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Klimawandel: Forscher warnen vor „existenziellen Gefahren“ in den nächsten Jahrzehnten

Mit dem Klimawandel gehen unzählige Risiken für Natur und Gesellschaft einher. Einige von ihnen sollen schon in wenigen Jahrzehnten deutlich spürbar sein.

Erdkugel in einer Hand
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Klimawandel: Die Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft

Der menschengemachte Klimawandel verändert unsere Welt mit vielfältigen Folgen. Welche Bereiche sind akut betroffen?

Zahlreiche Stimmen aus Wissenschaft, Politik und Industrie ziehen mittlerweile weltweit an einem Strang, um dem voranschreitenden Klimawandel Einhalt zu gebieten. Doch machen auch heute längst nicht alle dabei mit und viele Ziele sind noch immer in unerreichbarer Distanz. Umso konsternierend erscheinen die Ergebnisse einer neuen Untersuchung vom Global Systems Institute der University of Exter.

„Gefährliche Hitze“ durch Klimawandel

Im Rahmen ihrer Studie analysierten Timothy Lenton und sein Team die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf die menschliche Population bis zum Jahr 2100. Dabei identifizierten sie „existenzielle Gefahren“, die in Folge bestimmter Worst-Case-Szenarien rund 50 Prozent der Weltbevölkerung treffen würden.

„Die Kosten der globalen Erwärmung werden oft in finanzieller Hinsicht ausgedrückt“, beklagt Professor Lenton, „aber unsere Studie hebt die phänomenalen menschlichen Kosten hervor, die entstehen, wenn es nicht gelingt, den Klimanotstand zu bekämpfen“. Er ist Klimawandel- und Erdsystemwissenschaftler sowie Direktor des Global Systems Institute.

Mit jedem Schritt von 0,1 Grad Celsius (°C) würden 140 Millionen weitere Menschen weltweit „gefährlicher Hitze“ ausgesetzt. Die Arbeit verdeutliche sowohl das Ausmaß des Problems „als auch die Bedeutung entschlossener Maßnahmen zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen“, so Lenton. „Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C statt 2,7 °C würde bedeuten, dass im Jahr 2100 fünfmal weniger Menschen einer gefährlichen Hitze ausgesetzt wären.“

Verdrängung aus der Wohlstandsnische

Aktuell sei lediglich ein Prozent der Weltbevölkerung gefährlich hohen Temperaturen ausgesetzt. Die Studie aber zeige, dass bereits rund neun Prozent – mehr als 600 Millionen Menschen – aus der sogenannten „Nische“ verdrängt worden seien. Bei dieser Nische handelt es sich um Regionen, in denen die Temperatur im Durchschnitt bei circa 13 °C liegt, mit einem sekundären Hoch bei knapp 27 °C.

In ebendiesen Regionen blühte die Menschheit in der Vergangenheit auf. Sie weisen eine vergleichsweise geringe Sterblichkeit auf, dafür aber höheres wirtschaftliches Wachstum. Durch den Klimawandel erleben wir nicht nur eine Verschiebung der Klimazonen, sondern auch eine Verdrängung unzähliger Menschen in Richtung kritischer Temperaturen.

„Die meisten dieser Menschen lebten in der Nähe des kühleren 13°C-Gipfels der Nische und befinden sich jetzt in der ‚Mitte‘ zwischen den beiden Gipfeln. Diese Bedingungen sind zwar nicht gefährlich heiß, aber viel trockener und haben in der Vergangenheit keine dichten menschlichen Populationen beherbergt“, erläutert Professor Chi Xu von der Universität Nanjing.

„Entwicklung wird sich nur beschleunigen“

Schon jetzt könne man die Effekte gefährlicher Temperaturlevel auf Menschen in unterschiedlichen Teilen der Welt erkennen, so Wendy Broadgate, Executive Director der Earth Commission des internationalen Forschungsprogramms Future Earth. „Diese Entwicklung wird sich nur beschleunigen, wenn wir nicht sofort und entschlossen handeln, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.“

Quellen: „Quantifying the human cost of global warming“ (Nature Sustainability, 2023); University of Exeter

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