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Arktis: Forscher entdecken uralte Knochen – „damit hat niemand gerechnet“

Eine Entdeckung in der Arktis stellt einen neuen Rekord auf. Der Fund gewährt dabei einen einzigartigen Blick in eine weit entfernte Vergangenheit.

KI-generiertes Bild eines Tierskeletts im Schnell
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Die Arktis – so bald könnte sie schon eisfrei sein

Forschende haben ein neues Datum errechnet, wann die Arktis das erste Mal eisfrei sein könnte. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Die Arktis ist alles andere als eine Einöde aus Schnee und Eis. Denn auch dort wimmelt es nur so von Leben. Das war wohl auch schon vor Millionen von Jahren der Fall, wie ein erstaunlicher Fund zeigt.

Millionen Jahre alter Fund in der Arktis

Die Arktis ist jeden Frühling die Brutstätte unzähliger Vögel. Dies war wohl auch schon vor 73 Millionen Jahre der Fall, wie ein Forschungsteam in einer kürzlich erschienen Arbeit im Fachmagazin Science schreibt. Festgestellt werden konnte dies anhand von Dutzenden winziger versteinerter Knochen und Zähne aus einer Ausgrabungsstätte in Alaska.

Bei der Analyse der Knochen konnte das Forschungsteam mehrere Vogelarten identifizieren. Darunter Tauchvögel, möwenartige Vögel und mehrere Arten, die heutigen Enten und Gänsen ähnelten. Das bedeutet, dass alle diese Tiere in der Arktis brüteten, während Dinosaurier ihr Habitat bevölkerten.

Die Vögel dürften dabei wahre Überlebenskünstler gewesen sein. Denn obwohl die Welt der Kreidezeit zwar deutlich wärmer war als unsere, herrschten in den Polarregionen auch damals monatelang nahezu völlige Dunkelheit. So stellte die Besiedlung dieser Umgebung selbst ohne extreme Kälte eine große Herausforderung dar.

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Deshalb sind die Fossilien so bedeutsam

Die Ansammlung von Knochen stammt dabei sowohl von Küken als auch erwachsenen Tieren verschiedener Arten und stellten einen wissenschaftlichen Rekord auf. Denn vor dieser Studie stammten die ersten bekannten Belege für die Fortpflanzung von Vögeln in der Arktis oder Antarktis aus der Zeit vor etwa 47 Millionen Jahren.

Die Entdeckung datiert „den Beginn der Brutzeit von Vögeln in den Polarregionen 25 bis 30 Millionen Jahre zurück“, so Patrick Druckenmiller, einer der Autoren der Studie in einer Pressemitteilung der University of Alaska Fairbanks. Allein die Existenz dieser großen Sammlung urzeitlicher Fossilien ist angesichts der Zerbrechlichkeit von Vogelknochen für die Forscher*innen bemerkenswert.

Das gelte umso mehr für die Überreste der Jungtiere, denn diese seien umso poröser und damit leicht zerstörbar. „Vogelknochen aus der Kreidezeit zu finden, ist schon eine Seltenheit“, sagte Co-Autorin Lauren Wilson, Doktorandin an der Princeton University, die ihren Master an der University of Alaska Fairbanks absolvierte. „Vogelbabyknochen zu finden, ist fast schon ungewöhnlich. Deshalb sind diese Fossilien so bedeutsam“, betont die Wissenschaftlerin.

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„Diese kleinen Knochen und Zähne sind faszinierend“

Die Entdeckung ist das Ergebnis eines ungewöhnlichen Ausgrabungs- und Forschungsansatzes. Denn der Hauptteil der Paläontologie konzentriert sich auf die Bergung großer Knochen. Die Wissenschaftler*innen achteten jedoch darauf, jeden Knochen und Zahn zu erhalten, den sie finden konnten, egal wie klein und unbedeutend dieser auf den ersten Blick scheinen mag.

Dazu wurden Wannen mit gesiebtem Sediment zur mikroskopischen Untersuchung ins Labor gebracht. Dies hat zahlreiche neue Arten und beispiellose Einblicke in das Verhalten und die Physiologie der Dinosaurier, Vögel und Säugetiere hervorgebracht, die während der Kreidezeit in der Arktis lebten.

Insgesamt konnten so mehr als 50 Vogelknochen und Knochenfragmente identifiziert werden. „Damit hat niemand gerechnet“, berichtet Druckenmiller und fügt hinzu: „Diese kleinen Knochen und Zähne sind faszinierend und ermöglichen ein unglaublich tiefes Verständnis der Tiere dieser Zeit“.

Quellen: „Arctic bird nesting traces back to the Cretaceous“ (Science 2025), University of Alaska Fairbanks

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