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Tiefsee-Forscher finden riesiges Ökosystem – man will es so schnell wie möglich zerstören

In der Tiefsee schlummern wahre Schätze in Form von wertvollen Ökosystemen. Allerdings soll dieses hier nicht erforscht werden. Das ist der Grund.

Quallen in der Tiefsee
© Chee-Onn Leong - stock.adobe.com

Eiszeit auf der Erde

Unsere Erde hat in den letzten 2,6 Millionen Jahren schon 50 Eiszeiten durchlebt. Diese wurden nur von wärmeren Perioden unterbrochen. Auch in der Zukunft kann der Blaue Planet wieder von einer Eiszeit übermannt werden.

In der Tiefsee des Zentralpazifiks befindet sich die Clarion-Clipperton Zone (CCZ). Dort verbirgt sich ein bislang unerforschtes Ökosystem. Erste Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben einen Blick riskiert und wissen nun: Hier befindet sich etliche Lebewesen, die noch niemand gesehen oder erforscht hat. Unter ihnen auch ganz Ausgefallene, wie fleischfressende Schwämme, die wie moderne Zimmerlampen geformt sind (man nennt sie Chondrocladia). Allerdings schiebt man weiterem Forschungsdrang einen Riegel vor – aus diesem Grund.

Tiefsee-Zone für den Rohstoffabbau nutzen

Denn neben Chondrocladia und anderen einzigartigen Lebewesen enthält die Zone in der Tiefsee überaus viele Rohstoffe. Die Unterwasserebene, die sich über knapp 5.000 Kilometer zwischen Hawaii und Mexiko erstreckt, gilt nämlich als das größte Mineralexplorationsgebiet der Welt. Dort finden sich nicht nur Seltene Erden, die unter anderem für dein Smartphone benötigt wurden, sondern auch andere wertvolle Metalle wie Kupfer, Nickel, Kobalt, Eisen und Mangan, erklärt vice.

Seit den 1960er Jahren hat die Wirtschaft daher ein Auge auf die Tiefsee-Ebene geworfen. Die International Seabed Authority, eine zwischenstaatliche Organisation, die den Meeresbodenabbau reguliert, hat bereits Anspruch erhoben. Nun hofft man allmählich auf den Beginn der Arbeiten, doch in der Forschung sträubt man sich entschieden.

Studie offenbart Bedeutung der CCZ

In einer Tiefe von circa fünf Kilometern gibt es nicht nur diese knappen Rohstoffe, sondern eben auch bisher unberührte und unerforschte Ökosysteme. Neben dem außergewöhnlichen Schwamm weiß man auch von Psychropotes longicauda, einer bananenähnlichen Tiefseegurke, schuppigen Würmern und stacheligen Seeigeln. Auch viele weitere Meeresbewohner soll es nur dort geben.

„Grundlegende Kenntnisse über die biologische Vielfalt der Region sind für ein wirksames Management der Umweltauswirkungen potenzieller Tiefseebergbauaktivitäten von entscheidender Bedeutung.“, erklärt eine neue Studie, die von der Tiefseeökologin Muriel Rabone geleitet wurde.

Nach der Untersuchung kamen Rabone und Kolleg*innen zu dem Schluss, dass die Tiefsee-Ebene über 5.500 Arten beherbergt, 92 Prozent davon wären der Wissenschaft dabei gänzlich neu. Bei der Auswertung geht es jedoch nicht nur um den Forschungsdrang, der durch diese Kennzahlen aktiviert wird, sonder auch auf Umweltauswirkungen bei Abbau der CCZ.

Zerstörtes Ökosystem mit Dominoeffekt

Nicht nur würde man die Tiefsee-Population in der CCZ zerstören, es hätte auch Folgen für uns. So gilt etwa der Abbau der Manganknolle in der Tiefsee als überaus gefährlich. Ihre radioaktiven Eigenschaften überschreiten alle geltenden Grenzwerte ums Vielfache.

Doch auch grundlegend kann und wird das Artensterben im Ozean Auswirkungen auf unser Leben haben. Für die Forschenden spielt es daher eine entscheidende Rolle, die Artenvielfalt der CZZ vorab genau einzuschätzen. Zudem hoffen sie, dass die International Seabed Authority diese Kennzahlen berücksichtigt, bevor sie die gesamte Tiefsee-Region für den Bergbau freigibt.

Quellen: vice, „How many metazoan species live in the world’s largest mineral exploration region?“(Mai 2023, current biology)

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