Ein aktueller archäologischer Fund in der Nähe der englischen Stadt Chichester beweist, wie auch die frühen Normannen im Mittelalter daran arbeiteten, das Land zu sichern. Es handelt sich um einen Festungsturm von ungekannten Ausmaßen.
Archäologischer Fund: So verteidigten sich Normannen
Ursprünglich galten die Ausgrabungsarbeiten nahe Chichester einer hölzernen Konstruktion, die sich bald als Festungsbau entpuppte. Aber damit nicht genug, die Forschenden konnten schnell feststellen, dass sich dort eigentlich die Fundamente eines viel größeren Bauwerkes befinden, nämlich eines kompletten Festungsturms. Dieser wird in der Fachsprache als „Barbakane“ bezeichnet, ein der eigentlichen Burg vorgelagertes Festungswerk. Der archäologische Fund zeigt eines der wenigen Beispiele solcher Festungen aus dem 12. Jahrhundert nach Christus (n. Chr.).
Die Ausmaße des Turmes sind beträchtlich, der Distriktverwaltung von Chichester zufolge umfasst der Grundriss allein ein Bodenmaß von sechs mal zehn Metern. Wie hoch das Bauwerk damals stand, ist unklar, doch es war zu seiner Zeit vermutlich eine starke Abwehr gegen mögliche Feinde. Besonders daran ist auch seine Herkunft: Die Barbakane wurde von Normannen errichtet, die gut sechzig Jahre vor dem Bau England von Nordfrankreich (der heutigen Normandie) aus eroberten.
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Auch Mönche brauchen Sicherheit
Damit ist der archäologische Fund auch Zeugnis der Bauweise der frühen Normannen, die in England ersten Fuß fassten. Ihre Präsenz dort blieb lange Zeit nur auf einige Festungen beschränkt, breitete sich aber ab dem 12. Jahrhundert n. Chr. immer weiter aus. So steht der Turm darüber hinaus für diese ersten Schritte der normannischen Elite in neue Gefilde des mittelalterlichen Englands.
Zusätzlich zu dem Turm entdeckten die Forschenden aber auch ein Kloster, in dem sich offenbar einige franziskanische Mönche ein Heim eingerichtet hatten. Auch dieses lag jedoch unter Erdschichten verborgen, was darauf hindeutet, dass die ganze Anlage später verlassen wurde. Angesichts der Größe des archäologischen Fundes erklärte einer der beteiligten Forschenden, James Kenny, es sei „sehr aufregend“, die zum Teil sehr gut erhaltenen Strukturen freizulegen. Das zuständige Institut analysiert diese nun genauer, um sie dann in naher Zukunft der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Quellen: Chichester District Council
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