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Expertin warnt vor beliebter App – sie sei „grundsätzlich problematisch“

Eine neue Anwendung aus dem Bereich Social Media hat in den USA bereits die Charts erstürmt. Dabei kann sie laut einer Expertin fatale Auswirkungen haben.

Frau und Social Media Icons
Social Media-Apps können auch negative Auswirkungen auf User*innen haben. © PhotoPlus+ - stock.adobe.com

Im August letzten Jahres wurde die neue Social Media-App Gas veröffentlicht. Der Name leitet sich vom englischen „gassing someone up“ ab und bedeutet so viel wie „jemanden auftanken“. Die Anwendung soll dazu dienen, Positives über die User*innen zu sagen, was an sich eine offensive Bewegung gegen Hass im Netz ist. Doch eine Expertin sieht einen extremen Nachteil darin.

Social Media-App Gas in den USA sehr beliebt

Das Konzept der Social Media-App ist einfach: Sie dient dazu Komplimente zu verteilen. Das gelingt komplett anonym. Mithilfe der Anwendung kann man etwa benennen, welche Eigenschaften man an dem anderen besonders schätzt oder für welche Erfolge man sich mitfreut.

In den USA befindet sich die Anwendung auf den Smartphones vieler Heranwachsender. Insbesondere unter Schüler*innen auf der High School erlebt die Social Media-App einen wahren Hype.

Im deutschen Google Play Store sucht man Gas vergeblich. Im App Store für iPhones hingegen kann man sie auch hierzulande installieren. Doch die Anwendung, die ihr Konzept in anonymem Lob und Anerkennung findet, könnte durch den Erfolg in Übersee auch mit Leichtigkeit nach Deutschland kommen.

Eine Funktion ist ein zweischneidiges Schwert

Sie bietet außerdem die Möglichkeit für stolze 10 US-Dollar pro Woche Hinweise auf die Identität der anonymen Komplimentegeber*innen zu erhalten. Genau hier sieht jedoch die Journalistin Alexandra Samuel einen potentiell gefährlichen Mechanismus.

Als Autorin von dem Buch „Work Smarter with Social Media“ hat sie bereits tiefe Einblicke in die digitale Welt erhalten und warnt vor den Folgen der Funktion. „Jugendliche befinden sich in einer sehr gefährdeten Phase ihrer Entwicklung. Sie haben kein ausgewachsenes Gehirn, sind in einem Kontext aufgewachsen, in dem ihre Online-Identität untrennbar mit ihrer Offline-Identität verbunden ist und befinden sich mit der High School in einem Schnellkochtopf“, erklärt sie gegenüber der The Toronto Star.

Demzufolge würde laut Samuel die besagte Funktion der Social Media-App den Vergleich mit anderen nur verstärken. Der Fokus der Heranwachsenden würde zunehmend auf Fragen wie „Wer mag mich?“, „Werde ich von anderen anerkannt?“, „Was finden andere an mir gut?“ und weiteres rücken.

Unsicherheiten dadurch verstärkt

Das würde folglich dazu führen, dass die Social Media-App trotz gutgemeintem Konzept die Unsicherheiten der Anwender*innen eher verstärken würde.

„Wir müssen realistisch sein, welches Maß an psychologischem Druck wir von Kindern abverlangen, und ihnen keine Technologien und Werkzeuge geben, die darauf abzielen, ihre Ängste auszunutzen, anstatt sie zu beruhigen.“

Alexandra Samuel

Doch selbst neben der bezahlpflichtigen Zusatzoption sieht sie Gas als „grundsätzlich problematisch“ an, da sie dazu verleiten würde, Kinder untereinander zu vergleichen. „Das ist extrem ungesund“, fasst sie daher zusammen.

Verantwortliche schweigen zu Bedenken

Auf die Anfrage von The Toronto Star zu den Bedenken Samuels hat Mitgründer Nikita Bier nicht reagiert. Stattdessen wurde auf das Dachunternehmen Discord verwiesen, das die Social Media-App nur Monate nach dem Launch im Vorjahr aufgekauft hat. Auch hier wartet man vergeblich auf eine Stellungnahme.

In einem Interview mit Bloomberg aus 2022 sagte Bier lediglich, dass Gas dazu diene „das Selbstwertgefühl zu stärken und Positivität zu verbreiten“. Ob das maßgeblich durch die Anerkennung anderer gelingen sollte, ist jedoch in Frage zu stellen. So zeigt etwa eine Studie, dass der gezielte Verzicht auf Social Media starke, positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben kann.

Quellen: The Toronto Star, Bloomberg

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