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Es fing schon in der Schule an: Hacker erzählt von seiner Zeit bei Anonymous

Anonymous hat vor allem seit Beginn des russo-ukrainischen Krieges wieder von sich reden gemacht. Doch wie sieht es im Inneren aus?

Guy Fawkes-Maske
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Anonymous: Was steckt hinter dem berüchtigten Kollektiv?

"We are Anonymous. We are legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us!”Unter diesem Motto steht nahezu jeder Auftritt des undurchsichtigen Kollektivs. Doch was genau steckt denn dahinter und sollte man Anonymous ernst nehmen?

Im Laufe der vergangenen Jahre hat das lose Hacking-Kollektiv in Folge seiner vielseitigen Operationen zahlreiche ambitionierte Ziele erreicht. An vielen von ihnen arbeitete auch Mustafa Al-Bassam engagiert mit, bis ihm die britische Justiz einen Strich durch die Rechnung machte. Nun erzählt der heute 28-Jährige von seiner Zeit als Teil von Anonymous.

Anonymous: Die ersten Schritte in der Schulzeit

Schon im Alter von neun Jahren entdeckte Al-Bassam seine Leidenschaft für das Programmieren. Damals experimentierte er mit einem Online-Taschenrechner herum und lernte, dass schon die kleinsten Fehler in der Entwicklung einer Hackerin oder einem Hacker Tür und Tor öffnen können. Noch während seiner Zeit in der Schule hackte sich der gebürtige Iraker in deren Webseite und veröffentlichte neben den Noten seiner Mitschüler*innen auch die Gehälter von Lehrerinnen und Lehrern.

Den Anschluss an Anonymous habe er durch seine Aktivitäten in unterschiedlichen Onlineforen gefunden, erzählt er gegenüber Unilad. Offenbar dauerte es nicht allzu lang, bis er sich an seinen ersten Aktionen beteiligte – unter ihnen auch ein Angriff auf den damaligen Premierminister Tunesiens. Dies sei geschehen, als sich sowohl Tunesien als auch Ägypten inmitten einer Revolution befunden hätten.

„Wir ersetzten seine Webseite mit einer Nachricht, die Revolution zu unterstützen“, erzählt Al-Bassam. Doch handele der Zusammenschluss nicht allein aus politischen Interessen. Man wolle nicht zeigen, dass man die besten Hackerinnen und Hacker habe, sondern, dass die gehackten Konzerne ausgesprochen schlecht geschützt seien.

Die Macht der Informationen

In einem Fall habe er etwa die ManTech International-Tochter HBGary Federal gehackt, ein Unternehmen, das sich der Technologiesicherheit verschrieben hat. Grund für den Hack sei gewesen, dass behauptet worden sei, dem HBGary Federal seien Identitäten von der Spitze des Kollektivs bekannt.

„Der CEO benutzte dasselbe Passwort für sein E-Mail-Konto, sein PayPal-Konto, sein World of Warcraft-Konto und so ziemlich jedes einzelne Konto“, so Al-Bassam. „So haben wir es geschafft, Zugang zu seinem gesamten Online-Leben zu bekommen. […] Als wir die E-Mails von HBGary Federal hackten, wurde aufgedeckt, dass sie eine Menge Unheil anrichteten.“

Unter anderem hätte der von Aaron Barr geführte Konzern versucht, US-amerikanische Journalistinnen und Journalisten zu erpressen, die WikiLeaks unterstützten. „Da wurde mir klar, dass Informationen den Menschen eine Menge Macht geben oder die Welt verändern können.“

„Ich hatte nicht wirklich Angst, ich war eher genervt“

Auf dem Angriff auf HBGary schien auch der nächste Schritt des Hackers zu basieren: die Gründung von LulzSec. Die Hackinggruppe positionierte sich 2011 als eine Art Schwester des Kollektivs Anonymous. Statt politische Interessen zu verfolgen, verschrieb sich diese Gruppierung aber dem Hacken von Unternehmen.

Im Alter von gerade mal 16 Jahren habe Al-Bassam Fox, The Sun, das Arizona Police Department, den US-Senat und sogar das FBI gehackt. Noch im selben Jahr wurde der damalige Teenager von der Londoner Metropolitan Police für insgesamt 80 Cyberangriffe verhaftet.

„Ich hatte nicht wirklich Angst, ich war eher genervt“, rekapituliert der Programmierer. Aufgrund seines jungen Alters verurteilte ihn das Gericht zu einer 20-monatigen Bewährungsstrafe, 320 Stunden unbezahlter gemeinnütziger Arbeit und einem zweijährigen Internetverbot.

Quelle: Unilad

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