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Kann man sich das Leben schön trinken? Studie führt zu überraschender Entdeckung

Hellt es wirklich die Laune auf, wenn du Alkohol trinkst? Dazu gibt es jetzt eine neue Studie.

Alkohol trinkender Mann
© imago images / Westend61

Menschen konsumieren aus unterschiedlichsten Gründen Alkohol: Weil es bei bestimmten Feierlichkeiten „normal“ ist und zur Geselligkeit gehört, oder weil sie nach einem anstrengenden Arbeitstag in einem Gläschen Bier Entspannung suchen. Weit verbreitet ist der Glaube daran, dass der Genuss von Bier, Wein und Co. die Laune steigern soll. Doch kann Alkohol trinken wirklich gute Laune erzeugen? Wissenschaftler*innen nahm sich dieser Frage an.

Alkohol trinken & besser fühlen?

Um herauszufinden, ob das Befinden zumindest kurzzeitig verbessert wird, wenn Menschen Alkohol trinken, untersuchte ein Forschungs-Team 110 Männer und Frauen zwischen 18 und 45 Jahren.

Das Ergebnis: Wer Alkohol konsumierte, um eine ängstliche oder schwermütige Stimmung zu verbessern, war auch davon überzeugt, dass das Getränk negative Gefühle mildert. Allerdings zeigten direkte Fragen und Antworten zum Befinden ein anderes Ergebnis. Depressive Gefühle verstärkten sich sogar nach dem Alkoholkonsum (via Spektrum).

„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Personen, die Alkohol trinken, um mit negativen Emotionen in ihrem täglichen Leben fertig zu werden, von einer trinkbedingten Linderung unangenehmer Gefühle oder Symptome berichten, aber ihre momentanen Veränderungen der negativen Emotionen zeigen keine Verbesserung“

Laut Andrea Wycoff et al.

Wenn sich jedoch negative Emotionen verschlimmern, warum haben Betroffene das Gefühl, Alkohol helfe ihnen? Laut der Forschenden spielten Erwartungen und Wunschdenken dabei eine große Rolle. Außerdem kämen tatsächliche Effekte des Alkohols hinzu: Das Getränk kann etwa körperliche Schmerzen dämpfen.

So verlief die Studie

Die untersuchten 110 Männer und Frauen gaben an, mindestens einmal in der Woche Alkohol zu trinken und diesen Konsum nicht reduzieren zu wollen. Außerdem hat die Hälfte der untersuchten Personen eine Borderline-Persönlichkeitsstörung.

Drei Wochen lang sollten die Versuchsteilnehmer*innen auf einem elektronischen Assistenten eine Art Tagebuch führen. Dabei sollten sie unterschiedliche Fragen zu sieben zufällig ermittelten Zeitpunkten am Tag beantworten. Zusätzlich erhielten die Probanden vier weitere Befragungen über einen Zeitraum von vier Stunden, sobald sie angaben, Alkohol getrunken zu haben. Unter anderem sollten sie Auskunft über ihre aktuellen Emotionen geben. Zu den Fragen gehörten etwa „Sind Sie gerade nervös?“ oder „Fühlen Sie sich jetzt niedergeschlagen?“.

Stichwort Hangxiety

Wer über Alkoholkonsum spricht, trifft immer häufiger auf den englischen Begriff Hangxiety. Dieser Begriff setzt sich aus den zwei Wörtern Hangover, für einen Akolhol-bedingten Kater, und Anxiety, für Angst, zusammen. Wenn der Abend mal wieder zu lange ging, können sich durch einen Alkoholkater teils depressive Verstimmungen und Ängste einstellen.

So aktivere laut UTOPIA Alkohol in erster Linie Rezeptoren im Gehirn, die für die Stress- und Angstlösung zuständig sind. Am Ende einer durchzechten Nacht will der Körper das daraus resultierende Ungleichgewicht wieder ins Lot bringen. Somit werden weitere Stoffe ausgeschüttet, die uns wach halten.

Klingt der Alkoholpegel im Körper nun ab, kommt es zu einer Ermattung, die sich in Form von Nervosität und Angst zeigen kann. Vor allem für depressiv veranlagte Menschen kann das Regelmäßige trinken von Alkohol zu psychischen Beschwerden führen. Die Wirkung bleibt aber nicht allein auf diese Gruppe beschränkt.

Wie viel Alkohol ein Mensch verträgt, hängt nicht nur von seinen motorischen Fähigkeiten nach ein paar Gläsern ab. Das Gehirn bleibt noch lange nach dem körperlichen Abbau des Alkohol mit den zugeführten Getränken aktiv.

Weiteres Interessantes Alkohol zu trinken

Laut einer Studie kannst du mit nur 2 Fragen Alkoholiker*innen erkennen. Was mit deinem Körper passiert, wenn du aufhörst Alkohol zu trinken, erfährst du hier. Und das tut Alkohol deinen Gehirnzellen an.

Quellen: Spektrum, UTOPIA, Studie „Real-time reports of drinking to cope: Associations with subjective relief from alcohol and changes in negative affect“ (Journal Of Abnormal Psychology, 2021)

Solltest du alkoholsüchtig sein und Hilfe suchen, findest du hier Hotlines und telefonische Beratungsstellen:

  • Sucht- und Drogen-Hotline (bundesweit und rund um die Uhr): 01806 313031 (20 Cent / Anruf aus dem Festnetz, 60 Cent / Anruf aus dem Mobilfunk)
  • BZgA-Infotelefon zur Suchtvorbeugung: 0221 892031 (Preis entspechend der Preisliste deines Telefonanbieters für Gespräche ins deutsche Festnetz): Montags bis Donnerstags von 10 bis 22 Uhr, Freitags bis Sonntags von 10 bis 18 Uhr
  • Im Netz findest du etwa Hilfe bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder Anonyme Alkoholiker.

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