Ein archäologischer Fund in einer bekannten Stätte im Nordosten Ägyptens zeigt unter anderem zwei seltsame Initialen unter einem biblischen Text. Ein Forscher aus Israel ist sich sicher, dass es sich dabei um den ersten historischen Beleg für die Existenz von Moses handelt. Doch ob das stimmt, ist noch nicht völlig klar.
Archäologischer Fund: Schriftzeichen auf dem Sinai
Die Schriftzeichen wurden schon vor einiger Zeit entdeckt, und stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem späten 12. Jahrhundert vor Christus (v. Chr.). Genau in dieser Zeit werden für gewöhnlich auch die Ereignisse verortet, die im biblischen Buch „Exodus“ beschrieben werden. Sie erzählen den Auszug der versklavten Juden aus dem Reich der Pharaonen unter der Führung ihres Propheten Moses.
Unter den Symbolen, die eng mit der aramäischen Sprache verwandt sind, findet sich unter anderem auch ein Name. Dieser wiederum ist semitisch, also eng mit dem Hebräischen verwandt, das keine Vokale nutzt, weswegen sich dort lediglich zwei Buchstaben ergeben: M und ein zischend ausgesprochenes S. Mit ergänzten Vokalen könnte daraus „Moshe“ werden. Das ist die hebräische Schreibweise von „Mose“ oder „Moses“, wie der verantwortliche Wissenschaftler laut Patterns of Evidence angibt.
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Das sagt die Forschung
All die Symbole zusammengenommen lassen die Vermutung zu, dass der Schreiber eine einzelne semitisch aufgewachsene Person war. Außerdem muss er oder sie über eine ägyptische Ausbildung verfügt haben, da viele der Zeichen Charakteristika aus dem Reich der Pharaonen aufweisen. Der archäologische Fund bietet damit einen Ausgangspunkt für noch viel größere Annahmen: So vermutet der Forscher, Michael S. Bar-Ron, dass der bereits historisch nachgewiesene ägyptische Wesir Ankhu in Wahrheit der biblische Joseph gewesen sein könnte, wie er in seiner Studie schreibt.
Das lässt sich aus der Zeit herleiten, in der der Schreiber oder die Schreiberin der Zeichen auf der Sinai-Halbinsel gelebt haben muss. Diese Person stellte mit hoher Wahrscheinlichkeit den Abschluss einer langen Entwicklung dar. Damals bildete sich im alten Ägypten eine semitische Elite heran, die dann aber versklavt wurde (möglicherweise in einem Aufstand) und von der oder dem Schreiber*in, Moshe, nach Israel geführt wurde.
Bar-Rons Thesen sind jedoch jetzt schon, obwohl die Studie zu den Initialen noch nicht offiziell veröffentlicht ist, in der Forschung hochumstritten. Gegenüber Patterns of Evidence erklärte ein weiterer beteiligter Forscher, Pieter van der Een, Bar-Ron arbeite nach höchsten wissenschaftlichen Standards und überprüfe seine These selbst immer wieder. Noch steht die Annahme für den archäologischen Fund als echten Beweis von Moses´ Existenz auf wackligen Füßen. Aber bis zur offiziellen Publikation könnte sich das ändern.
Quellen: Patterns of Evidence, „Presenting Critical Readings of 22 Complex P-S Inscriptions Across Five Proposed Clades, the Stele of Reniseneb, a Seal of an Asiatic Egyptian High Official and Their Implications for Early Biblical Traditions“, (Proto-Thesis, 2025)
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