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Doctolib: Datensicherheit Fehlanzeige – schwere Vorwürfe auch an Berliner Senat

Doctolib befindet sich auf knapp 10 Millionen Smartphones in Deutschland. Einige Nutzerinnen und Nutzer trafen diese Entscheidung nicht wirklich freiwillig und müssen nun mit den Konsequenzen leben.

Doctolib
Mit Doctolib kannst du Arzttermine per App verwalten. © davide bonaldo - stock.adobe.com

Gerade in der deutschen Hauptstadt Berlin dürfte sich Doctolib auf vielen Smartphones befinden. Damit konnten sich die Bewohner und Bewohnerinnen nämlich blitzschnell einen Termin im Impfzentrum gegen SARS-CoV-2 sichern. Nun müssen sich das Bundesland sowie die Smartphone-Anwendung mit schweren Vorwürfen auseinandersetzen.

Doctolib und Berlin: Ein abgekartetes Spiel?

„Wie der Berliner Senat die Daten von Impfwilligen verscherbelte“, titelt Algorithm Watch. Der gemeinnützige Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, technische Entwicklungen ethisch zu hinterfragen. In einer Analyse haben die Expertinnen und Experten daher die Entstehung der Partnerschaft zwischen den beiden Parteien genau unter die Lupe genommen.

Ihren Erkenntnissen zufolge habe Berlin an das französische Unternehmen keinen Cent für den Impf-Service bezahlt. Stattdessen geben nun die Anwender*innen etwas Wertvolles her: ihre sensiblen Gesundheitsdaten. Seit Beginn der Impfkampagne wurden im Raum Berlin nämlich über Doctolib 1,6 Millionen Impftermine vergeben. Und das ist nur möglich, wenn du dich vorher bei der App registrierst. Insgesamt würde die App von knapp 10 Millionen Deutschen genutzt, erklärt Eva Wolfangel, Technikjournalistin gegenüber Deutschlandfunk Kultur. Und das lässt bei ihr die Alarmglocken schrillen.

Wie sicher sind deine Daten?

Ende 2020 sorgten widersprüchliche Aussagen zu einem großen Datenhack ebenfalls für Misstrauen. Über 150 Millionen Termine aus der Anwendung sollen für Dritte zugänglich gewesen sein. Doctolib leugnet das und spricht lediglich von 45 geleakten Terminen aus Deutschland.

Das Unternehmen machte auch im Jahr 2021 nachgewiesenermaßen schändlichem Datensendeverhalten Negativschlagzeilen. Docotlib gab die Gesundheitsdaten von Userinnen und Usern an Werbefirmen wie Facebook oder Outbrain weiter.

Natürlich konnte das Land Berlin diese Ereignisse nicht voraussehen. Allerdings ist es für Algorithm Watch es bereits problematisch, dass der Berliner Senat keine Habachtstellung bei Vertragsabschluss eingenommen habe. „Jedoch beinhalteten weder die Vergabeformulare noch der Vertrag eine Klausel, die Doctolib untersagte, die Konten der Nutzer*innen auch für etwas anderes als die Vergabe von Impfterminen zu nutzen.“, erklären sie.

Das könnte hinter der Methode stecken

Sie mutmaßen, dass Doctolib mit dem 0-Euro-Angebot für Europa erste Weichen stellen will, um im Bereich Smartphone-Apps für den Gesundheitsbereich an erster Stelle zu stehen. Das deckt sich mit den Erkenntnissen Wolfangels zur Investorensuche des französischen Unternehmens. „Die haben jetzt erst eine große Zahlungsrunde abgeschlossen.“, und dies sei unter anderem auf die Unmenge deutscher User gelungen.

Dabei zeigte sich der Konzern in der Vergangenheit wenig Vorbildlich in Sachen Transparenz und Umgang mit Nutzerdaten. Wolfangel und Algorithm Watch kommen folglich beide zu dem Schluss, dass man von der Anwendung lieber die Finger lassen sollte.

Quelle: Algorithm Watch, Deutschlandfunk Kultur, eigene Recherche

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