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Arktis: Mysteriöses Hai-Phänomen – Forscher stehen vor Rätsel

In den Gewässern der Arktis zieht ein mysteriöses Lebwesen seine Kreise: der Grönlandhai. Bis heute ist kaum etwas über die Tiere bekannt. Eine neue Studie zeigt nun aber, dass diese auch viel häufiger in Europa vorkommen, als gedacht.

KI-generiertes Bild eines Grönlandhais in einer Eislandschaft.
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Erst im November war ein riesenhafter Krater im grönländischen Eis gefunden worden. Nun gilt der Polarregion ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit. Leider auch wegen des Klimawandels.

Der Grönlandhai ist gleich aus mehrerlei Hinsicht ein wahres Faszinosum für die Forschung. So trotzt er nicht nur den widrigen Lebensumständen in der Arktis, sondern wird dabei auch mehrere Hundert Jahre alt, was ihm zum langlebigsten Wirbeltier der Welt macht. Doch wo der Hai seine Jungen überhaupt zur Welt bringt, ist bis heute ein Rätsel.

Haie aus der Arktis auch in der Nordsee

So wurde schon seit langem darüber spekuliert, warum es in den Gewässern der Arktis an Jungtieren des Grönlandhais mangelt. Die Tiere mussten also an einem anderen Ort auf der Welt ihre Kinder gebären. Eine neue Studie unter der Leitung von Forschern des Grönländischen Instituts für Natürliche Ressourcen und des Dänischen Naturhistorischen Museums präsentiert nun wichtige neue Puzzleteile rund um das mysteriöse Leben des Grönlandhais.

Die Studie zeigt unter anderem, dass der Grönlandhai viel häufiger in europäischen Gewässern vorkommt, als die meisten Menschen annehmen. Die Forschenden haben Fangdaten von über 1.600 Grönlandhaien untersucht. Dabei sticht der Skagerrak, ein Teil der Nordsee zwischen Dänemark, Norwegen und Schweden, als das Gebiet mit dem höchsten Anteil an Junghaien zwischen 90 und 200 Zentimetern hervor.

„Wir betrachten die tiefsten Bereiche des Skagerrak als potenziell wichtiges Nahrungsgebiet für junge Grönlandhaie. Tatsächlich ist die Studie die erste, die das Vorkommen von Grönlandhaien im Skagerrak systematisch untersucht“, erklärt Peter Rask Møller, außerordentlicher Professor und Meeresbiologe am Naturhistorischen Museum Dänemarks in einer Pressemitteilung der Universität Kopenhagen.

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Tiere kommen wohl aus der Tiefsee

Doch auch das heißt nicht, dass die Grönlandhaie auch dort zur Welt kommen. Eines der größten Rätsel ist weiterhin, wo sie ihre (vermutlich) Hunderte von Jungen pro Schwangerschaft gebären. Neugeborene Grönlandhaie sind nämlich etwa 40 Zentimeter groß, also noch deutlich kleiner als die Exemplare aus der Nordsee.

Die neue Studie kommt daher zu dem Schluss, dass dies wahrscheinlich nicht in Fjorden oder auf dem Kontinentalschelf in den Gewässern um Kanada, Grönland, Island, Norwegen oder Russland geschieht. Denn weder trächtige Weibchen noch Neugeborene wurden in diesen Gebieten jemals registriert.

Jedoch konnten einige sehr junge und kleine Tiere in der Nähe des Mittelatlantischen Rückens und der Irmingersee südlich von Island identifiziert werden. Das deutet darauf hin, dass der Hai aus der Arktis seinen Ursprung in der Tiefsee hat. „Zukünftige gezielte Studien werden höchstwahrscheinlich bestätigen, dass der Grönlandhai seine vielen Jungen in ungestörten Teilen der Tiefsee in der Nähe des Mittelatlantischen Rückens zur Welt bringt, in tiefen Gewässern, in denen kaum kommerzielle Fischerei stattfindet“, so der Hauptautor der Studie, Julius Nielsen, Gastforscher am Naturhistorischen Museum Dänemarks.

Quellen: University of Copenhagen, „Spatial Distribution of Greenland SharkSomniosus microcephalus (Bloch & Schneider, 1801) LifeStages Across the Northern North Atlantic“ (Ecology and Evolution 2025)

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