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„Cyberpunk 2077“ im Test: Was kann das Hype-Game wirklich?

„Cyberpunk 2077“ zeigt im Test, was es wirklich auf dem Kasten hat. Am PC macht das neue Action-RPG eine meisterhafte Figur.

"Cyberpunk 2077" (2020) Screenshots
© CD Projekt RED [M]

Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit hat CD Projekt RED am 10. Dezember 2020 endlich sein Ziel erreicht: die Veröffentlichung von „Cyberpunk 2077“. Wenngleich das Action-Rollenspiel zunächst in vielen Konsolentests zerrissen wurde, offenbart es am Rechner sein wahres Potenzial. Wir haben „Cyberpunk 2077“ im Test auf die Probe gestellt und verraten dir, was genau du vom Gameplay, der Grafik und Story der neuen, meisterhaften Dystopie erwarten kannst.

Keine Angst: Dieser Testbericht ist spoilerfrei.

„Cyberpunk 2077“ im Test: Aufbau und Performance

Vor allem auf der PlayStation 4 und der Xbox One scheint es nicht unwesentliche Probleme mit dem neuen Titel aus dem Hause CDPR zu geben. Am PC aber gestaltet sich die Sache – je nach Setup – etwas anders. Tatsächlich glänzt das Rollenspiel im neofuturistischen Setting allein schon durch seine Performance. Wir haben „Cyberpunk 2077“ dem Test mit folgendem Setup unterzogen:

  • Mainboard: MSI B450M PRO-VDH MAX
  • CPU: AMD Ryzen 5 2600 Hexa-Core-Prozessor (3.400 MHz)
  • GPU: AMD Radeon RX 5700 (1.750 MHz)
  • SSD: Kingston A400 (480GB, SATA 6GB/s)
  • RAM: 16GB – 2x Cosair Vengeance LPX 8GB DDR 4 (2.400 MHz)
  • Betriebssystem: Microsoft Windows 10 Home
  • Monitor: MSI Optix MAG272C-002 (27 Zoll, Curved)

Getestet haben wir die „Cyberpunk 2077“-Performance mittels der AMD-eigenen Radeon Software. Während PS4-Spieler derzeit noch mit Framerates um die 20 FPS (Frames Per Second) zu kämpfen haben, macht unser Setup einen umso besseren Eindruck. Auch im Großstadttrubel von Night City und während hitziger Feuergefechte unterschreitet das Action-RPG nur selten die 50-FPS-Marke.

Die Grafikeinstellungen standen derweil durchgehend auf „Hoch“ und „Ultra“, Raytracing konnten wir aufgrund der verbauten GPU allerdings nicht testen. Bei einer durchschnittlichen GPU-Auslastung von 95 Prozent hat der Rechner binnen 30 Stunden Spielzeit zudem lediglich ein einziges Mal schlapp gemacht. Nach einem kurzen Neustart des Spiels kam es aber nicht zu weiteren Problemen.

Gamedesign: CDPR setzt historische Maßstäbe

In Full-HD (1920 x 1080) offenbaren sich uns Bilder, die wir nicht so schnell vergessen werden. Frei nach dem Motto „Was lange währt, wird endlich gut“ zeigt CDPR, dass acht Jahre der Entwicklungsarbeit und nicht wenige Release-Verschiebungen durchaus entschuldbar sind. Das Team hat in der Gestaltung der futuristischen Megapolis ganze Arbeit geleistet und diese offenbar bis ins allerkleinste Detail durchgeplant.

In der 1994 durch den Unternehmer Richard Night gegründeten Metropole trifft der Brutalismus der Megakonzerne auf die kreativen Stile von Punks und Freaks. Konkret sind es vier grundlegende Stilrichtung, die sich in der Architektur, Technologie sowie Kleidung der Charaktere und damit auch im gesamten Spiel widerspiegeln:

  • Kitsch (seit ca. 1994): Stil über Substanz: Knallig, auffällig, in-your-face – eine wild gewordene Konsumkultur
  • Entropismus (seit ca. 2020): Notwendigkeit über Stil – Entropismus ist der Stil der Armut.
  • Neomilitarismus (seit ca. 2035): Substanz vor Stil – der Stil der Megakonzerne.
  • Nekotisch (seit ca. 2070): Stil und Substanz – nur für die unvorstellbar Reichen reserviert.

