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Studie: Marihuana-Konsumenten riskieren Herzinfarkt

Viele Menschen auf der Welt setzen auf Marihuana zur Entspannung, für den psychedelischen Effekt oder sogar ganz konkret für die eigene Gesundheit. Der strittige gesetzliche Status der Droge vielerorts ist aber bei weitem nicht das einzige Problem. Tatsächlich birgt der Konsum erhebliche Risiken.

Abbildung von Hanfblatt.
© Getty Images / Olena Ruban

Für viele Menschen gehört der Konsum von Marihuana zum Alltag wie für andere der Genuss von Alkohol. Statt des obligatorischen Feierabendbiers wird dann eben mal ein Joint angezündet und geraucht. Das sorgt für Entspannung und auch medizinische Vorteile gibt es. Doch eine neue Studie schlägt jetzt Alarm. Darin wird vor lebensbedrohlichen Risiken gewarnt.

Risiko für Herzinfarkt durch Marihuana erhöht

Vor kurzem haben sich Forschende an der Standford Universität Daten von insgesamt 500.000 Personen genauer angeschaut. Dabei sollte es vor allem um die Beziehung zwischen dem Marihuana-Genuss und Herzinfarkte gehen. Die Erkenntnis: Wer mehr als nur einmal im Monat Gras rauchte, setzte sich einem deutlich höheren Risiko aus, noch vor dem 50. Lebensjahr einen Infarkt zu erleiden.

Die Ursache soll im Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) begründet liegen. Dieses sorgte nämlich für eine Entzündung von im Labor gezüchteten menschlichen Endothelzellen, die wiederum Gefäße im Herz-Kreislaufsystem auskleiden. Deren Erkrankung ist in der Regel ein Schlüsselindikator für Herzerkrankungen.

Mark Chandy, Co-Autor der Studie, rechnet durch die zunehmende Legalisierung der Droge in den USA mit einer Zunahme von Herz- und auch Schlaganfällen in den kommenden Jahren. Die Untersuchungen würden ganz klar aufzeigen, dass THC schädliche Prozesse in den Blutgefäßen lostrete:

„Das ist keine harmlose Droge.“

Mark Chandy, Stanford Universität

Erster Lösungsansatz mit Genistein gefunden

Das Team erforschte für die Studie auch Möglichkeiten, das Gesundheitsrisiko zu verringern, ohne die psychoaktive Wirkung von THC einzuschränken. Dabei stieß man auf das sogenannte Phytoöstrogen Genistein, das unter anderem in Sojabohnen vorkommt. Die Experten und Expertinnen überlegten, dass Genistein aufgrund seiner Eigenschaften hilfreich sein müsste. Versuche an Mäusen bestätigten die Theorie: Die Entzündungen gingen zurück, doch die schmerzhemmenden und sedativen Wirkungen von THC blieben bestehen.

Ferner weisen die Forschenden darauf hin, dass auch das Cannabinoid CBD der Entzündung von Endothelzellen entgegenwirken könnte. Schließlich hätte es bekanntermaßen anti-psychotische Wirkungen und könne somit THC insgesamt ausgleichen. Joesph Wu, Mitautor der Studie, ist jedenfalls der Ansicht, dass Konsument*innen von Marihuana über die Gefahren besser Bescheid wissen sollten: „Es gibt die wachsende Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, dass Marihuana harmlos oder gar hilfreich sei.“ Es gebe zweifelsfrei wichtige Einsatzgebiete dafür, doch solle man den übermäßigen Gebrauch unbedingt überdenken.

Derweil stellen sich viele sicher Fragen eher ganz anderer Natur: Macht kiffen dumm? Darauf gibt es eine überraschende Antwort aus der Forschung. Auch hat man untersucht, wie lange THC braucht, um aus dem Gehirn zu verschwinden.

Quelle: „Cannabinoid receptor 1 antagonist genistein attenuates marijuana-induced vascular inflammation“ (Cell, 2022)

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