Veröffentlicht inVerbraucher

„100.000 Euro pro Einwohner“: Physiker warnt vor Kosten der deutschen Energiewende

Physiker André Thess äußert scharfe Kritik an den Plänen zur Energiewende. Vor allem die Kosten schätzt er weit höher ein, als bisher angenommen.

Solaranlage und Windkraftanlage auf einem Feld.
© Getty Images / Daniel Bosma

Energie sparen: Diese Mythen sind nicht wahr!

Gerade in der Energiekrise ist Strom sparen wichtiger denn je. Viele der weitverbreiteten Maßnahmen entpuppen sich jedoch nach einiger Zeit als Mythos.

André Thess ist Energieforscher an der Universität Stuttgart. Seine Expertise basiert auf jahrelanger wissenschaftlicher Erfahrung und Forschungstätigkeit an internationalen Instituten, wie in Japan, China oder den USA. Nun hinterfragt er die Pläne der Bundesregierung, den Energieverbrauch in den kommenden zwanzig Jahren nahezu zu halbieren. Für den Physiker sind die Vorhaben der Politiker*innen zur Energiewende zu „teuer, klimafeindlich und unsicher“.

Energiewende deutlich teurer als gedacht

In einem Interview mit Welt erklärt Thess, dass eine vollständige Umstellung Deutschlands auf Sonnenenergie und Windkraft knapp zehn Billionen Euro kosten würde. Das entspricht etwa 100.000 Euro pro Einwohner*in. Um dies zu finanzieren, müsste die Bundesrepublik jährlich rund zehn Prozent ihrer Wirtschaftsleistung aufwenden.

Die Pläne der Bundesregierung seien zwar kompatibel mit den Gesetzen der Physik, für Thess ist dies aber nicht der einzige Faktor, der über das Gelingen der Energiewende entscheidet. Der Forscher verweist auf die Diskrepanz zwischen politischen Versprechen und wirtschaftlicher Realität. Er vergleicht das Projekt mit dem Bau der Hamburger Elbphilharmonie, die am Ende zehnmal teurer wurde als gedacht.

Lesetipp: Ende der Gasheizung – Folgenschwerer Plan trifft jeden zweiten deutschen Haushalt

Physiker wirft Wirtschaft und Medien Opportunismus vor

Thess wirft den Verantwortungsträger*innen aus der Wirtschaft vor, nicht schon vor fünf bis zehn Jahren ihre Kritik lauter eingebracht zu haben. Stattdessen hätten sie „opportunistisch alles durchgewunken“. Auch die Medien bezieht der Forscher in seine Kritik mit ein, „denn mit solchen Zahlen bekommen Sie keinen Applaus und keine Einladungen in Talkshows.“

Nach Aussage des Physikers habe die Politik unabhängige Wissenschaftler*innen zu lange übergangen und dafür auf optimistische Prognosen aus geförderten Denkfabriken gesetzt. „Visionen sind legitim, aber auch die Energiewende krankt an optimistischen Kostenschätzungen,“ so das Fazit des Energieforschers.

Quelle: Welt

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

Du willst mehr von uns lesen? Folge uns auf Google News.