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Ein absurder Grund bringt uns dazu, krank zur Arbeit zu gehen

Es geschieht viel zu oft, dass wir krank zur Arbeit gehen. Nur warum eigentlich genau? Eine neue Studie hat jetzt eine Antwort parat.

Ein Mann sitzt mit Kopfschmerzen vor dem Laptop.
© imago images / Westend61

In Japan gibt es ein Wort für Tod durch Überarbeitung – „karoshi“. Ganz so dramatisch ist es in Deutschland zum Glück nicht, doch passiert es oft genug, dass Arbeitnehmende sich krank zur Arbeit oder vor den heimischen Rechner schleppen. Eine neue Studie ging jetzt den Ursachen dafür auf den Grund.

Krank zur Arbeit: Das ist der Grund

Dieser Frage sind auch Forschende des Trinity College in Dublin nachgegangen. Dass krank zur Arbeit zu gehen generell keine gute Idee ist, liegt dabei natürlich auf der Hand. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie schaute man auch auf die Ursachen für dieses ungesunde Verhalten.

Als Hauptursache konnten der Psychologe Wladislaw Rivkin und sein Team die scheinbar schlichte Tatsache ausmachen, dass Tagesziele einfach noch nicht erreicht worden seien. Das geht aus Tagebüchern hervor, die 126 Teilnehmende der Studie für 15 Tage führten.

Sie alle arbeiten im Homeoffice und kommen aus verschiedenen Bereichen wie IT, Finanzen oder dem Bildungswesen. Insgesamt kamen 995 verschiedene Datenpunkte zu Aspekten wie körperlicher Gesundheit, Arbeitszeiten und -ziele zusammen. Dabei erkannte man einen klaren Zusammenhang zwischen nicht erreichten Tageszielen und dem Arbeiten trotz Krankheit.

Präsentismus in Zeiten von Homeoffice

Krank zur Arbeit zu gehen nennt man auch Präsentismus. Zu den weiteren möglichen Ursachen gehört natürlich auch finanzieller Druck. Viele können es sich schlicht und ergreifend nicht leisten, auszufallen, wenn das konkret weniger Einnahmen bedeutet.

Auch die Pandemie hat der Studie nach das Verhältnis zum Präsentismus verändert. Durch den Wegfall des Arbeitsweges, ohne direkte Personenkontakte, aber mit dem Vorhandensein einer permanenten Internetverbindung haben sich die Überlegungen zum Arbeiten trotz Krankheit zusätzlich verändert. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind zunehmend verschwommen.

Präsentismus und die Folgen

Gegen Präsentismus sollen sich Arbeitnehmende zu schützen wissen. Denn krank zu arbeiten, so Rivkin, raubt psychologische Energie, die nach Feierabend nicht vollständig regeneriert werden kann.

Die Folge: Am nächsten Tag fällt die Produktivität umso mehr ab. Natürlich kann sich außerdem der eigene Krankheitszustand verlängern oder gar verschlimmern – bis hin zum Burnout. Von daher empfehlen die Forschenden, dass Vorgesetzte Präsentismus unbedingt verhindern sollten.

Mögliche Lösungsansätze

Um das zu erreichen, sollen sie mit gutem Beispiel vorangehen und selbst darauf verzichten. Zugleich sollten sie ihrer Belegschaft signalisieren, dass Fehltage durch Krankheit akzeptiert sind.

Die Reduzierung der Arbeitslast ist eine weitere Möglichkeit und auch der Wechsel zu anderen Aufgaben kann hilfreich sein, um die Folgen zumindest zu mindern: „Wenn Mitarbeitende krank arbeiten, sollten sie Tätigkeiten ausüben, die sie von sich aus als angenehm empfinden, als eher langweilige Aufgaben, die noch mehr Energie rauben“, sagt Rivkin.

Gegen Burnout könnte eine Maßnahme besonders gut helfen, wie eine Studie zeigte. Ob und inwieweit eines Tages normalisiert wird, steht aber noch in den Sternen. Wir haben dir aber nützliche Tipps gegen Stress zusammengestellt, die du dir bei Bedarf anschauen solltest.

Quelle: „Should I stay or should I go? The role of daily presenteeism as an adaptive response to perform at work despite somatic complaints for employee effectiveness.“ (Journal of Occupational Health Psychology, 2022)

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

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