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„Wir sind verdammt illegal“ – Das passierte hinter den Kulissen einer beliebten App (Android, iOS)

Die Uber-App für Android und iOS ermöglicht dir eine schnelle Beförderung von A nach B. Allerdings offenbaren nun die Uber Files mit welchen Praktiken das Unternehmen zu seiner Macht kam.

Viele zahlen
Die Uber Files beschäftigen eine Vielzahl von Journalist*innen. © imago images/ YAY Images

Uber ist international bekannt. Mit der beliebten App für Android und iOS kannst du dir binnen Minuten ein Auto samt Fahrer*in bestellen, das dich sicher von A nach B bringt. Allerdings zeigen nun geleakte Dokumente eine düstere Vorgehensweise, die den Erfolg der App in dem Ausmaß ermöglichte.

Uber Files: E-Mails, Dateien und mehr (2013-2017)

Über 100.000 Dokumente werden an The Guardian übermittelt. Sie enthalten interne Informationen zur beliebten Anwendung Uber, genauer gesagt, dem gleichnamigen Unternehmen dahinter. Sichtungen weisen darauf hin, dass selbst der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz Begegnungen mit Uber hatte.

Darüber hinaus zeugt der Leak von

  • physischer Gewalt gegen Fahrer*innen,
  • Beeinflussung von ganzen Regierungen
  • Täuschung der Polizei
  • und der Verletzung weiterer Gesetze.

Die Uber Files verraten außerdem, dass diese zweifelhaften Geschäftspraktiken im Unternehmen nur einer Handvoll Personen bekannt war. Darunter befindet sich auch der Mitgründer Travis Kalanick. Selbstredend bezeichneten sie sich als Piraten und geben in internen Nachrichten zu „Wir sind verdammt illegal“.

Gewalt gegen Mitarbeitende in Kauf genommen

Im Jahr 2014 warnte man Kalanick davor, dass bei einem Protest gegen die Expansion Ubers in Frankreich die Fahrenden Gewalt ausgesetzt werden könnten. Die verbissene Politik des Mitgründers nahm diese billigend in Kauf, als er erwidert „Gewalt garantiert Erfolg“. Öffentlich sprach man sich gleichzeitig dagegen aus.

Das widersprüchliche Bild zwischen Selbstwahrnehmung und Außendarstellung wird nochmal massiv erschüttert. In einer Konversation zwischen Kalanick und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird klar, wie Letzterer sich vor seinem Amt dazu bereit erklärte, Gesetze anzupassen, um die Expansion von Uber voranzutreiben.

Olaf Scholz als Teil des Spinnennetzes

Auch der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz musste sich mit Ubers Praktiken auseinandersetzen. Damals war er noch Bürgermeister von Hamburg und diskutierte mit dem App-Service entschieden, dass der Mindestlohn für die Fahrenden Voraussetzung sei. In internen Nachrichten nannten sie ihn daher „einen echten Komiker“.

Die Macht von Uber erstreckt sich über vierzig Länder auf der ganzen Welt. Es handelt sich auch in Deutschland um den größten Konkurrenten klassischer Taxis. Während andere Mobilitäts-Apps wie FreeNow von der Stiftung Warentest als „Taxibeförderung“ eingeordnet werden, stellt Uber einen eigenständigen Service dar, den „Mitwagendienst“.

Besonders ist, dass bei Uber der Endpreis bereits vor der Fahrt bekannt ist. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob du letztendlich mitsamt Fahrer*in im Stau stehst. Ein fairer Stundenlohn hängt somit anders als bei einer Fahrt mit dem Taxameter maßgeblich von einer glücklichen Verkehrslage ab.

Weitere dunkle Details werden noch offenbart

Die Sichtung von insgesamt 124.000 Dokumenten bedarf Zeit. Daher hat The Guardian Teile des Leaks an vierzig andere namenhafte Zeitungen gesendet. In den kommenden Tagen erwarten uns daher noch mehr Details von insgesamt 180 Journalist*innen.

Gleichzeitig zeigt sich das Unternehmen erhaben. In einem Statement erklärt Uber „„Wir haben und werden keine Ausreden für vergangenes Verhalten finden, das eindeutig nicht mit unseren gegenwärtigen Werten übereinstimmt“. Sie appellieren an ihre App-Kund*innen: „Stattdessen bitten wir die Öffentlichkeit, uns danach zu beurteilen, was wir in den letzten fünf Jahren getan haben und was wir in den kommenden Jahren tun werden.“

Welche Taten das genau sein werden, wird sich zeigen. Allerdings demonstrieren die Uber Files, dass sich Uber seiner unlauteren Methoden mehr als bewusst war. Auch in Deutschland sollen illegale Praktiken Anwendung gefunden haben. Jedoch bleibt das volle Ausmaß vor der Öffentlichkeit verborgen: Intern bekannt als „Kill Switch“ haben Entscheidungsträger*innen im Unternehmen bei der behördlichen Durchsuchung IT-Mitarbeitenden entsprechende Anweisungen gegeben, bestimmte Daten zu sperren.

Quellen: The Guardian, Stiftung Warentest

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