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Pille für den Mann: Experiment deutet auf Durchbruch hin – „bahnbrechend“

Eine Pille für den Mann, an der aktuell getüftelt wird, soll anders funktionieren als das Pendant für die Frau. Experimente mit Mäusen stimmen Forschende hoffnungsvoll.

Mann hält Pille und Kondom
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Pillenpause: Warum sie unnötig ist und nichts mit der Periode zu tun hat

Die meisten Frauen, die mit der Pille verhüten, machen am Ende ihres Blisters brav die siebentägige Pillenpause. Warum die Pillenpause gar nicht sinnvoll ist, wieso sie nichts mit der Periode zu tun hat und welche Folgen es hat, die Pille durchzunehmen.

Die Abwendung einer Schwangerschaft gelingt auf mehrere Weisen. Doch während für Männer vor allem Kondome das Mittel der Wahl darstellen, gibt es für den weiblichen Körper gleich mehrere, wissenschaftliche Methoden wie die Anti-Baby-Pille, Spiralen und Verhütungspflaster. Allerdings gibt es auch Forschungen zur Pille für den Mann. Nachdem ein Experiment in der Vergangenheit zu viele Nebenwirkungen hervorgerufen hat, soll der jetzige Versuch einem Durchbruch gleichen.

Pille für den Mann: Darum ist sie notwendig

„Fast die Hälfte aller Schwangerschaften sind ungewollt; daher sind bestehende Möglichkeiten der Familienplanung unzureichend. Für Männer sind die einzigen Möglichkeiten Kondome und die Vasektomie“, leiten die Forschenden um die Pharmakologin Melanie Balbach ihre Studie ein.

Die Forschung an Präparaten beziehungsweise die Pille für den Mann beziehe sich außerdem auf die Veränderung der Spermienentwicklung. Bis hier ein Effekt für die tägliche Verhütung spürbar wird, brauche es mehrere Monate an Vorbereitung.

Daher haben sich Balbach und Kolleg*innen eine andere Methode einfallen lassen. Anders als die Anti-Baby-Pille für die Frau, die je nach Präparat 21 Tage am Stück oder gar durchgehend eingenommen werden muss, soll die neue Pille für den Mann sogar als Einmalpräparat taugen. Das Team konnte bereits ein Experiment an Mäusen durchführen.

So waren die männlichen Mäuse nach einmaliger Einnahme für circa 30 Minuten unfruchtbar. Einen Tag später war die Fruchtbarkeit der Spermien wieder komplett hergestellt.

Vorübergehende Unfruchtbarkeit: Spermien „deaktiviert“

Durch entsprechende Weiterentwicklungen soll es möglich sein, dass die Pille für den Mann kurz vor dem Geschlechtsakt eingenommen wird. Anders als bei Präparaten für die Frau ist man(n) also nicht auf eine durchgängige Einnahme angewiesen, sondern kann nach Bedarf agieren.

„Lösliche Adenylylcyclase (sAC) ist für die Beweglichkeit und Reifung der Spermien unerlässlich. Wir zeigen, dass eine Einzeldosis eines sicheren, akut wirkenden sAC-Inhibitors mit langer Verweildauer männliche Mäuse vorübergehend unfruchtbar macht.“

Zudem merken die Forschenden an, dass das Paarungsverhalten der tierischen Probanden keine Abweichungen aufzeigte. Entsprechend ist auch nicht von einer Libido- oder Potenzminderung nach Einnahme der Pille für den Mann auszugehen.

Keine Hormone notwendig

Anders als bei der Pille für die Frau arbeitet die Pille für den Mann komplett hormonfrei. Entsprechende Nebenwirkungen sind also ebenfalls vom Tisch. Nebenwirkungen der Anti-Baby-Pille bedingt durch die körperfremdem Hormone sind unter anderem:

  • Zysten im Eierstock
  • Kopfschmerzen
  • Gewichtszunahme
  • Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen
  • Übelkeit

Folglich ist das Präparat auf zwei Weisen mit ein Durchbruch: „Diese Studien demonstrieren die Machbarkeit von zwei bahnbrechenden Paradigmen für die menschliche Empfängnisverhütung; nicht-hormonelle männliche Empfängnisverhütung und pharmakologische Bedarfsverhütung.“

Quelle: „On-demand male contraception via acute inhibition of soluble adenylyl cyclase“ (Nature Communications, Februar 2023), eigene Recherche

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