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Kernreaktor: Wahnwitziger Versuch soll Energie der Zukunft sichern

Kernenergie hat viele Vor- und Nachteil. Gegen eine Kehrseite – den Atommüll – wollen Forschende nun eine Lösung gefunden haben.

Das Innere eines Kernreaktors mit orangenem Brennstoff
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Die Strahlungsschäden von Tschernobyl und Fukushima

Das sind Strahlungsschäden der Atomkraftwerk-Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima.

In Sachen Energieversorgung ist die Forschung nach wie vor auf der Suche nach der richtige Kombination aus sauberen Energiegewinnungsmethoden. Während Wind-, Solar- und Wasserenergie von vielen Umweltfaktoren und dem Standort abhängen, gilt Kohle als zu schmutzig. Doch auch die überaus effektive Kernenergie geht mit enormen Nachteilen einher und produziert radioaktiven Müll. Doch was wäre, wenn ein Kernreaktor genau diesen Müll nutzt, um Energie zu produzieren?

Kernreaktor mit Müll – das soll gehen

Genau daran arbeitet ein Team des Unternehmens Dual Fluid. „Wir erfinden Kernkraft neu“, lautet ihr Leitspruch und genau das scheint auch der Ansporn für das seit Jahren in Entwicklung befindliche Projekt zu sein. Die Vision ist ein nagelneuer Kernreaktor, der anstatt Müll zu produzieren ihn als Werkstoff nutzt.

Nun geht das Projekt in die praktische Phase. In einer Pressemitteilung heißt es, dass man einen ersten Pilot-Kernreaktor in Ruanda bauen will. „Der Demonstrationsreaktor soll bis 2026 betriebsbereit sein, die anschließende Erprobung der Dual Fluid-Technologie soll bis 2028 abgeschlossen sein.“, heißt es darin.

Doch wie genau funktioniert dieser sagenumwobende Reaktor? Geht es wirklich ganz ohne neue, radioaktive Werkstoffe? Die kurze Antwort lautet: Nein. Die längere Antwort gibt jedoch zu erkennen, warum dieser Kernreaktor ein Vorbild für künftige Entwicklungen sein könnte.

Uran-Zugabe Stück für Stück minimieren

Der Kernreaktor von DualFluid setzt auf ein komplett anderes System als konventionelle Reaktoren. Statt Brennstäben nutzt man den flüssigen Brennstoff sowie einen separaten Kühlstoff wie Uran und Blei. Der Vorteil ist, dass durch diese Konstruktionsweise des Kernreaktors mehr Brennstoff verwertet werden kann. Nichtsdestotrotz braucht dieser erste Kernreaktor zwanzig Prozent angereichertes Uran, um anzulaufen. Doch Weiterentwicklungen sollen diese Zahl zunehmend verkleinern.

Dennoch ist es möglich zu einem Großteil auf Atommüll zu setzen. Schließlich enthält dieser weiterhin wertvollen Brennstoff, der sich jedoch in herkömmlichen Anlagen nicht ausnutzen lässt. Ein passender Vergleich wäre womöglich das Verwenden einer manuellen und einer elektrischen Obstpresse. Während du mit deinem Händen eine Orange nur bis zu einem gewissen Teil auspressen kannst, schafft der neue Kernreaktor wesentlich mehr. So bleibt am Ende viel weniger Abfall übrig.

Sicherheit und Funktionsweise testen

Darüber hinaus soll der Testreaktor der Firma durch das ausgeklügelte Kühlsystem überaus sicher sein. „Die Anlage reguliert sich vollständig selbst: Wenn sich die Brennstoff-Flüssigkeit erhitzt, dehnt sie sich aus. In der Folge nimmt die atomare Reaktivität automatisch ab und die Temperatur sinkt wieder – ganz von selbst. Der Reaktor kann sich deshalb niemals überhitzen – so wie ein Glas Wasser, das auf dem Tisch steht, nicht spontan anfängt zu kochen.“, vereinfachen sie das Konzept.

In Ruanda fiebert man dem Projekt entgegen: „Wir sind ein ‚Proof-of-Concept‘-Land und wollen die Integration innovativer Technologien beschleunigen. Deshalb geht Ruanda strategische Partnerschaften mit Start-ups ein, die sich mit der Konzeption und Entwicklung kleiner modularer Reaktoren befassen. Die Dual Fluid-Technologie hat Sicherheitseigenschaften, die sie unfallfrei machen. Die Technologie wird relativ geringe Mengen radioaktiver Abfälle erzeugen, die gemäß den bestehenden internationalen Standards sicher entsorgt werden.“

Sollte sich der Demonstraktionsreaktor als wirksam erweisen, ist davon auszugehen, dass auch weitere Länder auf diese neuen Kernreaktoren aufmerksam werden.

Quelle: DualFluid

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