In einem abgelegenen Nebelwaldgebiet in Peru haben Forscher*innen mehr als 100 bisher unbekannte Ruinen entdeckt. Die Anlagen stammen vom legendären Volk der Chachapoya, die von den Inka einst ehrfürchtig „Wolkenmenschen“ genannt wurde. Ihre geheimnisvolle Kultur fasziniert die Wissenschaft schon seit Langem – doch diese neue, spektakulären archäologischen Funde könnten das Bild von ihnen komplett verändern.
Archäologischer Fund gibt neue Einblicke
Das Forschungsteam unter Leitung des World Monuments Fund (WMF) arbeitete bereits mehrere Jahre an dem Projekt. Dabei nutzten sie unter anderem das sogenannte LiDAR-Verfahren, bei dem Laserstrahlen die Erdoberfläche durchleuchten. Diese Technik ermöglichte es, selbst unter dichtem Blätterdach präzise Karten anzufertigen. So stießen sie tief im peruanischen Nationalpark Río Abiseo auf die neuen Strukturen.
„Diese Entdeckung erweitert unser Verständnis von Gran Pajatén grundlegend und wirft neue Fragen zur Rolle der Stätte in der Chachapoya-Welt auf. Die nun vorliegenden Belege bestätigen, dass es sich nicht um einen isolierten Komplex handelt, sondern um Teil eines komplexen Netzwerks prähispanischer Siedlungen aus verschiedenen Epochen“, sagte Juan Pablo de la Puente Brunke, Leiter des WMF in Peru in einer Mitteilung.
Zwar war Gran Pajatén schon zuvor von großer Bedeutung, doch bisher konnten die Forschenden nur 26 Ruinen entdecken. Durch die neuen archäologischen Funde zeigt sich nun aber eben, dass die Anlage Teil eines weit verzweigten Netzwerks war. Neben den Gebäuden fanden die Wissenschaftler*innen auch Spuren von Straßen, die verschiedene Orte miteinander verbanden. Damit könnte Gran Pajatén ein Zentrum innerhalb eines regional organisierten Siedlungsgebiets gewesen sein.
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Zusammenspiel aus digitaler und physischer Archäologie
Die entdeckten Bauwerke liegen auf einer Höhe von 2000 bis 3000 Metern. Dort errichteten die Chachapoya runde Steinhäuser, verzierte Friese und zeremonielle Plätze. Ihre Gräber hingegen legten sie oft in steile Felswände. Dadurch waren die Überreste des Volkes für die Wissenschaft schwer zugänglich und lagen jahrhundertelang verborgen im dichten Regenwald. Doch der aktuelle archäologische Fund zeigt jetzt, wie weit entwickelt und kunstvoll die Bauweise der Wolkenmenschen tatsächlich war.
Die Arbeiten verliefen dabei nicht nur digital. Auch konservatorische Maßnahmen vor Ort wurden durchgeführt. Gebäude wurden stabilisiert, Treppen verstärkt und Mauern gesichert – alles mit dem Ziel, das kulturelle Erbe zu erhalten. „Was diesen Moment so bedeutsam macht, ist nicht nur das Ausmaß der freigelegten Funde, sondern auch die Art und Weise, wie wir dies geschafft haben“, schwärmte Bénédicte de Montlaur, Präsidentin des WMF.
Die Chachapoya gerieten im späten 15. Jahrhundert unter die Herrschaft der Inka. Nur wenige Jahrzehnte später erlebten sie mit dem Eintreffen der spanischen Eroberer ihren tragischen Untergang. Der archäologische Fund von Gran Pajatén gibt ihnen nun ein Stück Geschichte zurück. Wer mehr darüber erfahren und die Schätze der Wolkenmenschen hautnah erleben will, kann noch bis zum 18. Juni eine Ausstellung im Museo de Arte de Lima besuchen.
Quelle: World Monuments Fund
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