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Antarktis: Forscher entdecken riesige organische Struktur

Ein Gletscher in der Antarktis zieht sich immer weiter zurück. Darunter offenbarte sich eine riesige Lebensgemeinschaft verschiedenster Arten.

KI-generiertes Bild eines großen Risses im Eis.
© Aleksandr - stock.adobe.com

Antarktis - darum könnte sie unsere Tage verlängern

Die Erde erwärmt sich, die Pole schmelzen, soviel dürfte bekannt sein. Eine neue Studie kam nun aber zu dem Ergebnis, dass die Folgen noch weitreichender sind.

Viele dürften, wenn sie das Wort Antarktis hören, an eine endlose Eiswüste denken. Doch nun konnten Forscher*innen ein für alle Mal klarstellen, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Denn in der eisigen Region wimmelt es nur so von Leben, wie eine neue Studie zeigt.

Antarktis: Biodiversität wurde stark unterschätzt

In der Forschungsarbeit, die vor wenigen Tagen in Frontiers in Microbiology erschienen ist, beschreiben die Wissenschaftler*innen, dass die Artenvielfalt in der Antarktis in unerwartetem Ausmaß gedeiht. Dies geschieht zudem in einem extremen Lebensraum, nämlich auf verwittertem Schutt vor einem Gletscher.

Ursache dafür ist ein faszinierender biologischer Prozess namens Mutualismus. Dieser bezeichnet die Kooperation zwischen Lebewesen mit gegenseitigem Nutzen. Die Forscher*innen haben herausgefunden, dass es wohl bisher unbekannte Mutualismen in der Antarktis gibt.

„Hier entdecken wir eine unerwartet reichhaltige und vielfältige mikrobielle Gemeinschaft selbst in diesen trockensten, kältesten und nährstoffärmsten Böden. Dies deutet darauf hin, dass die Schätzungen zur Biodiversität in antarktischen Böden möglicherweise stark unterschätzt werden“, sagte Dr. Dirk Wagner, Professor am GFZ Helmholtz-Zentrum für Geowissenschaften und der Universität Potsdam in einer Pressemitteilung.

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Bisher unbekannte Lebensgemeinschaften

Für die Forscher*innen ist vor allem um die Kooperation zwischen Bakterien und Eukaryoten von großem Interesse. Zu letzterem zählen unter anderem auch Pilze, Pflanzen und Tiere. Um diese genau zu untersuchen, entnahmen Forscher*innen insgesamt 26 Bodenproben vor einem sich langsam zurückziehenden Gletscher in den Larsemann-Bergen am Südufer der Prydz-Bucht.

Bei der Analyse der Proben konnten die Forscher*innen insgesamt 2.829 genetisch definierte Arten feststellen. Jedoch muss angemerkt werden, dass die Vielfalt bei Bakterien insgesamt 10,3-mal höher als bei den restlichen Lebewesen war. Dieser Reichtum liegt wohl vor allem in der Zusammenarbeit der Organismen. So befanden sich zum Beispiel in der Nähe des Gletschers kälteliebende Pilze. Diese gelten als Pioniere, die zur ersten Phase der Bodenbildung beitragen, die dann die Ansiedlung anderer Arten ermöglicht. So ist über die letzten Jahre ein riesiges Mikroben-Netzwerk entstanden, das erst jetzt nachgewiesen werden konnte.

„Wir entdeckten bisher unbekannte Assoziationen zwischen Bakterien und Eukaryoten, beispielsweise zwischen bestimmten Grünalgen und Bakterien, die den Nährstoffaustausch fördern könnten. Wir fanden außerdem ein konsistentes gemeinsames Vorkommen bestimmter Pilze und Actinobakterien, was darauf hindeutet, dass diese Pilze den Bakterien durch den Abbau organischer Stoffe Kohlenstoff liefern könnten“, erläutert Wagner.

Quellen: „From single pioneers to complex pro- and eukaryotic microbial networks in soils along a glacier forefield chronosequence in continental Antarctica“ (Frontiers in Microbiology 2025)

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