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Schlag gegen Putin: Hacker fluten Netz mit russischen Daten – sie sollen besonders „qualvoll für den Kreml“ sein

Als Protest gegen Wladimir Putins Invasion der Ukraine nutzen Amateur-Hacker unter anderem massive Leaks sensibler Unternehmensinformationen. Das Schadenspotenzial der gesammelten Daten ist laut Expertin hoch.

Totenschädel in Nationalfarben Russlands vor Binärcode.
Behörden haben einen russischen Hacker identifiziert. © Getty Images/kaptnali

Nicht mehr nur bekannte Gruppierungen wie Anonymous versuchen Russland und Präsident Putin wiederholt abzustrafen für den Ukraine-Krieg und seine bisherigen Folgen. Ganze Netzwerke an Freiwilligen haben sich seit dem Einmarsch formiert und versuchen gezielt gegen die Kriegstreiber vorzugehen. Im Fokus steht dabei auch ganz explizit der Kreml. Der Schaden, den die Beteiligten dabei anrichten wollen, soll so groß wie möglich sein.

Ukraine-Krieg: „Noch nie so viele Daten aus Russland gesehen“

Lange Zeit war Russland bekannt für seine Armee an Hackern. Seitdem dem Präsident Putin allerdings den Krieg gegen die Ukraine losgetreten hat, sehen sich Dutzende russischer Organisationen einschließlich Regierungsbehörden selbst im Kreuzfeuer schädlicher Cyberaktivitäten. Unter anderem sollen die Kameras des Kreml gehackt worden sein.

Frühen NBC News-Berichten zufolge, sollen seit Monaten ganze Fluten an gestohlenen Informationen russischer Banken, Energiekonzerne, Regierungsbehörden und Medienunternehmen ins Internet gespült werden.

„Offen gesagt haben wir bisher noch nie so viele Daten aus Russland gesehen. Russland war noch nie wirklich ein solches Ziel“, erklärt Emma Best von Distributed Denial of Secrets (DDoSecrets).

„In weniger als zwei Monaten seit Beginn der Invasion haben wir über 6 Millionen russische Dokumente veröffentlicht – und so fühlt es sich auch an.“

Emma Best, Mitgründerin Distributed Denial of Secrets (via The Intercept)

Größtmöglicher Schaden für Russlands Regierung

Das Unternehmen ist bekannt dafür, gigantische Massen an Daten aus diversen Quellen zu kuratieren und zu veröffentlichen. Seit der Ukraine-Krieg allerdings begonnen hat, werden Best und ihr Team mit russischen Dateien überrannt, die von Hacktivisten angeblich entwendet wurden. Seit mehreren Wochen sind diese in Übersetzung, Verifizierung und Formatierung.

Welche Konsequenzen die Inhalte haben, könnte sich dagegen erst in Jahren herausstellen. Ihr Schadenspotenzial scheint aber hoch. Agnia Grigas, Russland- und Energieindustrie-Expertin, beurteilt die Situation zumindest folgendermaßen:

„Die Hacker haben es auf die russischen Staatsunternehmen abgesehen, durch die sie die größte Qual für den Kreml hervorrufen können.“

Agnia Grigas, Russland- und Energieindustrie-Expertin

Drahtzieher hinter der Operation unbekannt

Auch ist nicht klar, wer genau hinter den Hack-und-Leak-Vorfällen steckt. Die große Mehrheit der Quellen, die die gehackten russischen Daten zur Verfügung stellen, scheinen anonyme Einzelpersonen zu sein.

Viele davon identifizieren sich The Intercept zufolge als zur Anonymous-Bewegung zugehörig. Einige der Quellen schicken E-Mail-Adressen und andere Kontaktinformationen als Teil der übermittelten Daten. Andere wie „Network Battalion 65“ haben ihre eigene Social-Media-Präsenz und posten über ihre Aktivitäten.

„JSC Bank PSCB, sie werden nun kontrolliert durch das Network Battalion 65. Wir danken dafür, dass sie so viele Anmeldedaten in Chrome speichern. Gut gemacht.

Es ist offensichtlich, dass eine Reaktion auf den Vorfall gestartet wurde. Viel Glück dabei, ihre Daten ohne uns wieder zu bekommen. Sagen sie ihrer Regierung, GTFO (aus der #Ukraine.“

Twitter/@xxNB65

Immerhin die Motivation sei recht eindeutig laut Best: „Jetzt gerade schreien Leaker, Hacktivisten und der Rest der allgemeinen Bevölkerung auf als Antwort auf die Ungerechtigkeit der russischen Invasion der Ukraine und die Unmenschlichkeit der Kriegsverbrechen, die von den Invasoren begangen werden.“

Neben dem Diebstahl vermeintlicher Unternehmensinterna durch Hacker ergreifen inzwischen aber auch viele Menschen ohne entsprechende Kenntnisse Maßnahmen, zum Beispiel per WhatsApp, um die Ukraine im Krieg zu unterstützen.

Dabei hilft ein Online-Tool, entsprechende Textnachrichten oder auch SMS an willkürlich ausgewählte Personen in Russland zu schicken und sie über die Kriegsvorgehen zu informieren. Ziel ist es, die russische Propaganda zu umgehen.

Quellen: NBC News, The Intercept, Twitter/@xxNB65

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

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