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Archäologischer Fund in Polen: 1.000 Jahre altes Gesicht auf dem Grund eines Sees entdeckt

Die mittelalterliche Kultur der Slawen birgt noch immer viele Geheimnisse. Eines davon schlummerte jahrhundertelang auf dem Grund eines Sees.

KI-generiertes Bild eines Lichtkegels auf dem Grund eines Gewässers.
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Bei Unterwasseruntersuchungen in Polen sind Forschende auf einen kuriosen archäologischen Fund gestoßen. Denn vom Grund des Lednica-Sees blickten sie auf einmal in ein rund 1.000 Jahre altes Gesicht an.

Archäologischer Fund trägt markante Gesichtszüge

Das Gesicht besteht aus Holz und weist laut dem Forschungsteam der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun überaus realistische Züge auf: Augen, Nase, Mund, ein charakteristisches Kinn und die ovale Kopfform sind erkennbar. Deren Ausmaße sind überaus ungewöhnlich. Denn bei dem archäologischen Fund handelt es sich nicht um eine Miniaturfigur, sondern um ein lebensgroßes architektonisches Element.

Die Forschenden gehen zudem davon aus, dass das Gesicht mehr war als nur dekoratives Motiv. Möglicherweise hatte die Darstellung eine symbolische Bedeutung – als Bild einer Gottheit, eines Schutzgeistes oder eines Helden, der die Bewohner der Siedlung beschützte. Darauf weisen die Art der Holzbearbeitung und der Gesichtsausdruck hin.

„Diese Entdeckung weckt nicht nur Bewunderung für die über tausend Jahre alte Handwerkskunst, sondern eröffnet auch eine faszinierende Diskussion über das spirituelle Leben der Slawen des frühen Mittelalters“, erklärt Dr. Andrzej Pydyn, Professor und Direktor des Zentrums für Unterwasserarchäologie an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń.

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Das Gesicht ist „einzigartiges Objekt“

Das Gesicht befindet sich auf einem Holzbalken. Dieser war wohl ursprünglich Teil des Verteidigungswalls der Siedlung. Genaue Analysen ergaben, dass der Baum für diesen Holzbalken etwa im Jahr 967 gefällt wurde. „In der materiellen Kultur der Slawen könnten figürliche anthropomorphe Darstellungen viel häufiger gewesen sein, als die Zahl der erhaltenen Artefakte vermuten lässt“, erklärt Konrad Lewek vom Zentrum für Unterwasserarchäologie der Nikolaus-Kopernikus-Universität.

So ist es wahrscheinlich, dass solche Figuren im Laufe der Zeit einfach durch natürliche Zersetzungsprozesse verschwunden sind. Denn „Holz verrottet schnell, weshalb solche Objekte nur unter außergewöhnlichen Bedingungen wie Feuchtgebieten oder Unterwasserumgebungen erhalten geblieben sind. Der Balken aus dem Lednica-See, der im Wallrutsch perfekt konserviert wurde, ist daher ein einzigartiges Objekt von außerordentlichem wissenschaftlichen und kulturellen Wert.“

Die Untersuchungen im Gebiet des Lednica-Sees sind dabei noch lange nicht abgeschlossen. Denn das Gewässer hat für die Archäologie eine ganz besondere Bedeutung. Die ersten Unterwasserfunde erfolgten dort in den 1950er Jahren. Eine systematische Erschließung begann dann Anfang der 1980er Jahre und dauert bis heute an. Derzeit läuft eine weitere Forschungssaison, es könnten also bald noch mehr erstaunliche archäologische Funde an die Oberfläche gebracht werden, die bisher auf dem Grund des Sees auf ihre Entdeckung warten.

Quelle: Nikolaus-Kopernikus-Universität in Toruń

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