Die Nordsee ist ein beliebtes Urlaubsziel für viele Deutsche. Ein besonderer Teil dieser Region ist das Wattenmeer, das als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt ist. Forscher*innen der Universitäten Oldenburg und Groningen haben dieses genauer untersucht und dabei Veränderungen in der Tierwelt festgestellt.
Nordsee: Artensterben am Wattenmeer
Das Wattenmeer zieht jährlich bis zu vierzig Millionen Tagesausflügler*innen aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden an. Besonders gefragt sind Wattwanderungen, bei denen Besucher*innen das Ökosystem zu Fuß erleben können. Auch die Beobachtung von Vögeln und Seehunden gehört zu den beliebten Aktivitäten. Die Ergebnisse einer aktuellen Studie geben jedoch Anlass zur Sorge für Naturinteressierte.
Ein Forschungsteam um die Meeresökologin Anika Happe und den Meeresbiologen Kasper Meijer hat in seiner Untersuchung Rückgänge bei verschiedenen Tiergruppen festgestellt, darunter Fische, Muscheln, Schnecken und Vögel. Besonders bei Wattvögeln und Möwen zeigen sich deutliche Bestandsrückgänge. Seine Ergebnisse veröffentlichte das Team in der Fachzeitschrift Global Change Biology.
Im Wattenmeer sind insgesamt mehr als zehntausend Tier- und Pflanzenarten nachgewiesen. Für die Studie wurden jedoch jeweils nur einige repräsentative Arten aus unterschiedlichen Gruppen ausgewählt, um Veränderungen im gesamten Ökosystem zu erfassen.
Für die Analyse nutzte das Team sowohl historische als auch aktuelle Daten, die teilweise bis ins Jahr 1900 zurückreichen. Knapp dreitausend Zeitreihen zu verschiedenen Arten wurden ausgewertet. Durch die Kombination dieser Daten mit modernen Auswertungsmethoden konnte die Studie erstmals einen umfassenden Überblick über die Entwicklung einzelner Arten und die strukturellen Veränderungen im Wattenmeer geben.
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Arten mit Zuwachs
Während einige Arten zurückgingen, konnten andere zulegen. So haben sich etwa die Pazifische Auster und die Amerikanische Schwertmuschel seit ihrer Ansiedlung in der Nordsee deutlich vermehrt. Die Forschenden erklären diese dichotomen Entwicklungen damit, dass verwandte Arten mit ähnlichen Überlebensstrategien häufig ähnlich auf veränderte Umweltbedingungen reagieren. Negative Entwicklungen traten bei verschiedenen Arten zum Beispiel oft zeitgleich auf.
Die Ursachen der beobachteten Veränderungen sind noch nicht vollständig geklärt und werfen neue Fragen auf. „In weiteren Untersuchungen wollen wir die Ursachen dieser Veränderungen genauer erforschen“, erklärt Prof. Dr. Britas Klemens Eriksson in einer Pressemitteilung der Universität Oldenburg. Nur so lassen sich die ökologischen Folgen besser verstehen und gezielte Schutzmaßnahmen entwickeln.
Quellen: „Synthesis of Population Trends Reveals Seascape-Wide Reorganisation of Biodiversity From Microalgae to Birds“ (Global Change Biology via Wiley Online Library, 2025), Universität Oldenburg
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