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Forscher sehen Schwarze Löcher als den Ursprung allen Lebens

Wissenschaftler der Harvard University sehen in Schwarzen Löchern das potentielle Zentrum des Lebens. Ändert das womöglich die Schöpfungsgeschichte?

Simulation eines supermassiven Schwarzen Lochs
Supermassive Schwarze Löcher

Seit der ersten Theorie, die sich um die mögliche Existenz Schwarzer Löcher drehte, über ihre erste Sichtung bis hin zum heutigen Tag haben wir eine ganze Menge über die mysteriösen Gestalten des Universums gelernt. Ein gewaltiger Teil ihrer Eigenschaften verbirgt sich jedoch nach wie vor im Bereich des Unbekannten. Wissenschaftler der Harvard University haben nun eine neue Theorie: Das Schwarze Loch könnten der Quell allen Lebens sein.

Simulation eines supermassiven Schwarzen Lochs

Forscher sehen Schwarze Löcher als den Ursprung allen Lebens

Wissenschaftler der Harvard University sehen in Schwarzen Löchern das potentielle Zentrum des Lebens. Ändert das womöglich die Schöpfungsgeschichte?

Schwarzes Loch: Lebendiger als du denkst

Lange Zeit wurden Schwarze Löcher als alles verschlingende Ungetüme betrachtet, denen nichts – nicht einmal Licht – entkommen kann. Mit den Theorien Stephen Hawkings wurde dieses Verständnis etwas aufgelockert. Mittlerweile sind wir sogar soweit, dass wir um die Wärmestrahlung und den Masseverlust – die sogenannte Hawking-Strahlung – wissen.

Die Strahlung supermassiver Schwarzer Löcher, konkret: aktiver Galaxienkerne, ist dabei sogar so gewaltig, dass sie eine der wesentlichen Frage der Menschheitsgeschichte klären könnte: Wo entstammt der Ursprung des Lebens? Bislang suchten Forscher in der sogenannten „Goldilocks Zone“ nach außerirdischem Leben. Das ist die habitable Zone, die nahezu jeden Stern umgibt. Möglicherweise ist die Antwort jedoch viel einfacher.

Bislang sah man Schwarze Löcher lediglich als Motoren der Zerstörung in kosmischem Ausmaß. Die Untersuchungen des Harvard-Teams jedoch legen nun nahe, dass die Strahlung, die vor allem Galaxiekerne im Rahmen ihrer Rasereien abgeben, für einige wesentliche Grundlagen des Lebens verantwortlich sein soll: und zwar für „die präbiotische Synthese von biomolekularen Bausteinen, die durch ultraviolette (UV) Strahlung vermittelt werden, sowie die Photosynthese auf bestimmten frei schwebenden Planeten und Monden.“

Der aktive Galaxienkern und seine Gefahren

Ein aktiver Galaxienkern – englisch: active galactic nucleus (AGN) – beziehungsweise die Kernregion einer Galaxie ist aus astronomischer Sicht vergleichsweise klein und besitzt gerade mal die Größe eines Sonnensystems. Die Strahlung, die von einem aktiven Galaxienkern ausgeht, wird auf die Akkretion, also das Aufsammeln, von Materie durch ein supermassereiches Schwarzes Loch im Zentrum zurückgeführt.

Seit den 80er Jahren gingen Forscher bislang davon aus, dass durch die Strahlung des supermassiven Schwarzen Lochs eine tote Zone entstehe, die den AGN umringt. Sagittarius A* ist der Name des gewaltigen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße.

Bisherige Studien haben bereits gezeigt, dass es AGN mit ähnlicher Größe gibt, die Röntgen und ultraviolettes Licht ausstrahlen und damit die Atmosphäre von erdähnlichen Planeten zerfressen, die sich in einem Umkreis von 3.200 Lichtjahren befinden. Zum Vergleich: Die Erde ist knapp 100.000 Lichtjahre von Sagittarius A* entfernt. Übrigens: Ein Lichtjahr entspricht etwa 9,5 Trillionen Kilometern.

Die habitable Zone des Schwarzen Lochs

„Die meisten haben über die schädlichen Auswirkungen [von Schwarzen Löchern] gesprochen“, sagte Manasvi Lingam, Hauptautor der Studie und Astronom an der Harvard University, gegenüber Live Science. „Wir wollten noch einmal untersuchen, wie schädlich [die Strahlung] ist … und uns fragen, ob es irgendwelche positiven Ergebnisse gibt.“ Veröffentlicht habt das Team seine Studie im Astrophysical Journal.

Die Modelle der Wissenschaftler um Lingam legen nahe, dass Planeten mit einer dickeren Atmosphäre als der der Erde der Strahlung standhalten und sich ihr zum Trotz entwickeln könnten. Ähnlich der stellaren habitablen Zone existieren also auch galaktische Goldilocks Zonen, die gerade die richtige Menge an ultravioletter Strahlung bereitstellen, um nicht die Atmosphäre zu zerstören, aber „Moleküle brechen und Verbindungen bilden könne, die für den Aufbau von Proteinen, Lipiden und DNA erforderlich sind.“

Röntgen- und Gammastrahlen könnten derweil von der Atmosphäre absorbiert werden und hätten einen entsprechend geringen Einfluss auf potentielles Leben. Den Berechnungen des Harvard-Teams zufolge müssten die schädlichen Effekte der Strahlung eines supermassiven Schwarzen Lochs mit der Größe von Sagittarius A* ab einer Distanz von circa 100 Lichtjahren abklingen.

Was bedeutet das für uns?

„Wenn wir uns ansehen, was wir über die Erde wissen, deutet das darauf hin, dass sich die positiven Effekte möglicherweise auf eine größere Region erstrecken als die negativen“, sagte Lingam gegenüber Live Science. „Das war definitiv überraschend.“ Heruntergebrochen bedeutet das, dass das Gebiet, in dem wir außerirdisches Leben finden könnten, sich gerade massiv erweitert hat.

So ist es durchaus möglich, dass wir noch in unserer Galaxie, der Milchstraße, fündig werden. Man bedenke: Wir sitzen auf einem der äußeren Arme. In Richtung des AGN und seines supermassiven Schwarzen Lochs Sagittarius A* könnte sich also durchaus die eine oder andere, womöglich sogar intelligente Lebensform verbergen.

Allerdings könnten Schwarze Löcher nicht „nur“ für das Leben an sich verantwortlich sein. Vielmehr ist es durchaus denkbar, dass jedes Schwarze Loch ein Universum darstellt und sie damit eine Brücke zwischen den Dimensionen bilden.

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