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Vorsicht bei der Kartenzahlung: Mit diesem Trick zieht man dir das Geld aus der Tasche

Beim Kartenzahlen wirst du in vielen Läden unbewusst zu höheren Trinkgeldern verleitet – das nennt sich Nudging.

Kreditkarte auf einem Lesegerät
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Mit diesem Gehalt giltst du in Deutschland als arm

Ab wann giltst du in Deutschland als armutsgefährdet? Die Antwort ist komplizierter, als du vielleicht denkst.

Kartenzahlungen mit Trinkgeldaufforderung sind in Deutschland auf dem Vormarsch. Das System kommt aus den Vereinigten Staaten und ist mittlerweile selbst in Bäckereien und Cafés zu finden. Bevor du bezahlst, erscheinen auf dem Kartenlesegerät verschiedene Trinkgeldoptionen. Einige finden das praktisch, andere empfinden es als aufdringlich.

Nudging bei der Kartenzahlung

Auch in einigen Cafés ohne Bedienung wirst du jetzt oft nach Trinkgeld gefragt, obwohl du dir dein Essen und Trinken selbst holst. „Die Leute geben dann tatsächlich öfter Trinkgeld“, zitiert die Tagesschau dazu die Café-Geschäftsführerin Tanya Naughton. Manche sehen das als sinnvolle Ergänzung, andere halten es für überflüssig, wenn kaum Service geboten wird.

Hinter dem System steckt Psychologie. Wenn mehrere Trinkgeldoptionen zur Auswahl stehen, wählen Menschen oft die mittlere. Dadurch geben viele mehr Trinkgeld, als sie eigentlich wollten. Unternehmen können die Beträge also bewusst so festlegen, dass du bei Kartenzahlung automatisch eher zu einem höheren Trinkgeld tendierst – ganz ohne Zwang, aber mit klarem Effekt.

Konkret bezeichnet man diese Methode aus der Verhaltensökonomie als Nudging. Ziel ist es, Menschen sanft in eine bestimmte Richtung zu lenken, ohne ihnen offensichtliche Vorschriften zu machen. Nudging nutzt kleine Anreize oder Änderungen in der Umgebung, um bessere Entscheidungen zu erleichtern. Ein anderes Beispiel ist, teurere Lebensmittel im Laden sichtbarer zu platzieren, damit sie häufiger gewählt werden.

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„Durch den Mindestlohn ohnehin abgesichert“

Kritiker*innen finden das problematisch, weil Servicekräfte in Deutschland durch den Mindestlohn ohnehin abgesichert sind. „Die USA haben eine ganz andere Trinkgeldkultur als Deutschland“, betont so auch Klaus Schmidt, Ökonom an der Ludwig-Maximilians-Universität München. „In den USA werden die Servicekräfte meist sehr schlecht bezahlt, und der überwiegende Teil des Einkommens ist das Trinkgeld.“

In Deutschland gilt Trinkgeld eigentlich als freiwillige Anerkennung für guten Service, nicht als fest eingeplanter Teil des Gehalts. Digitale Aufforderungen könnten das ändern und sozialen Druck aufbauen, auch dann zu zahlen, wenn du es sonst nicht tun würdest.

Weil Kartenzahlung immer beliebter wird, könnten Trinkgeldaufforderungen bald ganz normal sein. Einige finden das fair, weil so alle im Service etwas extra bekommen. Andere fühlen sich dadurch manipuliert. Ob sich das neue Trinkgeldsystem in Deutschland durchsetzt, hängt davon ab, wie die Menschen damit umgehen.

Quelle: Tagesschau

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