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Archäologischer Fund: Uralte Leiche verblüfft Forscher – ihre Knochen zeigen ein ungewöhnliches Detail

Ein jahrhundertealtes Skelett hat in der Forschung für Erstaunen gesorgt. Vor allem das Knie des Mannes aus dem Mittelalter zeigt ein überraschendes Detail.

Ki-generietes Bild eines Totenschädels, der von einer Person aus dem Boden gehoben wird.
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Das Mittelalter wird oftmals als dunkle Epoche der Menschheit betrachtet, voll mit bizarren Praktiken und grausamen Aberglauben. Doch ein archäologischer Fund in Schweden liefert nun ein Zeugnis der Fürsorge, die es auch in jener Zeit gegeben hat.

Archäologischer Fund auf Friedhof in Schweden

So wurde auf einem Friedhof im südschwedischen Lund ein uraltes Skelett entdeckt. Dieses gehörte zu einem etwa 30-jährigen Mann, der im Spätmittelalter, also etwa 1300 bis 1536 nach Christus lebte. Der archäologische Fund liefert dabei einen außergewöhnlichen Einblick in das medizinische Handeln der Epoche.

Denn das Kniegelenk des Skeletts sorgte bei den Forscher*innen für ziemliche Verblüffung. So erlitt der Mann irgendwann in seinen Zwanzigern wohl einen schweren Knochenbruch. Ursachen dafür könnte es viele gegeben haben: Der Tritt eines Pferdes oder ein schwerer Gegenstand, der ihm zum Beispiel bei Bauarbeiten auf das Knie fiel, könnten mögliche Szenarien gewesen sein. Sicher ist jedoch: Für den Rest seines Lebens war er auf Gehhilfen wie Krücken oder einen Beinständer angewiesen.

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Strafe Gottes oder göttliche Prüfung?

Bisher ist wenig darüber bekannt, wie die Menschen im Mittelalter tatsächlich mit körperlichen Behinderungen umgegangen sind. Die religiösen Ansichten darüber waren damals komplex. So konnten diese sowohl als Strafe Gottes als auch als eine göttliche Prüfung angesehen werden, die Buße erforderte. Dennoch förderte und beteiligte sich die Kirche an der Sammlung und Verteilung von Almosen. Klöster waren zudem die wichtigsten Anbieter institutionalisierter medizinischer Versorgung.

Weitere Einblicke lassen sich aus den damaligen Rechtsvorschriften ziehen. So konnten Strafen für Verbrechen beispielsweise die Entfernung von Körperteilen wie Händen, Füßen, Augen, Nase oder Ohren umfassen, wie es in der Pressemitteilung zum archäologischen Fund heißt. Das führte dazu, dass Behinderungen und Kriminalität im Mittelalter in den Köpfen der Menschen häufig zusammengelegt wurden.

Doch in der kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Lund über die genaue Analyse des Skeletts heißt es: „In diesem Fall erhielt die Person sowohl Kurzzeit- als auch Langzeitpflege, die die Behandlung von Schmerzen und Entzündungen, Unterstützung bei Hygiene und Ernährung sowie die Bewältigung der Behinderung infolge der körperlichen Beeinträchtigung für den Rest ihres Lebens umfasste.“

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So sah die medizinische Behandlung aus

Grund für diese umfassende Versorgung könnte vor allem der soziale Status der Person gewesen sein. Das würde auch seine Bestattung an prominenter Stelle des Friedhofes erklären. Sein Skelett wurde auf den Grundsteinen am Fuße eines Kirchturms entdeckt. Denn Menschen mit höherem sozioökonomischen Status strebten danach, möglichst nahe an der Kirche begraben zu werden.

Zu der medizinischen Behandlung zählte wahrscheinlich das Verabreichen der damals verfügbaren Schmerzmittel, wie Salben aus Lavendelöl, Opium und Alkohol sowie Hilfe beim Reinigen und Verbinden der Wunde. Er benötigte außerdem regelmäßige Behandlungen gegen eine Entzündung des Knochenmarks, die wahrscheinlich das Öffnen der Wunde zum Abfließen des Eiters beinhaltete.

Blair Nolan, Hauptautor der Studie, betonte daher die Bedeutung des archäologischen Fundes: „Soziale Normen in Bezug auf körperliche Beeinträchtigungen und Behinderungen aus religiösen und juristischen Texten abzuleiten, ist schwierig, da sie eine idealisierte Perspektive darstellen. Wir können unser Verständnis von Behinderung und Identität durch detaillierte osteologische und archäologische Analysen bereichern.“

Quellen: EurekAlert, „Disability and Care in Late Medieval Lund, Sweden: An Analysis of Trauma and Intersecting Identities, Aided by Photogrammetric Digitization and Visualization“ (Open Archaeology 2025)

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