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Kampf gegen die Erderwärmung – diese kuriose Maßnahme könnte helfen

Im Kampf gegen die Erderwärmung kommen mitunter seltsam anmutende Ideen auf. Zumindest auf wissenschaftlicher Ebene ist ein Vorschlag aber gar nicht so abwegig.

Ein Thermometer zeigt hohe Temperaturen an, im Hintergrund scheint die Sonne auf eine Stadt.
© Friedbert - stock.adobe.com

Klimawandel: Die Auswirkungen auf Natur und Gesellschaft

Der menschengemachte Klimawandel verändert unsere Welt mit vielfältigen Folgen. Welche Bereiche sind akut betroffen?

Der Klimawandel und die damit einhergehende Erderwärmung ist eines der dringlichsten Probleme, mit denen sich die Menschheit auseinandersetzen muss. Weltweit sollen verschiedene größere wie kleinere Maßnahmen dagegen helfen, wobei manche Idee zunächst absurd anmutet. Eine sieht den Einsatz von Unmengen Farbe vor.

Reflektierte Sonnenstrahlung soll Erderwärmung stoppen

Bereits vor einigen Jahren schlug der Wissenschaftler Jeremy Munday vor, im Kampf gegen die Erderwärmung nicht nur die Treibhausgase zu bekämpfen, sondern auch die Wärme durch Sonneneinstrahlung einzudämmen. Denn diese wird zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil von der Erde absorbiert, weshalb sie folglich zu erhöhten Temperaturen beiträgt.

Um dem entgegenzuwirken, sollte die Menschheit daran arbeiten, Sonnenstrahlung, die auf die Erdoberfläche trifft, direkt wieder ins All zu reflektieren. Geraten eintreffende und zurückgeworfene Wärme ins Gleichgewicht, könnte sich das Erdklima insgesamt stabilisieren. In der Forschung soll man bereits an speziellen Materialien arbeiten, die entweder gedruckt oder als Farbe zur Verfügung gestellt werden könnten.

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Die weißeste Farbe als Geheimwaffe gegen die Erderwärmung

Berechnungen zufolge müsste man ein bis zwei Prozent der Erde mit diesem Material eindecken – oder schlichtweg anmalen. In diesem Zusammenhang kommt eine Entwicklung der Purdue University ins Spiel. Dort hat ein Forschungsteam das „weißeste Weiß“ entwickelt – das als solches sogar preisgekrönt ist und vom Guinness Buch der Rekorde anerkannt wird, wie die New York Times schreibt (Paywall, via Science Alert).

Während dieses für das bloße Auge wie gewöhnliches Weiß aussieht, soll es die Fähigkeit haben, Licht zu zerstreuen. Außerdem soll es in der Lage sein, 98 Prozent des darauf treffenden Sonnenlichtes zu reflektieren. Zum Vergleich: Bisher handelsübliche weiße Farbe wirft dem Bericht zufolge nur zwischen 80 bis 90 Prozent des Lichts zurück. Die neue Entwicklung soll aber in der Lage sein, Oberflächen selbst zur Mittagszeit um bis zu acht Grad herunter zu kühlen und um 19 Grad bei Nacht. Der Bedarf für eingeschaltete Klimaanlagen soll sich um 40 Prozent verringern.   

Möglichkeiten und Gefahren der Spezialfarbe

Die weißeste aller Farben könnte zum Beispiel flächendeckend bei Gebäuden zum Einsatz kommen. Insbesondere Dächer in Städten wären ein geeignetes Einsatzgebiet, zumal Gebäude generell sehr viel mehr Wärme absorbieren und in urbanen Räumen besonders hohe Temperaturen entstehen können.

Flächendeckend und zusammenhängend ein bis zwei Prozent der Erde (etwas mehr als die Hälfte der Sahara) weiß anzumalen, dürfte aber schwer umzusetzen sein. Es wäre schlichtweg nicht praktikabel, Flora und Fauna könnten darunter leiden und am Ende auch das Klima, das es ja zu schützen gilt. Aber wenn plötzlich ein großer Teil der Erde auf einmal sehr viel kühler würde, hätte auch das Auswirkungen. Eine über den gesamten Erdball verteilte Nutzung könnte aber bereits beim Klimawandel helfen.

Schwierig bleibt auch die Frage nach der Herstellung der Farbe. Dafür benötigt man unter anderem Bariumsulfat, das erst aus Minen geholt werden müsste, was wiederum für zusätzlichen CO2-Ausstoß sorgt. Auch löst sie nicht das Problem, dass immer noch zu viele fossile Brennstoffe verbraucht werden – laut Munday käme der Nutzen der Farbe eher einem Rettungsboot gleich, um das Schlimmste zu lindern.

Quellen: New York Times (via ScienceAlert), „Tackling Climate Change through Radiative Cooling“ (Joule 2019), „Ultrawhite BaSO4 Paints and Films for Remarkable Daytime Subambient Radiative Cooling“ (ACS Applied Materials & Interfaces 2021)

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