Italienische Wissenschaftler haben die Idee hervorgebracht, dass im Zentrum der Milchstraße ist nicht das supermassive Schwarze Loch Sagittarius A* (Sgr A*), sondern ein riesiges Objekt, bestehend aus selbstgravitierenden dunkle Materie, liegen könnte. Demnach befinde sich im Kern der Galaxie ein Halo, der von unentdeckten Teilchen dunkler Materie – sie nennen diese „Darkinos“ – gebildet wird. Für diese Annahme führen die Forscher Daten über die Bahnen von Sternen in der Nähe von Sgr A* an, deren Bewegung nicht mit den geodätischen Kurven in der Nähe des Schwarzen Lochs übereinstimmt.
Was ist ein Schwarzes Loch?
Ein Schwarzes Loch ist ein endlicher Bereich des Raums, in dem eine so hohe Massenkonzentration herrscht, dass ein solches Gravitationsfeld erzeugt wird, dass kein materielles Teilchen, nicht einmal Licht, daraus entkommen kann. Schwarze Löcher könnten jedoch in der Lage sein, eine Art von Strahlung auszusenden, die sogenannte Hawking-Strahlung.
Zentrum der Milchstraße: Doch kein Schwarzes Loch?
„Die in den letzten 28 Jahren gesammelten Bewegungsdaten der S-Sterne um das galaktische Zentrum deuten darauf hin, dass [das Schwarze Loch] Sgr A* ein supermassereiches kompaktes Objekt von etwa 4×106 M⊙ beherbergt“, schreibt das Team im Rahmen seines in den MNRAS Letters veröffentlichten Papers. Bei S-Sternen handelt es sich um Rote Riesen mit Oberflächentemperaturen von etwa 3.500 Kelvin.
„Die Umlaufbahn von S2 diente als Test für Vorhersagen der allgemeinen Relativitätstheorie wie die gravitative Rotverschiebung und die relativistische Präzession“, fahren die Pysiker fort. „Das zentrale BH-Modell wird jedoch durch die G2-Post-Peripassage-Bewegung und durch das Fehlen von Beobachtungen über Entfernungen auf der Ereignishorizont-Skala, die robust auf seine eindeutige Anwesenheit hinweisen, infrage gestellt.“
Neuer Ansatz wirft Fragen auf
Die Wissenschaftler wollen im Rahmen ihrer Studie zeigen, dass die S2- und G2-Astrometriedaten besser durch Geodäten in der Raumzeit eines selbstgravitierenden Dunkle Materie (DM)-Kerns […] gepasst werden, was auch die äußeren Halo-galaktischen Rotationskurven erklärt“. Unter Verwendung der Daten von insgesamt 17 S-Sternen zeigen sie auf, dass die alternative Natur von Sgr A* als dichter Kern von Darkinos nicht unwahrscheinlich ist.
Abzuwarten bleibt, ob und wie der Brief von der wissenschaftlichen Gemeinschaft angenommen wird. Sollten Denkansätze und Berechnungen des Forscher-Teams tatsächlich zutreffen, würden sie damit eine Frage neu eröffnen, die längst beantwortet schien. Dass Dunkle Materie existiert gilt wiederum als allgemeiner Konsens. Sechs Theorien sprechen klar dafür. Auch wie ein Schwarzes Loch entsteht, scheint mittlerweile sicher.