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Antarktis: Forscher lösen langjähriges Rätsel – „es ist unglaublich aufregend“

Wann in der Antarktis Eisberge abbrechen, war lange ein Rätsel. Jetzt kann die Wissenschaft erstmals einen Blick in die Zukunft werfen.

Eisbrechen in der Antarktis.
© Андрій Андрон - stock.adobe.com

Antarktis - darum könnte sie unsere Tage verlängern

Die Erde erwärmt sich, die Pole schmelzen, soviel dürfte bekannt sein. Eine neue Studie kam nun aber zu dem Ergebnis, dass die Folgen noch weitreichender sind.

Es ist ein gängiger Prozess in der Antarktis: Große Eisstücke oder Eisberge brechen vom Rand eines Gletschers oder einer Eisschelfe ab und treiben ins Meer. Forschende untersuchen dieses sogenannte Kalben seit Jahren, um die Abläufe besser zu verstehen und vorhersagen zu können. Nun gelang einem Team ein bedeutender Durchbruch.

Kalben in der Antarktis zeitlich vorhersehbar

Bereits bekannt ist, dass Kalben ein natürlicher Prozess in der Antarktis ist, der durch verschiedene Faktoren ausgelöst wird, etwa durch Rissbildung im Eis, Erwärmung von Luft und Meerwasser, Wind, Wellen und hydrostatischer Druck. Außerdem gehört das Kalben zur natürlichen Dynamik des Eislebenszyklus, wobei der Klimawandel diesen Prozess durch verstärkte Erwärmung beschleunigen kann.

Ein Forschungsteam des British Antarctic Survey (BAS) konnte mithilfe langfristiger GPS- und Radarmessungen nun erstmals genauer bestimmen, wann Eisabbrüche stattfinden können. Die Wissenschaftler*innen verfolgten dabei feine Bewegungen und Spannungen innerhalb eines Eisschelfs. Besonders die Untersuchung des Eisbergs A-81 lieferte entscheidende Erkenntnisse, wie sie in ihrem Forschungspapier in Nature Communications verdeutlichen.

Während einer sogenannten Springtide – einer speziellen Form der Gezeiten, bei der der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser besonders groß ist – löste sich ein großer Eisblock vom Schelf. Die Analyse zeigt, dass die Gezeitenkräfte das Risswachstum und das Abbrechen von Eisbergen maßgeblich beeinflussen.

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Bedeutung für die Forschung

„Es ist unglaublich spannend, einen Zusammenhang zwischen etwas so Vorhersehbarem wie den Gezeiten und dem dramatischen, plötzlichen Prozess des Kalbens von Eisbergen aufzudecken“, erklärt Dr. Oliver Marsh, Hauptautor der Studie, in einer Pressemitteilung des BAS.

Diese Forschung eröffnet neue Möglichkeiten für kurzfristige Vorhersagemodelle des Kalbens in der Antarktis, was bisher schwer exakt prognostizierbar war. Ein wichtiger Fortschritt, denn ein besseres Verständnis des Timings von Eisbergabbrüchen ermöglicht auch eine genauere Abschätzung ihrer Folgen.

Quellen: „Ocean tides trigger ice shelf rift growth and calving“ (Nature Communications, 2025), British Antarctic Survey (BAS)

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