Bargeld hat in Deutschland noch einen vergleichsweise hohen Stellenwert, während es in Ländern wie Großbritannien bereits deutlich an Relevanz verloren hat. Dennoch setzen selbst dort – wie auch in der Bundesrepublik – mehr und mehr Menschen wieder auf Scheine.
Bargeld als Sicherheit in Krisenzeiten
Wie Bloomberg vor Kurzem berichtete, nimmt die Zahl der britischen Banknoten in Umlauf stetig zu, obwohl immer weniger Menschen in Großbritannien mit Bargeld bezahlen. Eine Erklärung dafür: Viele Haushalte legen sich bewusst Notgroschen an – aus Sorge vor unsicheren Zeiten und möglichen Ausfällen digitaler Zahlungssysteme.
Die Chefkassiererin der Bank of England, Victoria Cleland, erklärte bei einer Veranstaltung in London, dass das Horten vor allem in Reaktion auf weltweite Krisen zugenommen habe. Die Pandemie, der Ukraine-Krieg und zuletzt Cyberangriffe auf britische Unternehmen hätten das Bedürfnis nach einer verlässlichen Notfallreserve gestärkt. Auch der Stromausfall in Spanien und Portugal Ende April habe gezeigt, dass physische Währung in solchen Situationen oft die einzige Zahlungsmöglichkeit darstelle.
Trotz eines starken Rückgangs bei Transaktionen sei der Gesamtwert der britischen Banknoten seit der Pandemie um rund 23 Prozent gestiegen. Das zeige laut Cleland, dass viele Verbraucher*innen Bargeld zwar besitzen möchten, es aber im Alltag kaum nutzen. Der Wunsch nach einer „Notfalllösung unter der Matratze“ sei dennoch weit verbreitet.
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Auch in Deutschland gilt Bargeld als sicherer
Ganz ähnlich sieht in der Bundesrepublik aus. Laut Schätzungen der Bundesbank (via zdfheute) lagerten Ende 2024 rund 395 Milliarden Euro Bargeld in deutschen Privathaushalten – ein Rekordwert. Dies entspricht etwa zweieinhalbmal so viel wie noch 2013. Obwohl der Anteil der Barzahlungen im Alltag auch hierzulande zurückgeht, steigt die Menge des gehorteten Geldes kontinuierlich an.
„Der Euro wird sehr stark gehortet“, sagt Ralf Wintergerst. Er ist Vorstandschef des Münchner Banknoten- und Sicherheitstechnikherstellers Giesecke+Devrient, der weltweit rund 150 Zentralbanken als Kunden betreut. Seine Erklärung für diesen Trend in Deutschland gleicht den Hintergründen in Großbritannien: „Unsicherheit ist der treibende Faktor.“
Dabei es gibt durchaus mehrere Motive:
- Wirtschaftliche Unsicherheit: Krisen wie die Corona-Pandemie oder geopolitische Spannungen führen zu einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis.
- Inflationsängste: Die Sorge vor Wertverlust des Geldes durch Inflation motiviert einige, Bargeld als stabile Reserve zu halten.
- Misstrauen gegenüber Banken und digitalen Zahlungssystemen: Einige Menschen bevorzugen Bargeld, da es unabhängig von technischen Systemen funktioniert und als sicherer empfunden wird.
- Kontrolle und Unabhängigkeit: Bargeld ermöglicht es, jederzeit über finanzielle Mittel zu verfügen, ohne auf externe Institutionen angewiesen zu sein.
Wichtige Hilfe beim Haushalten
Neben der Funktion als Sicherheitsreserve dient Bargeld bei vielen auch dem persönlichen Finanzmanagement. Besonders Haushalte, die stark unter der gestiegenen Inflation leiden, nutzen es laut Cleland gezielt zum Haushalten. Wer den Überblick über seine Ausgaben behalten möchte, greift demnach eher zu Scheinen als zur kontaktlosen Karte.
Quellen: Bloomberg, zdfheute
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