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Anonymous: Bei Aktion gegen russische Regierung können alle mitmachen – Hacking-Wissen nicht nötig [Update]

Anonymous geht gegen die russische Regierung vor und teilt auch eine Aktion, bei der alle ohne Hacking-Kenntnisse mitmachen können. Uns ist allerdings jüngst etwas aufgefallen.

Anonymous-Maske.
Anonymous geht gegen die russische Regierung vor. © imago images/NurPhoto

Nachdem Wladimir Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine startete, erklärte das Hackingkollektiv Anonymous der russischen Regierung den „Cyberkrieg“. Bis heute soll es etwa zahlreiche Webseiten der Regierung lahmgelegt haben. Außerdem bewirbt es eine Aktion, bei der alle mitmachen können. Hacking-Kenntnisse sind dafür nicht nötig. Allerdings ist uns bei Nachforschungen etwas aufgefallen.

Anonymous: Diese Aktion wird beworben

Soweit bekannt, ist die Berichterstattung über die aktuelle Situation in Russland einseitig. Das Wort „Krieg“ soll vermieden werden. Stattdessen werde von einer „Friedensmission“ gesprochen und Medien, die nicht unter russischer Staatskontrolle stehen, werden zensiert. Heute berichtet etwa die Tagesschau, dass russische Behörden nach eigenen Angaben den Zugang zu Webseiten der Deutschen Welle und weiteren unabhängigen Medien „eingeschränkt“ haben. Betroffen seien auch BBC, Medusa und Swoboda.

Bereits am 28. Februar 2022 bewirbt Anonymous eine Aktion, die von einem Twitter-Nutzer vorgeschlagen wurde, welche helfen soll, Menschen in Russland über den Zustand in der Ukraine zu informieren.

„Geh zu Google Maps. Geh nach Russland. Finde ein Restaurant oder ein Geschäft und schreib ein Review. Wenn du die Rezension schreibst, erkläre, was in der Ukraine passiert.“

Anonymous via Twitter

Text, der gepostet werden kann

Die Hackergruppe gibt einen Text auf russisch vor, der übernommen werden kann – wobei einige russischsprachige Nutzer:innen bereits weitere Vorschläge gemacht haben. So lautet der aktuelle Vorschlag:

„Было хорошо! Однако, Путин испортил нам настроение, вторгшись в Украину. Восстаньте против своего диктатора, прекратите убивать невинных людей! Ваше правительство лжет вам. Восстаньте!“

Übersetzt bedeutet es:

„Es war nett! Allerdings hat Putin unsere Stimmung durch den Einmarsch in die Ukraine verdorben. Erhebt euch gegen euren Diktator, hört auf, unschuldige Menschen zu töten! Eure Regierung lügt euch an. Steht auf!“

Zahlreiche Nutzer:innen posten unter dem Tweet, dass sie solche „Bewertungen“ unter Restaurants, Hotels und Sehenswürdigkeiten geschrieben haben. Eine Person erklärt, sie teilt diese entsprechende Informationen auf ihrem Tinder-Profil und stellt es in regelmäßigen Abständen auf verschiedene russische Städte um.

Indes wächst der Widerstand gegen den Krieg in Russland. Trotz Repressionen gehen Menschen auf die Straße und demonstrieren. Tausende Menschen sollen in Moskau bereits festgenommen worden sein (via BR).

Bei unserer Suche nichts auffindbar

Einiger Twitter-Nutzer:innen veröffentlichten, an welchen Orten, sie ihre „Rezension“ angegeben haben. Wir sind am 4. März 2022 zahlreiche durchgegangen, konnten die Bewertungen allerdings nicht finden. Offenbar wurden sie wieder entfernt.

Nicht auffindbar ist etwa die 5-Sterne-Bewertung des Leo Tolstoy State Museum. Auch bei dem Cafe Pushkin, bei La Spezia und bei Grand Cafe Dr. Jhivago wurden wir nicht fündig.

Anschließend folgt unser ursprünglicher Artikel vom 28. Februar:

Anonymous erklärt „Cyberkrieg“

Anonymous verachtet das Handeln von Wladimir Putin offensichtlich zutiefst und will mit Cyberangriffen auf Webseiten der russischen Regierung Vergeltung für die „Russland-Invasion in der Ukraine“ üben. Das teilt die Hackergruppe am 24. Februar per Twitter mit.

„Das Kollektiv Anonymous befindet sich offiziell im Cyberkrieg gegen die russische Regierung.“

Anonymous via Twitter

Bereits kurze Zeit nach der Ankündigung erklärt Anonymous, dass etwa Russia Today (RT News) nicht mehr funktioniert.