So ermöglicht das Gamedesign von „Cyberpunk 2077“ auch tiefe Einblicke die Geschichte der Stadt, wie sie bereits mit „Cyberpunk 2020“ (1998), einem auf dem Roman „Necromancer“ (1984) basierenden Pen-&-Paper-RPG, vorgezeichnet wurde. Verpackt wird diese durchdachte und detailgeladene Welt in moderner Grafik, die sich neben dem PC auch auf der PlayStation 5 und der Xbox Series X bestaunen lässt. Überschattet wird diese lediglich durch einige (kleinere) Fehler.

Grafik: Bugs sorgen für Lacher

Wenngleich sich einige gerne an der ach so vermasselten Grafik des Spiels aufhängen und immer wieder aufzählen, was das Studio alles falsch gemacht hat, fielen uns viele der beklagten Schwächen im „Cyberpunk 2077“-Test erst nach sehr genauem Hinsehen auf. Nichtsdestotrotz dürfen auch sie nach fast einem Jahrzehnt der Entwicklung nicht außer Acht gelassen werden.

Eines der Probleme, die derzeit noch stark gehäuft auftreten, sind Clipping-Fehler. Will heißen, dass einige Objekte und Figuren ihre Bodenhaftung verlieren. Das kann etwa zur Folge haben, dass NPCs durch Wände buggen oder dein Kopf aus einem Autodach herausschaut. Das kann nerven, wenn dadurch etwa das Looten erschwert wird, sorgt aber meist für vorwiegend lustige Momentaufnahmen.

Ein weiterer Fehler, der eher amüsant als störend auffällt, bewirkt, dass Charaktere in „Cyberpunk“ die T-Pose einnehmen – es handelt sich dabei quasi um einen… T-Bug. Charaktere werden nicht selten in dieser Haltung entworfen, damit die Entwickler jeden Teil ihres Körpers sehen können, wenn die T-Position aber in der endgültigen Version eines Spiels auftaucht, handelt es sich fast immer um irgendeinen Glitch.

Diese Schwachstellen machen sich zwar hin und wieder bemerkbar, stören aber nicht den Spielverlauf. Nicht mal dem Gesamtbild tun sie einen Abriss, da man sie in vielen Fällen erst bei genauerem Hinsehen bemerkt.

„Cyberpunk 2077“-Test: Soundprobleme sind schnell behoben

Etwas störender verhält es sich mit Soundproblemen, die über das Spiel hinweg immer mal wieder auftreten können. Sie haben zur Folge, dass du etwa im Gespräch mit einem anderen Charakter zwar dessen Worte in Textform angezeigt bekommst, aber nur noch deine eigene Stimme hörst. Kommt das vor, musst du allerdings lediglich das Spiel neustarten. Wie schon die zuvor genannten Schwachstellen sollte CD Projekt auch diesen Bug recht schnell rauspatchen können.

Ausgefeiltes Gameplay mit großer Liebe zum Detail

Auch bei der Spielmechanik scheint das polnische Entwicklerstudio nahezu alles richtig gemacht zu haben. Die Steuerung geht leicht von der Hand und auch Vs Bewegungen wirken weitestgehend natürlich und flüssig. Einen ganz besonderen Vorteil gegenüber der Konkurrenz sichert sich CDPR mit den vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten deines Charakters, seiner Laufbahn und Ausrüstung.

Schon zu Beginn des Spiels kannst du deinem Charakter, V, deinen individuellen Stempel aufdrücken. Neben unterschiedlichen Frisuren, Hauttypen, Gesichtsformen und anderen „gröberen“ Elementen lässt dich CDPR mitunter auch detaillierte Anpassungen an Augen, Nase, Mund und sogar deinem Genitalbereich – einschließlich der Frisur – vornehmen.

Im weiteren Spielverlauf spiegelt sich diese Liebe zum Detail etwa in deinen Charaktereinstellungen wider. Dort kannst du Konstitution, Reflexe, Technische Fähigkeit, Intelligenz und Coolness leveln – doch ist das längst nicht alles. Klickst du nämlich diese Teilbereiche an, eröffnen sich die umfangreichen Skilltrees, die es dir ermöglichen, V deinem ganz persönlichen Spielstil anzugleichen. Mitunter kannst du dabei den Fokus auf bestimmte Waffentypen legen oder aber eine Vielzahl anderer Fähigkeiten auskundschaften, um dir das bestmögliche Spielerlebnis zu sichern.

