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Tschüss, ISS – Russland arbeitet an eigener Low-Budget-Version einer Raumstation

Die Russische Föderation arbeitet an der ROSS, einer eigenen Basis im Orbit der Erde. Doch worin unterscheidet sie sich von der ISS?

Raumstation im Orbit der Erde
Russland plant eine eigene Raumstation. © Getty Images/3DSculptor

In wenigen Jahren will Russland die Internationale Raumstation (ISS) gänzlich aufgeben. Stattdessen plane die Föderation einen eigenen Posten im Orbit der Erde. Fortschrittlich scheint die Russian Orbital Service Station (ROSS) allerdings nicht zu sein. Vielmehr wirkt die russische Raumstation wie ein enormer Rückschritt.

Russische Raumstation ohne ständige Besatzung

Obwohl die ISS längst ihren Zenit überschritten hat und ihrem Ende mit jedem Tag näher kommt, ist die 1998 in Betrieb genommene Station weit moderner als das, was die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos für die Zukunft plant. Der Grund: Vladimir Alexejewitsch Solovyov, Leiter des Flugbetriebs beim Raumfahrtunternehmen Energia, will Geld sparen.

Im Rahmen eines Interviews wies der ehemalige Kosmonaut mitunter auf jene Kosten hin, die mit einer rotierenden Besatzung verbunden seien. Sie seien weit geringer als die, die es brauche, um eine ständige Besatzung zu versorgen, wie sie etwa auf der ISS oder der 2021 angestoßenen chinesischen Basis zu finden ist. Diese Ersparnis wolle man für wissenschaftliche Experimente auf der russischen Raumstation nutzen.

„Deshalb schlagen wir vor, die ROSS in die Lage zu versetzen, lange Zeit im automatischen Modus zu arbeiten. Wir schlagen vor, bemannte Flüge auf ROSS nur dann durchzuführen, wenn die notwendige Menge an Arbeit, die nur von Astronauten erledigt werden kann, angehäuft ist. Wir müssen noch ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Dauer und Häufigkeit der Einsätze finden.“

Vladimir Solovyov

„Basis für den Aufbau eines Mond- oder Marskomplexes“

Zum jetzigen Zeitpunkt sei geplant, die Basis zweimal im Jahr für je bis zu zwei Monate zu besetzen. Die ROSS soll der Föderation mitunter dabei Helfen, die Pole sowie die Magnetosphäre der Erde zu untersuchen. Sie werde sich daher auf einer ähnlichen Umlaufban wie Wettersatteliten bewegen.

Glaubt man Solovyov, wird die erste Bauphase der russischen Raumstation im Jahr 2030 abgeschlossen sein. Ab diesem Zeitpunkt sollen ein Wissenschafts- ein Energie- und ein Andockmodul einsatzbereit sein. Letzteres verfüge über sechs Andockstationen und ähnele dem Nauka-Modul, das 2021 an der ISS andockte.

„Mit politischem Willen und ausreichender Finanzierung kann ROSS als Basis für den Aufbau eines Mond- oder Marskomplexes genutzt werden“, so der 75-Jährige. Leichtere und kostengünstigere Raketen könnten die Stecke zwischen der Station und dem Mond zurücklegen – geplant sei also der „Übergang von kostspieligen superschweren Trägern zu erschwinglicheren Schwerlastraketen“.

Quelle: Roskosmos

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