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Lebensbedrohlicher Trend: Forscher warnen vor kontroverser Behandlung

Willst du schnell abnehmen, stehen dir zahlreiche Möglichkeiten zur Wahl. Eine Magen-Injektion mit Botulinumtoxin sollte nicht dazugehören.

Spritze in einer Ampulle
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1, 2 oder 5 Kilo: Wie viel kann man in einer Woche abnehmen?

Crash-Diäten versprechen die tollsten Erfolge. Doch wenn wir die rosarote Brille mal für einen Moment absetzen: Kann das, was uns mit all den Blitzdiäten versprochen wird, überhaupt funktionieren? Sind fünf Kilo in einer Woche möglich?

Botulinumtoxin ist ein starkes Neurotoxin, das von dem Bakterium Clostridium botulinum produziert wird. Es kommt mitunter bei kosmetischen Eingriffen wie Botox-Injektionen zum Einsatz. Der jüngste Ausbruch von Botulismus, der auf zwei Privatkliniken in der Türkei zurückgeführt wird, bringt die Gefahren der Verwendung des Stoffs für andere Zwecke ans Licht, insbesondere bei Magen-Botox-Behandlungen zur Unterstützung beim schnellen Abnehmen.

Schnell abnehmen: Das solltest du nicht tun

Botulismus ist eine schwere Lähmungskrankheit, die durch den Verzehr von mit Botulinumtoxin kontaminierten Lebensmitteln verursacht werden kann. In leichteren Fällen kann es zu Symptomen wie verschwommenem Sehen, undeutlicher Sprache, Übelkeit und Durchfall kommen. „Bei Fortschreiten der Intoxikation treten erste Lähmungserscheinungen der äußeren und inneren Augenmuskulatur auf“, schreibt das Robert Koch-Institut. „Dadurch kommt es zu Augenflimmern, Akkommodationsstörung und Lichtscheu.“

In schweren Fällen führt es zu einer Lähmung der Muskeln, die die Atmung kontrollieren, was lebensbedrohliche Folgen haben kann. Während Botulinumtoxin als Medikament für verschiedene Zwecke eingesetzt wird – etwa zur Behandlung von chronischer Migräne und übermäßigem Schwitzen – ist die Injektion in die Magenwand zur Verlangsamung der Verdauung und Förderung des Sättigungsgefühls eine relativ neue Anwendung. Sie hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen und wird vor allem eingesetzt, wenn mehrgewichtige Menschen schnell abnehmen wollen.

Wie der jüngste Ausbruch von Botulismus in der Türkei gezeigt hat, ist die Verwendung von Botulinumtoxin für Magen-Botox-Behandlungen jedoch nicht ohne Risiken. Das zeigt etwa ein neuer Bericht des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC). Der Ausbruch, von dem bisher 67 Menschen in der Türkei, Deutschland, Österreich und der Schweiz betroffen sind, steht im Zusammenhang mit der Verwendung von Botulinumtoxin bei Gewichtsabnahmebehandlungen in zwei türkischen Privatkliniken.

Die Untersuchungen dauern noch an, aber man geht davon aus, dass die bei den Behandlungen verwendeten Produkte zwar lizenziert, aber nicht für die Verwendung bei dem Magenlähmungsverfahren zugelassen waren.

Risiken bei Magen-Botox-Behandlungen

Eine der Herausforderungen bei der Verwendung von Botulinumtoxin als Medikament ist die Notwendigkeit, die richtige Dosierung sorgfältig abzumessen und zu verabreichen. Botulinumtoxin ist eines der tödlichsten Gifte der Welt, und selbst kleinste Mengen können schwerwiegende Folgen haben.

Außerdem unterscheiden sich die verschiedenen Arten von Botulinumtoxin in ihrer Wirksamkeit. Es ist daher wichtig, standardisierte Medikamente zu verwenden, die von zugelassenen Herstellern produziert werden. In ungeschulten oder nicht lizenzierten Händen kann Botulinumtoxin extrem gefährlich sein. Nicht zugelassene gefälschte Quellen des Toxins stellen daher ein erhebliches Risiko für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten dar.

Der Bericht macht deutlich, dass die Verwendung von Botulinumtoxin als Medikament stärker reguliert und beaufsichtigt werden muss. Magen-Botox-Behandlungen mögen zwar wie eine Lösung zum schnellen Abnehmen erscheinen, doch überwiegen die damit verbundenen Risiken bei weitem die möglichen Vorteile. Ziehst du eine Behandlung mit Botulinumtoxin in Erwägung, solltest du dich wenn überhaupt an zugelassene und seriöse Mediziner und Kliniken wenden, um das Risiko einer Exposition gegenüber diesem gefährlichen Toxin zu minimieren.

Quellen: Robert Koch-Institut; „Botulism cases in Europe following medical interventions with botulinum neurotoxin“ (European Centre for Disease Prevention and Control, 2023)

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