Ähnliche Vielfalt findest du auch in deinem Inventar vor. Du kannst drei Waffen gleichzeitig ausrüsten und diese mit diversen Aufsätzen und Modifikationen verbessern. Nützlicher Tipp am Rande: Wirf kein Geld für Waffen raus, sondern nimm sie stattdessen lieber deinen Gegnern ab. So erhältst du häufig nicht nur bessere Ausrüstung, sondern kannst darüber hinaus zigtausende Eurodollars sparen. Dasselbe gilt übrigens auch für Kleidungsgegenstände, Granaten und Stims.

Was wäre „Cyberpunk“ ohne Cyberware?

Abseits unserer sonstigen Ausrüstung konnten wir im „Cyberpunk 2077“-Test natürlich auch unseren eigenen Körper tunen. Bei Vic, dem ersten Ripperdoc, dem du im Spielverlauf begegnest, kannst du dir ein Bild dessen machen, was alles möglich ist. De facto sind deiner körperlichen Weiterentwicklung beinahe keine Grenzen gesetzt.

Ab ins Gefecht

Je nachdem, welche Waffen und Kampfeigenschaften du im Laufe des Spiels gelevelt hast, kannst du auch deinen eigenen Stil wählen. Bist du eher der ruhige Spieler und magst es, Mittel und Wege zu finden, um unentdeckt zu bleiben, tust du dich womöglich gut, wenn du „unauffälligere“ Waffen wie Katanas und Scharfschützengewehre levelst. Bist du hingegen eher der brachiale Typ, sind Power-Schrotflinten und Sturmgewehre deine Freunde. Natürlich spricht auch nichts gegen einen ausgewogenen Spielstil.

Mit Tastatur und Maus lassen sich Feuergefechte für jeden Shooter-Spieler angenehm abwickeln. Die Steuerung ist sehr intuitiv und weißt du einmal nicht, worin die Vor- und Nachteile einer bestimmten Waffe liegen, kannst du sie jederzeit im Inventar nachlesen. Den reinen Action-Part meistert CD Projekt RED mit Bravour. Selbst Elemente, die zunächst negativ ins Auge fielen, präsentierten sich im weiteren Spielverlauf lediglich als Attribute des zunächst noch niedrigen Levels.

Unterwegs auf den Straßen von Night City

Willst du dich à la „Grand Theft Auto“ erstmal hinters Steuer klemmen und austesten, was die Karren in der Zukunft unter der Haube haben, solltest du dir nochmal überlegen, welche Steuerung die Beste für dich ist. Während nämlich Tastatur und Maus binäre Befehle – etwa Vollgas oder Vollbremsung – geben, kannst du Autos und Motorräder mit dem Gamepad weit genauer und angenehmer steuern. Im Test hatten wir daher einen Controller beiliegen, der hinterm Steuer zum Einsatz kam.

Das einzige Manko, das uns im Rahmen des „Cyberpunk 2077“-Tests bezüglich der Spielmechanik aufgefallen ist, betrifft die Minimap. Ihr Zoom scheint sich nicht verstellen zu lassen, was dazu führen kann, dass du, wenn du mit dem Auto oder Bike unterwegs bist, die eine oder andere Abfahrt verpasst. Ein entsprechendes Feature würde den Nutzen der Karte um ein Vielfaches verbessern.

Die Mechanik von Haupt- und Nebenmissionen

Abseits der detailliert durchdachten Hauptmission kannst du in Night City diverse Nebenmissionen annehmen. Sie erreichen dich etwa über Anrufe oder Nachrichten und können über dein Journal abgerufen werden. Es kann sich durchaus lohnen, hin und wieder von der Hauptmission abzuweichen. Denn zum einen hat dir die Welt von „Cyberpunk 2077“ weit mehr zu bieten als das und zum anderen kann ein voller Geldbeutel nicht schaden.

