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Vulkan in Europa könnte Millionenstadt bedrohen

Rund um die Phlegräischen Felder nahe Neapel nahmen seismischen Aktivitäten zuletzt enorm zu. Doch mit einem ausgefeilten Notfallplan sind Behörden gut auf einen möglichen Ausbruch des Super-Vulkans vorbereitet.

Ausbruch eines Vulkans bei Tageslicht.
© Mateusz - stock.adobe.com

So funktionieren Vulkane

Lava und Asche: Explosionsartige Vulkanausbrüche sind faszinierend und gefährlich zugleich. Wie es zu einem solchen Natur-Spektakel kommt, zeigt Ihnen das Video.

Die Phlegräischen Felder sind Europas einziger Super-Vulkan. In der Vergangenheit hat dieser schon ganze Landstriche ausgelöscht. Heute befindet sich einer der beliebtesten Urlaubsorte Italiens in seinem unmittelbaren Umfeld. Käme es noch einmal zu einem Ausbruch, wäre das womöglich fatal. Aufgrund aktuell verstärkter Aktivitäten traf man dort nun Vorkehrungen, die im Notfall Millionen von Leben retten könnten.

Phlegräische Felder: Super-Vulkan löschte ganze Dörfer aus

Die Kategorisierung der Phlegräischen Felder, auf Italienisch Campi Felgrei, als Super-Vulkan rührt nicht von ungefähr. Die 16 Kilometer breite Caldera (vulkangeformter Krater), in der er steht, schuf er bei seinem gewaltigsten Ausbruch selbst. Das war vor etwa 39.000 Jahren. Doch auch danach ist der Vulkan immer mal wieder aktiv. Das traf in der Vergangenheit oft die lokale Bevölkerung.

Der bis heute letzte Ausbruch lässt sich auf den 29. September 1538 datieren. Rund eine Woche lang spie der Vulkan Lava. Dabei begrub er das mittelalterlich Dorf Tripergole vollständig unter sich. Seitdem blieb es in den Phlegräischen Feldern vergleichsweise still. Wie wahrscheinlich ein Ausbruch von ähnlichem Ausmaß heutzutage ist und ob die Region ausreichend darauf vorbereitet ist, untersuchte nun das Nationale Geophysikalische und Vulkanologische Instituts (INGV).

Diese Beobachtungen beunruhigen Expertinnen und Experten

Auf seiner Website teilte das Institut vor Kurzem neue Daten zu seismischen Aktivitäten rund um die Campi Flegrei. Bodenerschütterungen sind in der Umgebung nichts ungewöhnliches. Doch den Messungen zufolge traten sie in diesem Jahr vermehrt und merklich stärker auf.

2023 hat das INGV bereits tausende seismische Erschütterungen in der Nähe des Vulkans verzeichnet. Die meisten davon waren so schwach, dass sie auf der Erdoberfläche kaum zu vernehmen waren. Zuletzt vermeldeten die Geologinnen und Geologen jedoch ein deutlich spürbares Erdbeben der Stärke 3,8. Das Beben vom 7. September war das stärkste in der Region seit 40 Jahren.

Doch das Potential der sich stets in seismischer Bewegung befindlichen Region ist weitaus zerstörerischer. Möglich, laut INGV, wäre ein Vulkanausbruch, der zehnmal heftiger ausfalle als jener, der im Jahr 79 n.Chr. die römische Stadt Pompeji unter sich begrub. Gut möglich, dass ein solcher Ausbruch zu enormen menschlichen Verlusten führt.

Mehr über Vulkane: Dieser archäologische Fund in den Tiefen der Antarktis zeugt von einem verheerenden Vulkanausbruch.

Beliebter Urlaubsort in Gefahr?

Nur wenige Minuten Autofahrt von den Campi Flegrei entfernt liegt die Drei-Millionen-Stadt Neapel. Sie ist ein beliebtes Urlaubsziel, auch für viele Deutsche. Die Frage liegt also nahe, wie gut die Region auf eine eventuelle Naturkatastrophe vorbereitet ist.

Evakuierungspläne des italienischen Civil Protection Departments teilen die Region in eine rote und eine gelbe Gefahrenzone. Die rote Zone ist von sogenannten pyroklastischen Strömen gefährdet. Dabei handelt es sich um eine rasant fließende Lawine aus heißer Asche, Gas und Gesteinspartikeln. In der gelben Zone ist mit schwerem Ascheregen zu rechnen. Der Notfallplan der italienischen Behörde sieht im Notfall eine vollständige Evakuierung zumindest der roten Zone binnen 72 Stunden vor. Ein organisatorischer Kraftakt: Es wären rund eine halbe Millionen Ansässige sowie eine Vielzahl an Touristen betroffen.

Wer aufgrund dieser Meldungen nun plant, seinen Italienurlaub abzusagen, kann beruhigt sein. Messungen des INGV zeigen, dass sich fast keine Magma nahe der Erdoberfläche befindet. Dass der Vulkan ausbricht, ist also eher unwahrscheinlich. Urlauberinnen und Urlauber sollten sich dennoch auf eventuelle Erschütterungen in der Region einstellen.

Quellen: Nationales Geophysikalisches und Vulkanologisches Institut, Civil Protection Department

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