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Russland bloßgestellt: Hacker übernehmen wichtige Infrastruktur

Ein internationales Team aus anonymen Hackerinnen und Hackern hat das russische Gefängnissystem angegriffen. Sie reagierten damit auf den Tod Alexei Nawalnys.

Alexei Nawalny auf dem Marsch zum Gedenken an Boris Nemzow im Februar 2020
© imago images / Pond5 Images

Anonymous: Was steckt hinter dem berüchtigten Kollektiv?

"We are Anonymous. We are legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us!”Unter diesem Motto steht nahezu jeder Auftritt des undurchsichtigen Kollektivs. Doch was genau steckt denn dahinter und sollte man Anonymous ernst nehmen?

Alexei Nawalny galt für lange Zeit als eine der wichtigsten Schlüsselfiguren in der russischen Opposition. Am 16. Februar 2024 verstarb der bekannte Putin-Kritiker im Alter von 47 Jahren – gefolgt von scharfer Kritik an der russischen Regierung, weil viele diese für seinen Tod verantwortlich machen. Nawalnys Leben war geprägt von seinem unermüdlichen Einsatz gegen Korruption und für mehr Demokratie in Russland, was ihn zu einem Symbol des Widerstands gegen autoritäre Herrschaft machte – dieser ist ohne ihn aber nicht am Ende.

„Lang lebe Alexei Nawalny“

Bereits wenige Stunden nach Bekanntmachung des Todes des 47-Jährigen hatte sich eine Gruppe von Hackerinnen und Hackern Zugang zum Netzwerk von Russlands Gefängnissystem verschafft – eine Blamage für die zuständigen Behörden unter dem Präsidenten Wladimir Putin. Unter Berufung auf Interviews und weitere Daten berichtet das US-amerikanische Cable News Network (CNN), auf der Webseite des Systems habe man gemeinsam mit einem Foto Nawalnys und seiner Frau Yulia den Schriftzug „Lang lebe Alexei Nawalny!“ zu lesen bekommen. Allerdings machte die Gruppierung nach diesem wichtigen Erfolg noch nicht Halt.

Nach Angaben des US-Nachrichtensenders sollen sie die Sicherheitsmechanismen des Systems weit genug durchdrungen haben, um eine Datenbank mit Informationen über Hunderttausende russische Gefangene sicherzustellen. Noch dazu will das Team Zugriff auf Informationen über deren Verwandte und Kontakte erlangt haben sowie über Gefangene jener Strafkolonie in der sibirischen Arktis, in der auch Alexei Nawalny sein Leben verlor.

Gegenüber CNN erklärten die internationale Gruppierung dass sie die Daten in der Hoffnung veröffentlicht habe, „dass sich jemand mit ihnen in Verbindung setzen kann, um zu verstehen, was mit Nawalny geschehen ist“.

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Lebensmittelpreise manipuliert

„Alexei liebte Russland“, hieß es auf der übernommenen Webseite. „Er kämpfte für ein besseres Russland, ein Land ohne Korruption und Diebe. Ein Land, in dem die Menschen selbst entscheiden, wie sie leben wollen, ein Land, in dem die Menschen keine Angst haben, ihre Regierung zu kritisieren. Ein Land, in dem die Regierenden ihre Bürger nicht anlügen würden.“ Sie, „die IT-Leute“, seien nicht länger die einzigen, die Russland verlassen hätten. Sie würden ihr Land lieben und zurückkehren, sobald es vom Putin-Regime befreit sei.

Ihren eigenen Worten ließ die Gruppe eine Reihe von Zitaten Nawalnys selbst folgen:

„Jeder sollte täglich 15 Minuten Zeit haben, um das Regime zu bekämpfen.“

Alexei Nawalny

„Alles, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist die Untätigkeit der guten Menschen. Deshalb gibt es keinen Grund zur Untätigkeit.“

Alexei Nawalny

„Meine Botschaft für den Fall, dass ich getötet werde, ist ganz einfach: Gebt nicht auf“

Alexei Nawalny

Neben ihrem Ausruf und der Sicherstellung der Daten gelang es den Hackerinnen und Hackern auch, sich Zugriff zum Online-Shop des Gefängnissystems zu verschaffen. Zweck des Shops ist es, Menschen außerhalb der Anstalten die Möglichkeit zu geben, Lebensmittel für ihre angehörigen Insassen zu erstehen. Nach eigenen Angaben sollen sie die Preise für Nudeln und Rindfleisch auf gerade mal einen Rubel (circa 0,01 Euro) gesenkt haben – ein Angebot das mittlerweile zahlreiche Kundinnen und Kunden in Anspruch genommen haben sollen.

Quelle: CNN

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