Öffnest du außerdem die Karte, findest du diverse weitere Anlaufstellen. Gehst du etwa gegen das Verbrechen in der Stadt vor – Überfälle und Verbrechungsmeldungen sind verzeichnet – erhöhst du nicht nur die Level, sondern auch deine Street Credibility. Dabei handelt es sich um eine Art von Erfahrungspunkten, die du durch das Abschließen von Nebenmissionen erwerben kannst. Sie werden verwendet, um neue Händler und Inhalte in Night City freizuschalten. Einige Gegenstände, wie etwa die Samurai-Jacke, erhöhen passiv die Anzahl der Credits, die Spieler sammeln können.

Meisterhafte Story in einer atemberaubenden Open World

Noch bevor du überhaupt dazu kommst, V ihr oder sein Aussehen zu geben, musst du dich für einen Lebensweg deines Hauptcharakters entscheiden. Er kann Einfluss auf sein künftiges Verhalten sowie bestimmte Dialogoptionen nehmen. Auch kann sich deine an dieser Stelle getroffene Entscheidung darauf auswirken, wie du künftig mit bestimmten Gruppierungen, etwa den Gangs von Night City, auskommst. Folgende Möglichkeiten stehen dir zur Wahl:

  • Nomade:
    „Du bist durch die Badlands gezogen, hast Schrottplätze und Treibstoffdepots geplündert – das Leben außerhalb der Stadt ist kein einfaches. Aber es hat auch Vorteile, einem Nomadenclan anzugehören. Ehrlichkeit, Vertrauen und Freiheitsliebe – Werte, die man in Night City selten findet und die niemand kaufen kann – gelten hier viel.“
  • Streetkid:
    „Es heißt, wer die Straßen von Night City verstehen will, muss in ihnen leben. Du bist mit Gangs, Fixern, Puppen und Dealern aufgewachsen. Das Gesetz des Dschungels verlangt, dass die Schwachen den Starken dienen – das einzige Gesetz, das du in Night City noch nicht gebrochen hast.“
  • Konzerner:
    „Aus der Konzernwelt kommen nur wenige lebend wieder heraus – und noch weniger behalten dabei ihre Seele. Du warst mittendrin, hast Gesetze umgangen, Geheimnisse ausgenutzt und Informationen als Waffe eingesetzt. Fairness gibt es nicht, nur Gewinner und Verlierer.“

Im „Cyberpunk 2077“-Test haben wir uns der Rolle des eisernen Konzerners hingegeben. Als Mitarbeiter von Arasaka, dem Megakonzern, der in Night City das Sagen hat, trittst du deine turbulente Reise an und tauchst in eine Welt ein, aus der es kein Zurück mehr gibt. Bei der Konzeption dieser Welt, ihrer Geschichte und deiner Eigenen hat CDPR offenbar keinerlei Mühen gescheut. Das Team liefert dir ein rundes, vor allem aber mitreißendes Konzept, das auch nach 30 Stunden intensiven Spielens noch keinen Funken seines Charmes verloren hat.

Du knüpfst Freundschaften, machst dir Feinde und erleidest schmerzende Verluste. Jede dieser Facetten dringt tief ins Mark und hinterlässt Eindrücke, mit denen kaum ein anderes (Rollen-)Spiel mithalten kann. Hinzu kommt ein packender Überlebenskampf, der dich die ganze Story über in Atem halten wird. Wenn er denn einmal aus deinem Gedächtnis verschwindet, kehrt er kurz darauf mit umso erdrückenderer Kraft zurück.

Rein Story-technisch ist CD Projekt mit „Cyberpunk 2077“ ein Meisterwerk gelungen, das seinesgleichen sucht – und es wohl lange Zeit nicht finden wird.

Das Fazit zum „Cyberpunk 2077“-Test

Obwohl viele Kritiker, darunter etwa GameStar, ihre Wertung heruntergesetzt haben, nachdem auch der Day-1-Patch noch einige Mängel als solche belassen hat, schließt unser „Cyberpunk 2077“-Test in heller Begeisterung. Keine Frage, dass das Studio noch den einen oder anderen Grafik- und Sound-Fehler ausbessern muss, doch überzeugt die PC-Version des Titels in Performance, Gamedesign, Spielmechanik und Story beinahe auf voller Linie. Für uns fällt „Cyberpunk 2077“ damit zweifelsohne in die Kategorie „Meisterwerk“.

Quelle: eigene Recherche

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