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Eine Kinderkrankheit breitet sich rasend schnell aus – Experten besorgt

In hiesigen Gefilden gelten Masern als quasi ausgerottet dank der flächendeckenden Impfung bei Kindern. In anderen Teilen der Erde sieht es jedoch anders aus. Tatsächlich befindet sich die Krankheit auf einem besorgniserregenden Vormarsch.

Gelber Impfausweis und Spritze.
© imago images / Bihlmayerfotografie

Zu den sogenannten Kinderkrankheiten, gegen die man hierzulande und anderswo schon frühzeitig geimpft wird, zählen auch die Masern. Durch diese flächendeckende Präventionsmaßnahme gilt die Infektion als nahezu eingedämmt. In anderen Teilen der Erde jedoch nimmt die Zahl der Fälle aktuell rapide zu. Expertinnen und Experten schlagen jetzt Alarm.

Masern: Starker Anstieg an Infektionen

Die WHO und UNICEF haben entsprechende Daten gesammelt. Demnach sind in den ersten zwei Monaten 2022 die Fälle von Masern um fast 80 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021 angestiegen. Konkret erfasste man 17.338 neue Erkrankungen, im Vorjahr waren es noch 9.665. Die Zahlen könnten allerdings weit höher sein, da die Corona-Pandemie entsprechende Überwachungssysteme gestört hat.

Am stärksten betroffen sind nach aktuellem Stand Regionen in Afrika und dem Mittleren Osten, wobei Somalia und Jemen die Liste der Länder mit den meisten neuen Fällen anführen. Ebenfalls stark betroffen sind Afghanistan, Nigeria und Äthiopien. Die Organisationen warnen allerdings vor weiteren großen Ausbrüchen, wobei auch Gebiete in Europa gefährdet sind.

Masern: Ursachen für Ausbreitung und Gefahr auch für Europa

Die Gründe für die Zunahme von Masern lassen sich auf bestimmte Faktoren zusammenfassen. Einer davon ist die Corona-Pandemie. Dass vielerorts die Beschränkungen gelockert werden, könnte nicht nur das Risiko einer Covid-19-Ansteckung erhöhen, sondern auch einer Infektion mit Masern.

Der enorme Impfaufwand gegen Corona hat zudem Routine-Impfungen gegen andere Krankheiten unterbrochen. Die Folgen dieser Unterbrechungen werde man noch in den kommenden Jahrzehnten zu spüren bekommen, heißt es. Schon 2020 hätten weltweit 23 Millionen Kinder ihre Basis-Schutzimpfungen gegen verschiedene Krankheiten nicht erhalten, der höchste Wert seit 2009.

Zudem begünstigen das Fehlen von sauberem Wasser und Sanitäranlagen die Verbreitung des Masernvirus. Militärische Konflikte und andere Krisen tragen ebenfalls dazu bei. In der Ukraine zum Beispiel konnten erst wegen Corona viele Masern-Impfungen nicht verabreicht werden, aktuell verhindert der Krieg gegen Russland das Vorhaben. Dabei gab es dort erst zwischen 2017 und 2019 einen großen Ausbruch: 115.000 Fälle und 41 Tode wurden damals registriert, ein europäischer Höchstwert.

Insgesamt sollen weltweit mittlerweile 73 Millionen Kinder einem erhöhten Masern-Risiko ausgesetzt sein wegen ausgefallener oder unterbrochener Impfkampagnen. Die WHO und UNICEF arbeiten deshalb verstärkt daran, eine Ausbreitung zu verhindern.

So gefährlich sind Masern

Bei den Masern handelt es sich um eine hochansteckende Krankheit, die durch das Masernvirus ausgelöst wird. In erster Linie trifft sie Kinder, aber auch Jugendliche und Erwachsene können daran erkranken. Bei Letzteren können die Krankheitsverläufe dann besonders schwer sein, es drohen lebensbedrohliche Komplikationen wie Hirn- und Lungenentzündungen.

Die Impfung schützt vor der Infektion, für die es selbst jedoch keine spezifische Therapie gibt. Zu den gängigen Symptomen gehören die typischen roten Hautflecken, Fieber und ein allgemein abgesenktes Immunsystem. Zwischen 1980 bis 2013 konnte man durch Impfungen die Zahl der Fälle weltweit um bis zu 95 Prozent verringern. In der jüngeren Vergangenheit stiegen sie allerdings wieder.

Gegen Masern und andere Krankheiten schützen bekanntermaßen Impfungen. Doch schon vor der Corona-Pandemie kam es zu einem Anstieg, der auch zum Teil durch eine stärkere Scheu in Industrieländern bedingt wurde. Eine zentrale Rolle dabei spielen Fake News, die für mehr Angst vorm Impfen sorgen.

Quelle: WHO

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

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