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Dunkle Materie zerreißt Sternhaufen: Forscher beobachten brutales Schauspiel

Die Hyaden bilden den der Milchstraße nächstgelegenen Sternhaufen. Forscher haben entdeckt, dass eine unsichtbare Kraft an seinen Sternen zerrt.

Hyaden Sternhaufen
Der Hyaden-Sternhaufen wird von starker Gravitation zerrissen. Foto: Getty Images/buradaki/Alan Dyer/Stocktrek Images [M]

In der griechischen Mythologie werden die Hyaden, die Töchter des Titanen Atlas, in ein Sternbild verwandelt. Heute kennen wir das Regengestirn (auch Taurus-Strom) als Teil des Sternbildes Stier und können seine Bestandteile nachts sogar mit bloßem Auge ausmachen. Was wir aber nicht sehen: Eine unsichtbare Kraft, möglicherweise dunkle Materie, zieht offenbar an den Sternen dieses der Milchstraße nächstgelegenen Sternhaufens.

Hyaden Sternhaufen

Dunkle Materie zerreißt Sternhaufen: Forscher beobachten brutales Schauspiel

Die Hyaden bilden den der Milchstraße nächstgelegenen Sternhaufen. Forscher haben entdeckt, dass eine unsichtbare Kraft an seinen Sternen zerrt.


Was ist dunkle Materie?

Bei dunkler Materie handelt es sich um eine Form von Materie, die zwar nicht direkt sichtbar ist, aber mittels Gravitation wechselwirkt. Im Standardmodell der Kosmologie spielt sie eine wichtige Rolle. So kann nur mit ihrer Hilfe die Bewegung sichtbarer Materie erklärt werden.


Hyaden verlieren Sterne – doch wohin verschwinden sie?

Ein bislang unbekanntes Objekt scheint derzeit mit der Kraft von rund zehn Millionen Sonnenmassen an dem Nachbarn der Milchstraße zu zerren. Aus Daten des Weltraumteleskops Gaia geht hervor, dass sich in der näheren Umgebung des Sternhaufens der Hyaden ein unsichtbarer Klumpen dunkler Materie befindet, der alles in seiner Reichweite durch seine Gravitation verwüstet.

Dass Sternhaufen wie dieser früher oder später auseinanderfallen, ist an und für sich kein unbekanntes Phänomen. Immerhin zeigen sie, wie der Name schon verrät, eine dichte Konzentration von Sternen auf, die selbst innerhalb des Haufens für starke gravitative Wechselwirkungen sorgen können. Diese extremen galaktischen Gezeitenkräfte können Konstellationen wie die Hyaden am Ende in Flüssen von Sternen, sogenannten Gezeitenströmen, auseinanderziehen.

Auch diese Ströme stellen also keine Besonderheit dar. Auffällig zeigt sich an diesem speziellen Cluster aber, dass einer dieser Flüsse weit dichter zu sein scheint als die anderen. So entdeckten Astronomen bereits 2019 aberhunderte von mit den Hyaden assoziierten Sternen, die sich vom eigentlichen Kern des Haufens ausbreiten. Erst in Folge weiterer Simulationen stellte sich heraus, das eine Wechselwirkung mit etwas Großem stattfinden muss.

Unsichtbare Kraft „zerschlägt“ Sternhaufen

„Es muss eine enge Wechselwirkung mit diesem wirklich massiven Klumpen gegeben haben, und die Hyaden wurden einfach zerschlagen“, erklärt Tereza Jerabkova von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Zwar könne es sein, dass Astronomen im Rahmen künftiger Untersuchungen eine Struktur aufdecken, die für das Verschwinden der Hyaden-Sterne verantwortlich gemacht werden kann, sollte dies aber nicht geschehen, denken die Forscher, dass die Störung das Werk eines Subhalos aus dunkler Materie sein könnte.

„Mit Gaia hat sich die Art und Weise, wie wir die Milchstraße sehen, komplett verändert“, so Jerabkova. „Und mit diesen Entdeckungen werden wir in der Lage sein, die Substrukturen der Milchstraße viel besser zu kartieren als jemals zuvor.“ Obwohl von dunkler Materie beängstigende Kräfte ausgehen, können wir froh sein, dass sie existiert. Ein Universum ohne dunkle Materie könnte theoretisch kein Leben beherbergen.

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