Archäologische Funde werden oft in Ländern wie Ägypten, Griechenland, der Türkei und China gemacht. Aber auch Deutschland zählt zu den Spitzenreitern. Jährlich entdecken Forschungsteams hierzulande bei tausenden Grabungen zahlreiche Artefakte und Gräber. Nun stoßen Wissenschaftler*innen auf eine interessante Ruhestätte in Sachsen-Anhalt.
Archäologischer Fund: Taschen mit Hundezähnen entdeckt
In Sachsen-Anhalt startete dieses Jahr der Baubeginn für die Stromtrasse Südostlink. Dabei handelt es sich um ein zentrales Infrastrukturprojekt der Energiewende in Deutschland. Die 540 Kilometer lange Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung gilt als elementarer Baustein für die Versorgungssicherheit im Land. Da der Bau auf bislang nicht untersuchtem Boden stattfindet, begleiten Forscher*innen den Prozess und dokumentieren mögliche archäologische Funde.
Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt steht im Mittelpunkt der Untersuchungen und entdeckte zuletzt mehrere Ruhestätten bei Krauschwitz im Burgenlandkreis. Wie das Institut über in einer Pressemitteilung mitteilt (via Informationsdienst der Wissenschaften, idw), fand man fünf etwa 6.000 Jahre alte Tumulus-Anlagen sowie fünfzehn knapp 5.000 Jahre alte Gräber aus der Schnurkeramischen Kultur.
Drei der Ruhestätten sind dabei von besonderem Interesse, da den Toten ein einzigartiger Bestandteil ihrer Kleidung mit ins Grab gelegt wurde: mit Hundezähnen verzierte Taschen. Zwar ist das organische Material der Taschen – vermutlich Leder oder Stoff – längst vergangen, doch die sorgfältig durchbohrten Zähne sind vollständig erhalten. Den Forscher*innen zufolge waren die Taschen ursprünglich etwa 30 Zentimeter (cm) lang und mindestens 20 cm hoch, beutelförmig und mit bis zu 350 Zähnen besetzt.
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Brauch der Reichen
Bei knapp zwanzig Prozent der gefundenen Frauengräber wurde eine solche Tasche entdeckt – offenbar handelte es sich um ein sehr persönliches und stark statusbezogenes Objekt. Aufgrund der Lage im Grab und gelegentlich darin gefundenen Säuglingsknochen werden die Taschen als eine Art Babytrage interpretiert. Es ist denkbar, dass sie nicht nur praktischen, sondern auch symbolischen Charakter hatten: Sie könnten Aspekte wie Mutterschaft, Schutz oder soziale Rolle der Frau verkörpert haben.
„Diese reich verzierten Taschen waren der elitären Gesellschaftsschicht vorbehalten“, erklärt Susanne Friederich, Archäologin und Abteilungsleiterin im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, wie die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf die Deutsche Presse-Agentur dpa zitiert.
Die Zugehörigkeit zur Elite wird aus der aufwendigen Ausstattung und der auffälligen Grabbeigabe deutlich. Solch aufwendig verzierte Taschen waren offenbar nur einem kleinen Teil der Bevölkerung vorbehalten und galten als persönlicher, nicht vererbbarer Besitz. Ihr Fund gibt faszinierende Einblicke in das Selbstverständnis und Alltagsleben einer frühbronzezeitlichen Oberschicht.
Quellen: Informationsdienst der Wissenschaften, Süddeutsche Zeitung
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