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Arktis: Neue Entdeckung tief unter dem Eis – sie stellt bisherige Annahmen auf den Kopf

Im Meeresboden der Arktis haben Forschende Spuren von uralten Lebewesen entdeckt. Diese Erkenntnis könnte unsere Vorstellung von der eiskalten Region nachhaltig verändern.

KI-generiertes Bild eines Risses im Eis
© Sahraya - stock.adobe.com

Die Arktis – so bald könnte sie schon eisfrei sein

Forschende haben ein neues Datum errechnet, wann die Arktis das erste Mal eisfrei sein könnte. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Eine Theorie in der Wissenschaft besagt, dass während der kältesten Eiszeiten einst ein riesiges, dickes Schelfeis den gesamten Ozean der Arktis bedeckte. Doch Forscher*innen haben nun in dessen Meeresboden eine neue Entdeckung gemacht, die eine solche Annahme gehörig infrage stellt.

Arktis: Hinweise auf uralte Organismen

So hatten Forschende tief in den Meeresboden des zentralen Nordmeeres und des Jermak-Plateaus nördlich von Spitzbergen gebohrt. Die dort gewonnenen Sedimentkerne wurde dann genau unter die Lupe genommen. Ihre Erkenntnisse haben sie vor Kurzem im Fachmagazin Science Advances veröffentlicht. In der Studie stellt das Forschungsteam die Theorie infrage, die besagt, dass der Ozean der Arktis früher von einer massiven Eisschicht bedeckt war.

Denn in den Sedimentkernen befinden sich chemische Fingerabdrücke von Algen, die vor langer Zeit in der Arktis lebten. Einige dieser Algen wachsen nur im offenen Wasser, während andere unter saisonalem Meereis gedeihen, das sich jedes Jahr bildet und schmilzt.

Der Arktische Ozean scheint also in der Vergangenheiten nicht von ständigem, sondern saisonalem Meereis bedeckt gewesen zu sein. So gab es wohl auch in den härtesten Kälteperioden der letzten 750.000 Jahre offenes Wasser und lebenserhaltende Bedingungen für zahlreiche Organismen.

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Das passierte vor Tausenden von Jahren

„Unsere Sedimentkerne zeigen, dass das Meeresleben selbst in den kältesten Zeiten aktiv war“, erklärt Jochen Knies, Hauptautor der Studie, in einer Mitteilung der Arktischen Universität Norwegens, die auf ScienceDaily veröffentlicht wurde. „Das deutet darauf hin, dass es an der Oberfläche Licht und offenes Wasser gegeben haben muss. Das wäre nicht zu erkennen, wenn die gesamte Arktis unter einer kilometerdicken Eisschicht eingeschlossen wäre.“

Um die Ergebnisse der geologischen Untersuchungen zu überprüfen, simulierte das Forschungsteam mit einem hochauflösenden Computermodell die arktischen Bedingungen während zweier besonders kalter Perioden. Dies bestätigte ihre Vermutung. Die Simulationen zeigten, dass selbst während dieser extremen Vereisungen warmes Atlantikwasser in den arktischen Ozean flossen. Dies trug dazu bei, dass einige Teile des Ozeans nicht vollständig zufroren.

„In einigen Teilen der Arktis mag es während besonders starker Kälteperioden kurzzeitig Schelfeis gegeben haben. Wir sehen jedoch keine Anzeichen eines einzigen, massiven Schelfeises, das über Jahrtausende alles bedeckte“, stellt Knies klar. Eine mögliche Ausnahme könnte vor etwa 650.000 Jahren aufgetreten sein, als die biologische Aktivität im Sedimentgestein stark zurückging. Doch selbst dann deuten die Belege auf ein vorübergehendes Ereignis hin, nicht auf eine lang anhaltende Eisdecke in der Arktis.

Quellen: ScienceDaily, „Seasonal sea ice characterized the glacial Arctic-Atlantic gateway over the past 750,000 years“ (Science Advances 2025)

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