In Deutschland und der EU soll das Verbrenner-Verbot ab 2035 umgesetzt werden. Dann ist die Neuzulassung von Autos mit fossilem Diesel- oder Benzinverbrauch nicht mehr erlaubt. Auch in den USA gab es Pläne für das Aus. Diese wurden nun jedoch anscheinend ausgesetzt.
Kein Verbrenner-Verbot mehr in den USA
Innerhalb der Europäischen Union sind die CO₂‑Flottengrenzwerte streng und ein Verbrenner-Verbot ist abzusehen. Denn das europäische Recht verlangt, dass die Emissionen neuer Pkw und Transporter bis 2035 schrittweise auf null reduziert werden – die Regulierung sieht für 2035 eine 100‑prozentige CO₂‑Reduktion vor. Zudem entfallen auf Pkw und leichte Nutzfahrzeuge rund 16 Prozent beziehungsweise drei Prozent der gesamten EU‑CO₂‑Emissionen, weshalb Deutschland seine Klimaziele nur mit einer zügigen Elektrifizierung des Verkehrssektors erreichen kann.
Ganz anders derzeit in den USA. Die dortige Umweltschutzbehörde EPA will auto motor sport zufolge künftig auf ihre bisherige Zuständigkeit für den Ausstoß von Treibhausgasen durch Autos verzichten. Damit steht nicht nur die Abschaffung eines wichtigen Klimaschutzinstruments bevor – auch das Verbrenner-Verbot scheint vorerst vom Tisch.
Die sogenannte „Endangerment Finding“-Regelung aus dem Jahr 2009 galt bislang als Grundlage der US-Klimapolitik im Verkehrssektor. Sie stellte fest, dass Treibhausgase wie CO₂ oder Methan eine Gefährdung für die Gesundheit darstellen – und verpflichtete die EPA damit zur Regulierung des Schadstoffausstoßes von Fahrzeugen. Diese rechtliche Basis soll nun wegfallen. EPA-Chef Lee Zeldin sprach von der „größten Deregulierung in der Geschichte der USA“ und kritisierte die bisherigen Regeln als übermäßige Belastung für Familien und Unternehmen.
Die Folge: Strenge Verbrauchsvorschriften, die ab 2027 schrittweise gelten sollten, werden gestrichen. Damit entfällt auch die Pflicht für Autohersteller, ihre Flotten konsequent auf Elektroantrieb umzustellen. Für viele Unternehmen könnte das einen Strategiewechsel bedeuten – besonders, weil die Entwicklung neuer Fahrzeuge Jahre dauert und Planungssicherheit entscheidend ist.
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Rückkehr der V8-Motoren spaltet die Branche
Die neue Linie stößt auf gemischte Reaktionen. Während Teile der Autoindustrie – etwa der US-Tuner-Verband SEMA – die Entscheidung als Rückkehr zur Wahlfreiheit begrüßen, zeigen sich große Hersteller wie Ford, Toyota oder Volkswagen zurückhaltend. Sie prüfen derzeit die Folgen und sprechen sich zwar für einen realistischeren CO₂-Fahrplan aus, halten aber grundsätzlich an klimafreundlicheren Technologien fest. Einige Firmen wollen künftig stärker auf Hybridmodelle setzen, die bei Käufer*innen beliebt sind und wirtschaftlich oft besser funktionieren als reine E-Autos.
Parallel dazu deutet sich ein Comeback großvolumiger V8-Verbrennungsmotoren an. Diese könnten wieder salonfähig werden – nicht nur als Nutzfahrzeug, sondern als Symbol des Protests gegen staatliche Eingriffe. Ob dieser Trend sich am Markt durchsetzt, hängt allerdings auch von der Preisentwicklung und den rechtlichen Rahmenbedingungen ab.
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Klagen gegen die Deregulierung sind angekündigt
Kritik kommt vor allem von Umweltorganisationen. Sie sehen in der geplanten Abschaffung der Vorschriften einen Rückschritt im Kampf gegen den Klimawandel. Zudem verweisen sie auf ein früheres Urteil des Obersten Gerichtshofs, das Treibhausgase grundsätzlich als regulierbare Schadstoffe einstuft. Ob die EPA die bestehende Regelung also einfach außer Kraft setzen kann, ist juristisch umstritten. Erste Klagen sind bereits angekündigt.
Langfristig bringt der Richtungswechsel auch Unsicherheit für Hersteller und Käufer*innen. Sollte es bei der Präsidentschaftswahl 2028 erneut zu einem Regierungswechsel kommen, könnten die neuen Regelungen schnell wieder gekippt werden. Damit steht die Autoindustrie erneut vor einer Zukunft, die schwer planbar ist – für US-Verbraucher*innen bedeutet das kurzfristig wohl günstigere, aber kaum nachhaltigere Modelle.
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Was bedeutet das gekippte US-Verbrenner-Verbot für Deutschland?
Für Deutschland hätte ein solcher Kurswechsel in den USA vor allem indirekte Auswirkungen. Zwar könnte die Deregulierung deutsche Hersteller dazu verleiten, weiterhin profitable Verbrennermodelle für den US‑Markt zu produzieren, doch sie bleiben an die europäischen Regeln gebunden und müssten duale Produktstrategien finanzieren.
Politisch könnte der US‑Kurs Gegner des EU‑Verbrenner‑Verbot in Deutschland stärken: Der deutsche Automobilverband VDA fordert bereits, dass die Emissionen neuer Autos bis 2035 nur um 90 Prozent sinken sollen, sodass „eine begrenzte Zahl neuer Verbrennungsmotoren“ weiter zugelassen werden kann.
Umweltverbände warnen jedoch, dass eine solche Abschwächung den Übergang zur Elektromobilität verzögern und Deutschlands Klimaziele sowie die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie gefährden würde. Daher dürfte die in den USA geplante Abschaffung der Abgasregeln in Deutschland vor allem die Debatte über das europäische Verbrenner‑Aus verschärfen, ohne die geltenden EU‑Vorgaben unmittelbar zu ändern.
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Quellen: Europäische Kommission, auto motor sport, Clean Energy Wire
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