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„Eindeutig schon kaputt“: Forscher prognostiziert überraschend das Ende des Internets wie wir es kennen

Geht es nach einem niederländischen Medientheoretiker wird das Internet wie wir es kennen, verschwinden. Tech-Größen wie Mark Zuckerberg sollen das längst wissen.

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Geert Lovink ist Professor an der Amsterdam University of Applied Science (AUAS) und der University of Amsterdam. In seinem Essay „Extinction Internet“ („Untergang Internet“) argumentiert er, dass sich die Menschen bald vom Netz abwenden werden. Der Grund soll in den Nachteilen der öffentlichen Meinungsteilung liegen.

Ende des Internets? Das steckt dahinter

Der Medienwissenschaftler und Netzaktivist gibt mit seinem Essay Einblicke die vergangenen 30 Jahre, in denen er netzkritisch und zu Forschungszwecken mit Kunsthistoriker*innen, Künstler*innen, kreativen Forschenden und Meme-Ersteller*innen gearbeitet hat.

Zudem untersuchte er Wikipedia, Suchmaschinen, soziale Medien und Kryptowährungen sowie deren Gewinnmodelle. Das alles immer aus der Perspektive, dass das Internet zwar kaputt ist, aber repariert werden kann und muss.

Wie Techxplore berichtet, habe Lovink in den letzten sechs Monaten allerdings begonnen, seine Meinung zu ändern. Demnach spricht er nun von einem Punkt, aber dem eine Reparatur nicht mehr möglich sein wird, zitiert ihn das Portal:

„Es könnte ein Punkt kommen, ab dem es nicht länger möglich ist, ab dem die nachteiligen Folgen nicht mehr kontrollierbar sind. Das Internet bewegt sich auf einen Punkt ohne Wiederkehr zu, und Big Tech weiß darüber wahrscheinlich auch schon Bescheid.

Mark Zuckerberg hat sich von seiner sozialen Medienplattform distanziert und Meta gestartet, als ob alles in Ordnung wäre und wir einfach neu anfangen könnten. Aber es ist eindeutig schon kaputt.“

Geert Lovink (via Techxplore)

Darum gibt es kein Zurück

Dass dieser Punkt näher rückt, liegt Lovink zufolge daran, dass selbst „normale“ Nutzer*innen inzwischen einen Preis für die weitreichende Abhängigkeit von Internet, sozialen Medien und Apps bezahlen. Dieser sei „in erster Linie psychologisch“. Dazu zählt er gestörte Selbstbilder junger Menschen, Angstzustände, aber auch die Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses sowie die Abnahme der Aufmerksamkeitsspanne.

Gleichzeitig steige die Überwachung der Nutzerschaft. „Unsere vermeintliche Redefreiheit existiert genaugenommen nicht mehr“, erklärt Lovink. Konsequenzen für jene, die nicht-Mainstream-Meinungen online teilen, zum Beispiel in Bezug auf ihren Job oder ihren Freundeskreis, würden dazu führen, dass solche Beiträge weniger und weniger gepostet werden.

„In China ist es bereits soweit, dass du keinen Zug mehr besteigen kannst, wenn du die ‚falsche‘ Meinung hast. In den USA musst du alle deine Social-Media-Profile teilen, wenn du dich um ein Visum bewirbst.

(…) Deine Online-Aktivität ist so nachvollziehbar und sichtbar, dass eine reale Wahrscheinlichkeit besteht, dass Menschen ab einem bestimmten Punkt nicht mehr reisen oder einen Kredit oder eine Versicherung bekommen können.“

Geert Lovink (via Techxplore)

Die Zukunft des Internets

Mit dem Szenario „Extinction Internet“ skizziert Lovink eine Zukunft, in der verschiedene Dienste nicht länger verfügbar sein werden, was in reduziertem Zugriff oder einer Trennung vom Netz resultiert.

„Vor einem Jahr war die Aussicht, ohne Gas zu sein, unvorstellbar, und trotzdem ist das nun eine klare Möglichkeit in Anbetracht der Situation mit Russland. Auf die gleiche Art, gemessen an den klimatischen Notfällen, ist es ebenso denkbar, dass die notwendige Infrastruktur, wie Elektrizität, versagen und das Internet mit ihr zu Fall kommen wird.“

Geert Lovink (via Techxplore)

Trotz der dramatischen Konsequenzen glaubt Lovink, dass „wir uns davon (dem Internet) entwöhnen können. Andere Software oder Konstruktionen könnten entstehen und uns weniger abhängig machen.“

Quellen: Techxplore, Geert Lovink: „Extinction Internet“ (2022)

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