„#Anonymous hat die Webseite des #russischen Propagandasenders RT News lahmgelegt […] als Reaktion auf die brutale Invasion des Kreml in der #Ukraine.“

Anonymous TV via Twitter

Willst du RT (früher Russia Today) aufrufen, erscheint tatsächlich der Hinweis: „403 – Forbidden“ auf der Webseite. Außerdem heißt es, dass der Client keine Zugriffsrechte auf den Inhalt habe, weshalb sich der Server weigere, eine ordnungsgemäße Antwort zu geben. Der Nachrichtensender sendet unter anderen in den USA.

Mit ihrer Aktion richtet sich Anonymous nicht gegen die russische Bevölkerung, sondern gegen Wladimir Putin. Das Hackerkollektiv setzt sich für den Frieden ein und erklärt in einem weiteren Post, dass wir gemeinsam die Welt verändern könnten. „Es ist an der Zeit, dass das russische Volk zusammensteht und ‚NEIN‘ zu Wladimir Putins Krieg sagt.“

Anonymous gegen „staatliche Zensurmaschine“

„Anonymous hat laufende Operationen, um .ru-Websites der Regierung offline zu halten und Informationen an das russische Volk zu übermitteln, damit es von Putins staatlicher Zensurmaschine befreit werden kann“, erklärt das Hackerkollektiv am 26. Februar. Dabei vergisst es nicht das ukrainische Volk: „Wir haben auch laufende Operationen, um die ukrainische Bevölkerung so gut wie möglich online zu halten.“

Dazu schreiben sie außerdem ihr Motto:

„Wir sind Anonymous.
Wir sind eine Legion
Wir vergeben nicht,
Wir vergessen nicht.
Erwarte uns.“

Anonymous spricht außerdem den Respekt für zahlreiche russischen und ukrainischen Menschen aus:

„#Anonymous respektiert das russische Volk, das sich gegen seine Regierung stellt! Sie sind wir und wir sind Sie! Anonymous respektiert die Freiheitskämpfer der Ukraine! Sie sind wir und wir sind Sie!“

Anonymous via Twitter

Unter anderen Seiten kremlin.ru, government.ru und mil.ru sind derzeit down.

Weitere Webseiten down

Immer noch sind zahlreiche Webseiten der russischen Regierung down. Zu den oben aufgezählten Webseiten kommen etwa auch Folgende hinzu:

  • Das Ministerium für Kommunikation und Informatisierung der Republik Belarus: mpt.gov.by
  • Staatliche Behörde für Militärindustrie der Republik Belarus: vpk.gov.by
  • Belarussisches Militär: Mil.by

Nach Spekulationen könnte am Montagmorgen könnte sich auch Ukraines Nachbarland Belarus in den Angriffskrieg einschalten (via Mopo).

Anonymous twittert am 28. Februar 2022:

„Keine Nation verdient es, nach Lust und Laune von den Wahnvorstellungen eines Verrückten überfallen zu werden. Niemand verdient es, unter Zensur zu leben, wo er den Mächtigen nicht die Wahrheit sagen kann. Als Aktivist:innen werden wir immer für die Unterdrückten kämpfen! Wir sind #Anonymous #OpRussia“

Anonymous via Twitter

Wer sind Anonymous?

Anonymous sind Einzelpersonen oder auch Gruppen von Hacker:innen, die sich unter anderem für Meinungsfreiheit und Frieden einsetzen. Ein Markenzeichen ist die Guy Fawkes-Maske, die bei zahlreichen Protesten zum Einsatz kommt. Sie ist angelehnt an „V wie Vendetta“. In dem Comic führt der Held einen Bombenkrieg gegen den totalitären Staat, zu dem sich England entwickelt hat – als anarchistischer Einzelkämpfer.

Das Motto von Anonymous lautet:

„Wir sind Anonymous. Wir sind Legion/viele. Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht. Erwartet uns.“

Anonymous stellt auf dem Twitter-Account @YourAnonNews klar, dass es keinen offiziellen Account von dem Hackerkollektiv gibt. Jede Information werde vor Veröffentlichung geprüft. Sollte die Gruppe falsch liegen, werde sie diese auch öffentlich wieder zurückziehen.

Außerdem mache Anonymous etwa die Cyberangriffe gegen die russische Regierung nicht für Geld. „Wir wollen die Welt zum Besseren verändern. Die meisten von uns leben auch von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck. Wir verstehen eure Situation, weil wir uns auch darin befinden“, heißt es. Anonymous werde niemals um Geld bitte. Die Gruppe sei weder bei Telegram noch bei bei Discord. Die Plattformen seien nicht sicher für das, was Anonymous mache.

Jetzt führt das Kollektiv offenbar einen „Cyberkrieg“ gegen die russische Regierung.

Quelle: Twitter/Anonymous, Twitter/Anonymous TV, Mopo, BR, Tagesschau

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

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