besuchte auch Hessens Wissenschaftsminister Timon Gremmels der Kasseler Oberbürgermeister Sven Schoeller die Ausgrabungsstätte. Gremmels bezeichnete diese als „einzigartiges Fenster in die Geschichte Kassels“ und Schoeller betonte angesichts der archäologischen Funde: „Es ist wichtig, den Menschen am Beispiel der Trümmer zu zeigen, wozu Krieg führt.„
Quellen: HNA, Hessen TV
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.
Das Titelbild dieses Artikels wurde von der Redaktion unter Verwendung Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt.