Ein aktueller archäologischer Fund in Ostwestfalen zeigt die starken Handelsbeziehungen, die das römische Reich auch nach seinem Rückzug aus Germanien mit den dortigen Völkern unterhielt. Es geht um eine beeindruckende Menge an Artefakten.
Archäologischer Fund: Ostwestfalen schon in der Antike besiedelt
Der archäologische Fund war schon seit November 2024 in der Untersuchung, wurde aber erst jetzt für die Öffentlichkeit freigegeben, da er zunächst vollständig gesichtet und kategorisiert werden musste. Insgesamt handelt es sich wohl um eine komplette Siedlung, die sich zwar östlich der Gebiete befindet, bis zu denen das römische Reich vordrang, aber dennoch ein illustres römisches Erbe mit über 400 Artefakten zeigt. Laut dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe steht die Entdeckung der Siedlung damit stellvertretend für die intensiven Handelskontakte über die Grenze.
Nachdem die römischen Legionen in der berühmten „Varusschlacht“ im Teutoburger Wald im Jahre 9 nach Christus (n. Chr.) geschlagen worden waren, gab das Imperium seine Siedlungs- und Eroberungsprojekte in Germanien auf. Doch das Ende des römischen Einflusses bedeutete das noch lange nicht. So zogen sich die Soldat*innen zwar hinter den bekannten Limes-Wall zurück, handelten aber weiter, zum Teil sogar mit Militärgütern. So entdeckten die Forscher*innen unter anderem einen römischen Soldatengürtel, der in gutem Zustand erhalten ist.
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Asche zu Asche, und dann Wasser darauf
Beeindruckend sind darüber hinaus aber auch die Bauwerke, die Teil des archäologischen Fundes sind. So konnten die Wissenschaftler*innen einen Brunnen freilegen, der ebenfalls ab ersten Jahrhundert n. Chr. in Benutzung war, vermutlich sogar bis zum 2. oder 3. Jahrhundert. Einige Spangen, die germanische Gewänder zusammenhalten sollten, kamen sogar aus dem 5. Jahrhundert n. Chr., was dafür spricht, dass der Ort eine lange Zeit besiedelt war. Für die Forscher*innen handelt es sich laut Grabungsleiter Sven Knippschild um „eine echte archäologische Sensation“, was sich zum Teil auch auf den Brunnen bezieht.
Dieser diente nämlich offenbar nicht nur dazu, Wasser aus dem Boden zu heben, sondern auch zur Löschung von Bränden in einer Grube, die direkt an den Brunnen anschließt. Darin befanden sich zahlreiche verbrannte Knochen, was möglicherweise auf eine Nutzung als Ritual- oder Begräbnisstätte hinweist. In vielen Kulturen der Antike war es gang und gäbe, seine Toten nicht zu vergraben, sondern zu verbrennen. Der archäologische Fund zeigt damit nicht nur die Intensität der Handelskontakte zwischen Rom und seinen Grenzvölkern, sondern auch die Rituale der germanischen Bewohner*innen des Landes.
Quellen: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
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