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Mikroplastik in Wolken: Wissenschaftler machen beunruhigende Entdeckung

Umweltforschende in Japan haben erstmals Mikroplastik in Wolken nachgewiesen. Die Experten warnen: Die Kleinstpartikel können eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit darstellen.

Ein Wissenschaftler untersucht Mikroplastikpartikel im Reagenzglas
© Microgen - stock.adobe.com

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Die Verbreitung von Mikroplastik beschäftigt Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seit Jahren. Eine Gruppe Umweltforschender von der Waseda Universität in Tokio hat nun herausgefunden, dass die Kleinstpartikel die Umwelt weit mehr belasten als angenommen. Selbst in Wolken konnte man nun Spuren nachweisen. Die Folgen für das globale Klima und die menschliche Gesundheit könnten verheerend sein, warnen die Expert*innen.

Mikroplastik: Partikel verbreiten sich über Wolken

Im Fachjournal Environmental Chemistry Letters geben die Fachleute genau Auskunft über ihre Methodik und Ergebnisse. Obwohl eine Vielzahl an Studien sich bereits mit der Mikroplastikbelastung von Land und Wasser befasst hat, ist die Untersuchung von Verbreitungswegen über die Luft noch wissenschaftliches Neuland. Um einen möglichst unverfälschten Einblick zu erhalten, nahmen die japanischen Forschenden Wasserproben auf den Spitzen der Berge Fuji und Oyama, zwei der höchsten des Landes. Ihre Begründung: Wenn sich in solcher Höhe Partikel finden lassen, können sie nur durch Niederschlag dorthin gelangt sein.

Zurück im Labor bestätigte sich der Verdacht: Ein Liter Tauwasser enthielt im Schnitt bis zu 13 Stücke Mikroplastik. Insgesamt neun verschiedene Kunststoffsorten konnten die Expert*innen nachweisen. Auch Spuren von Gummi wurden gefunden. Die Partikel erreichten eine Größe von bis zu 95 Mikrometern. Damit sind sie größer als der Durchmesser eines menschlichen Haares (80 Mikrometer).

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Verbreitung größer als gedacht

Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Plastikpartikel in die Wolken gelangen können, erklären die Autoren der Studie. Straßenstaub, Reifenabrieb, Kunstrasen oder der Rauch von Müllverbrennungen kommen als Ursachen in Frage.

Kunststoff ist Grundbestandteil so gut wie aller Industrie- und Alltagsprodukte. Die massenhafte Verbreitung seiner Kleinstpartikel in der Umwelt ist für Expert*innen dementsprechend nichts Neues. Selbst im menschlichen Körper, etwa im Blut oder in Muttermilch konnten bereits Spuren nachgewiesen werden. Ersteres wies das Team um die leitende Wissenschaftlerin Heather A. Leslie bereits 2022 nach. Letzteres deckte ebenfalls im letzten Jahr eine Studie aus der Schweiz auf. Dennoch haben die neuesten Untersuchungen die Fachleute überrascht: Über den Luftweg ist Mikroplastik wahrscheinlich noch weiter verbreitet als bislang angenommen.

In der Atmosphäre werden die Mikroplastikpartikel zu sogenannten Kondensationsnuklei. Sie bestärken also das Kondensieren von Wasserdampf und tragen somit zur Entstehung von Wolken bei. Über Regen- und Schneefall gelangen die Kleinstteile dann wieder auf die Erde zurück. So können sie selbst die entlegensten Orte der Welt – etwa hochgelegene Bergspitzen – erreichen.

Belastet Mikroplastik das Klima?

Die Folgen der rasanten Verbreitung von Mikroplastik kann für Mensch und Umwelt katastrophale Folgen haben, legt die Studie nahe. Da die Partikel Einfluss auf die Entstehung von Wolken nehmen, beeinflussen sie auch die globale Klimaentwicklung. Besonders besorgt zeigen sich die Fachleute über die Gefahr von „plastischen Regenfällen“. Mikroplastik sei längst ein grundlegender Bestandteil von Wolken und könne durch Niederschlag „fast alles kontaminieren, was wir essen und trinken“.

Quellen: „Airborne hydrophilic microplastics in cloud water at high altitudes and their role in cloud formation“ (Environmental Chemistry Letters, 14.08.2023), „Discovery and quantification of plastic particle pollution in human blood“ (Environment International, Mai 2022), „Raman Microspectroscopy Detection and Characterisation of Microplastics in Human Breastmilk“ (Polymers, 30.06.2022).

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