Die Tiefen der Meere verbergen zahlreiche Schätze der menschlichen Geschichte. Während viele davon noch unentdeckt sind, werden immer wieder bedeutende archäologische Funde gemacht. Vor der britischen Küste in der Nordsee wurde nun zum Beispiel ein Schiffswrack aus dem Ersten Weltkrieg geborgen.
HMS Nottingham bei archäologischem Fund entdeckt
Bei der Suche nach archäologischen Funden in der Tiefsee helfen besonders alte Logbücher und Aufzeichnungen. Auch aus dem Ersten Weltkrieg sind einige dieser Journals erhalten und konnten jetzt bei der Suche nach einem bekannten Kriegsschiff helfen: der HMS Nottingham. Der britische Leichte Kreuzer wurde 1916 vom deutschen U-Boot U 52 versenkt, wie es auch in dessen Logbuch dokumentiert ist. Durch den Angriff starben damals 38 Mitglieder der britischen Navy.
Die internationale Expeditionsgruppe „Xplore“ sammelt seit drei Jahren Informationen, um das Schiff zu lokalisieren. Das Logbuch der U 52 lieferte dabei den entscheidenden Hinweis, so Alexandra Pischyna gegenüber dem NDR. Die Taucherin aus Bremerhaven suchte gemeinsam mit neun weiteren Spezialist*innen mithilfe der aus dem Logbuch gesammelten Informationen nach der HMS Nottingham. Die Expedition erfolgte etwa 60 Seemeilen (circa 111 Kilometer) vor der britischen Küste in der Nordsee. Sie fanden das Wrack in einer Tiefe von etwa 82 Metern.
Die Identifikation gelang unter anderem, weil am Heck der Name ‚HMS Nottingham‘ in bronzenen Buchstaben gut lesbar war. „Das Schiff steht aufrecht auf dem Seegrund und ist bemerkenswert gut erhalten“, sagt Pischyna. Das ist besonders ungewöhnlich, da Kriegsschiffwracks meist stark beschädigt oder zerfallen sind.
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Wichtige Artefakte geborgen
Wie die Royal Navy berichtet, hat man die erhaltenen Beweise und Artefakte, die bei der Expedition geborgen wurden – darunter weißes Porzellan mit dem königlichen Marinewappen und bronzene Buchstaben mit dem Schiffsnamen am Heck –, entgegengenommen und leitet nun eine offizielle Prüfung des Wracks ein.
„Die Objekte sind in Anbetracht ihres Alters, der gewaltsamen Zerstörung des Schiffes und der langen Zeit unter Wasser in einem phänomenalen Zustand“, erläutert Marinehistoriker Nick Hewitt im Bericht der Navy. Sie werden während der Konservierungsarbeiten in versiegelten Behältern mit Salzwasser aufbewahrt.
Die Untersuchung könnte auch Aufschluss über die genaue Ursache des Untergangs der HMS Nottingham geben. Es wird vermutet, dass ein Feuer im Kohlebunker eine Explosion auslöste, doch diese Theorie ist bislang unbestätigt. Die archäologischen Funde könnten hier der Schlüssel für Klarheit sein.
Quellen: NDR, Royal Navy
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