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Archäologischer Fund: 4.000 Jahre alte Zähne geben überraschendes Detail preis

Durch ihre neue Methode konnten die Wissenschaftler*innen ein Blick in die Traditionen und Bräuche der Menschen in Thailand vor 4.000 Jahren gewinnen. Dabei spielte wohl auch schon damals eine berauschende Substanz eine Rolle.

KI-Bild eines Totenschädels mit vollständigem menschlichen Gebiss.
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Ein aktueller archäologischer Fund aus Thailand gehört wohl eher in die ungewöhnliche Kategorie. In der Region Nong Ratchawat haben Forschende nämlich den Zahnbelag eines Menschen von vor etwa 4.000 Jahren analysiert. Dabei machten sie eine Entdeckung, die ein uraltes kulturelles Ritual in ein neues Licht rückt: Der Nachweis von Betelnüssen im Zahnstein einer jungen Frau.

Archäologischer Fund: 4.000 Jahre alter Zahnbelag gibt Antworten

Betelnüsse wirken ähnlich wie Koffein oder Nikotin – sie machen wach, euphorisch und entspannen zugleich. Auch heute noch kauen weltweit Millionen Menschen die nussähnlichen Früchte. Der archäologische Fund zeigt nun aber, dass diese Praxis in Südostasien schon deutlich früher verbreitet war als bisher gedacht. Dank moderner Technik fanden die Forschenden Spuren der psychoaktiven Pflanzen in Zähnen, die keinerlei typische Verfärbungen zeigten.

„Ein Großteil der mit dieser Methode durchgeführten Arbeiten beschäftigt sich mit der Suche nach Proteinen im Zahnstein aus ernährungsbedingten Gründen. Die wirklich innovative Methode, diese Verbindungen aus dem Zahnbelag zu entfernen, ist hier wirklich innovativ. Das hat noch niemand zuvor gemacht“, zitiert CNN Dr. Melandri Vlok von der Charles Sturt University in Australien.

Die Analyse gelang durch sogenannte Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie (LC-MS). Diese Methode extrahiert dabei chemische Stoffe aus winzigen Plaqueresten. Der archäologische Fund ist deshalb so besonders, weil er neue Maßstäbe in der Rückstandsanalyse setzt. „Im Wesentlichen haben wir eine Methode entwickelt, das Unsichtbare sichtbar zu machen“, erklärte Dr. Shannon Tushingham von der California Academy of Sciences in einer Mitteilung des Fachmagazins Frontiers in Environmental Archaeology.

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Methode könnte ganz neue Einblicke schaffen

Gefunden wurden die psychoaktiven Stoffe Arecolin und Arecaidin in drei Zähnen eines einzigen Skeletts. Den Forschenden zufolge gehörten die einer 25 Jahre alten Frau. Zwar fehlen bei ihr die typischen Zahnverfärbungen, doch der archäologische Fund beweise trotzdem den Konsum. Warum die Flecken fehlen, ist noch unklar, doch es könnte an anderen Kautechniken oder an gründlicher Mundhygiene liegen, vermuten die Forschenden.

Doch der Fund ist nicht nur ein Beweis für frühes Betelnusskauen, sondern auch ein Fenster in die Vergangenheit. Piyawit Moonkham, Archäologe an der Universität Chiang Mai, betont nämlich die soziale Bedeutung: „Wenn sie [seine Großmutter] darauf kaute, teilte sie es meist mit Freunden, der Familie oder Kollegen. Ich denke, es ist wichtig, weil es eine soziale Bindung schafft“, zitiert ihn die CNN.

In Zukunft wollen die Wissenschaftler*innen weitere Individuen in Nong Ratchawat untersuchen – mehr als 150 Gräber stehen dabei noch offen. Der archäologische Fund eröffnet somit ganz neue Möglichkeiten, alte kulturelle Praktiken zu erforschen. „Die Analyse von Zahnstein kann Verhaltensweisen aufdecken, die keine traditionellen archäologischen Spuren hinterlassen, und könnte unser Verständnis von alten Lebensweisen und Mensch-Pflanze-Beziehungen revolutionieren. Sie könnte neue Einblicke in die tiefe Geschichte menschlicher kultureller Praktiken eröffnen“, schwärmt Tushingham von der neuen Methode.

Quellen: CNN, Frontiers

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