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Anonymous: Ursprünge und Ziele des weltweit bekanntesten Internet-Kollektivs

Zwar folgt Anonymous keiner einheitlichen Organisation, aber doch einer gemeinsamen Idee. Das solltest du darüber wissen.

Person mit Guy Fawkes-Maske
Anonymous ist ein loses, internationales Hackingkollektiv. © REDPIXEL - stock.adobe.com

Anonymous ist ein loses Kollektiv, eine weltweite Bewegung aus Hacktivistinnen und Hacktivisten. Da es sich dabei weder um eine offizielle Organisation handelt noch um einen eingetragenen Verein. Doch was ist Anonymous, wenn es keine Führungsspitze, kein einheitliches Kommunikationsmittel und keinerlei gemeinsame Struktur gibt?

Was ist Anonymous und wo kommt es her?

Längst erstrecken sich die Aktionen des Kollektivs über die Grenzen des Internet hinaus in die physische Welt. Doch bleiben seine Mitglieder selbst dort meist anonym, geschützt durch Masken des historischen Offiziers und Attentäters Guy Fawkes. Ebendiese Anonymität verbindet die Mitstreitenden bereits seit den Ursprüngen der Bewegung.

Die Verwendung der Guy Fawkes-Maske geht auf den dystopischen Polit-Comic „V wie Vendetta“ (1982) zurück. Darin bekämpft die mit einer solchen Maske bekleidete Hauptfigur V ein unterdrückerisches Regime.

Diese Art der geteilten Identität als Basis der Idee des Kollektivs fand ihren Anfang auf zahlreichen Imageboards, insbesondere 4chan. Dort wird an Besucherinnen und Besuchern die Bezeichnung „Anonymous“ vergeben, die unerkannt Beiträge und Kommentare posten. Schon zu beginn scherzten einige, dass es sich bei der Frage „Was ist Anonymous?“ vielmehr um ein „Wer ist Anonymous?“ handeln müsse.

Doch war es die wachsende Popularität dieser Plattformen, die den Ball erst so richtig ins Rollen brachte. Nach und nach bildeten sich Grüppchen, der Grundstein des Kollektivs, das wir heute kennen. In diesem Zeitraum entstanden auch die „Rules of the Internet“, eine Liste von zunächst 50 Regeln, die am 25. November 2006 auf 4chan das Licht der Welt erblickte. Heute werden sie in Teilen als eine Art Manifest der Bewegung betrachtet.

Insbesondere stechen dabei die Regeln drei bis fünf ins Auge. Sie sind bis heute fester Bestandteil des Anonymous-Mottos:

  • Regel 3: Wir sind Anonymous.
  • Regel 4: Anonymous ist Legion.
  • Regel 5: Anonymous vergibt niemals.

Operation Chanology – der Grundstein

Im Jahr 2008 machte die Bewegung erstmals Schlagzeilen. Damals tauchten vermehrt Berichte über die Scientology-Kirche sowie deren fragwürdige Praktiken auf. Ausschlaggebend für den Start der Operation Chanology aber waren Unterlassungsanordnungen, die die Sekte in Folge der Berichterstattung an entsprechende Webseitenbetreiber, Zeitungen und Medienhäuser ausgab.

Es kam, was kommen musste: ein Gegenschlag. Binnen weniger Tage, nachdem der Klatschblog Gawker seine Anordnung für ein am 15. Januar 2008 gepostetes Video erhielt, in dem der Schauspieler Tom Cruise die Sekte anpries, begannen die ersten Angriffe. Via 4chan organisierte Anonymous zunächst Telefonstreiche auf die Scientology-Hotline, den Versand betrügerischer schwarzer Faxe, die die Tintenpatronen aufbrauchen sollten und schließlich umfangreiche DDoS Angriffe auf die Webseite der Kirche.

Bei einem Distributed-Denial-of-Service (DDoS)-Angriff überflutet man eine Webseite mit einer solchen Menge an Anfragen, dass deren Datennetz schlicht überlastet wird. Sie verweigert den Dienst und geht (vorübergehend) offline.

Die Frage „Was ist Anonymous?“ wurde damit erstmals wirklich an die Öffentlichkeit getragen. Für einige Mitglieder des Kollektivs brachte die Aktion aber Konsequenzen mit sich – und zwar den Verlust ihrer Anonymität. Sie hatten ihre IP-Adressen nicht maskiert und wurden infolgedessen verhaftet.

Übrigens: Im Kontext der Operation Chantology tauchte erstmals das auch heute noch verwendete Motto des Kollektivs auf:
We are Anonymous.
We are Leagion.
We do not forgive.
We do not forget.
Expect us.

Anonymous heute

Im Laufe der Jahre zog die Bewegung immer wieder Aufmerksamkeit auf sich. So beteiligte sie sich etwa an einigen Aspekten des Arabischen Frühlings und verschaffte der Occupy-Wall-Street-Bewegung weltweit Gehör. 2016 richtete Anonymous schließlich den „CyberGuerilla Onion IRC“ ein, einen Internet Related Chat, der ausschließlich über Tor19 zugänglich ist. Bis heute dient das Netzwerk nebst vieler weiterer seiner Art als Dreh- und Angelpunkt für zahlreiche Aktionen und Operationen in aller Welt.

Der Kerngedanke solcher Kanäle besteht in der gegenseitigen Hilfe, dem Teilen von Ressourcen zum Erhalt eines sozialen Bewusstseins und dem Kampf gegen Unterdrückung. Sie kommen auch heute noch zum Einsatz und helfen dabei, jenen eine Stimme zu geben, die keine haben, sie im Kampf gegen scheinbar unbesiegbare Gegner zu unterstützen.

Operationen, die du kennen solltest

Also, was ist Anonymous? Seit seinen Anfängen zwischen den Jahren 2006 und 2008 hat das Kollektiv eine weite Strecke zurückgelegt. Aus Scherzen auf Imageboards im Internet entwickelte sich ein Konzept, eine Art selbstregulierendes Korrektiv, das über Jahre hinweg unzählige Aktionen im Namen der Wahrheit und der (Meinungs-)Freiheit durchführte.

Willst du dich näher mit den Projekten der Bewegung beschäftigen, empfehlen wir dir folgende:

  • Operation 13
  • Operation Blitzkrieg
  • Operation GEMA
  • Operation GreenRights
  • Operation Ice ISIS
  • Operation Iran
  • Operation Israel
  • Operation Justita
  • Operation Kreuznet
  • Operation NorthKorea
  • Operation Paris
  • Operation Payback
  • Operation Russia
  • Operation SafeWinter
  • Operation Sony
  • Operation Tin Foil
  • Operation Tunisia
  • Operation UnManifest
  • Operation Zeta

Quelle: eigene Recherche

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