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Archäologischer Fund: Das verraten rätselhafte Wikinger-Runen – „unglaublich“

Eine neue Studie zu einem archäologischen Wikinger-Fund bringt Licht ins Dunkel. Nun wissen Forschende, was die Runen zu bedeuten haben.

Wikinger Frau schaut grimmig
© Marija - stock.adobe.com

Die 5 wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten

Jahrtausende menschlicher Kultur bringen auch nach langer Zeit immer wieder erstaunliche Erkenntnisse hervor.Wir zeigen dir die fünf wichtigsten archäologischen Funde aller Zeiten.

Ein archäologischer Fund aus Dänemark hat bei Forschenden lange für Kopfzerbrechen gesorgt. Eine Person, die auf mehreren sogenannten Runensteinen genannt wird, bewegte sich wie ein Phantom durch eine spannende Zeit der dänischen Geschichte. Nun wissen die Forschenden welch wichtige Rolle sie spielte.

Archäologischer Fund: Runensteine als Blick in die Wikingerzeit

Der archäologische Fund ist ein Relikt aus der Zeit der Wikinger. Diese beherrschten das Land bevor die Krone in Dänemark Einzug hielt und die Bevölkerung unter dem ersten König Harald Blauzahn erstmalig gänzlich einte. In dieser spannenden Phase des Umbruchs fand also ein Übergang aus lokaleren Wikinger-Strukturen hin zu einer hegemonialen Herrschaft statt.

Gleichzeitig änderte sich damit die Art und Weise der Geschichtsschreibung. Über die Wikinger wissen wir unter anderem deshalb so wenig, weil sie ihre Geschichte nirgends schriftlich festhielten. Nahezu einzige Anhaltspunkte ihre Lebensweisen, ihren Glauben und ihre Überzeugungen zu verstehen, sind archäologische Funde wie Waffen, Gräber, aber auch Runensteine.

Andere Quellen oft voreingenommen

Darüber hinaus gibt es auch einige schriftliche Quellen, die jedoch erst im Zuge der sogenannten Christianisierung entstanden. Hierbei handelt es sich um den zunehmenden Übergang der Wikinger-Kultur samt ihrer Götter und religiösen Überzeugungen hin zum Christentum. Diese schriftlichen Quellen waren daher aus dem Blickwinkel der Christinnen und Christen verfasst und beinhalten daher häufig fehlerhafte oder voreingenommene Schilderungen der Wikinger-Kultur.

So hast auch du vielleicht die ehemalige nördliche Bevölkerung als eine Art kriegersiches Barbaren-Folk im Sinn. Mit der Realität stimmt das jedoch nicht zwingend überein, wie unter anderem Runensteine bereits belegen. Da sie als unverfälschte Quellen gelten, sind sie als archäologischer Fund so überaus wertvoll.

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Runenstein aus Jelling entschlüsselt

Runensteine ähneln Grabsteinen, dienen aber nicht immer als solche. Man findet sie so auch inmitten ehemaliger Wikinger-Kolonien. Unter ihnen muss sich nicht zwingend ein Skelett befinden. Auf besagten Runensteinen sind die unterschiedlichsten Dinge verzeichnet. Da sie eher selten vertreten sind und sie je nach Region unterschiedlichen Zwecken dienen, sind sie als archäologische Funde teilweise sehr schwer zu entschlüsseln.

Doch manchmal gelingt es doch die verstaubten Puzzleteile zusammenzufügen: Eine neue Studie eines Teams des Dänischen Nationalmuseums hat nun einige Runensteine aus dem dänischen Jelling erneut untersucht und konnte so ein verlorenes Stück Geschichte rekonstruieren.

Frau des Wikingerkönigs im Rampenlicht

Besagte Runensteine stammen aus dem 10. Jahrhundert und somit genau aus der beschriebenen Umbruchszeit kurz vor der Entstehung des erstes vereinten dänischen Königreichs. Auch unter den Wikingern gab es zu dieser Zeit eine Art König, den man als Gorm den Älteren kannte. Wie die neuen Untersuchungen jetzt belegen, scheint seine Frau Thyra Danebod eine ungeahnte Rolle für seine Machtposition gespielt zu haben.

Und zwar tauchte der Name Thyra nicht nur auf Runensteinen in Jelling auf. Ein weiterer archäologischer Fund aus Læborg Bække nannte sie ebenfalls. Allerdings konnten die Forschenden nicht sicher sein, ob damit dieselbe Thyra gemeint ist. Untersuchungen des Forschungsteams ergaben jedoch nun, dass die Runensteine von ein und derselben Person geschnitzt worden sind – Ravnunge-Tue. Darin sehen die Archäolog*innen die Bestätigung, dass tatsächlich ein und dieselbe Thyra gemeint sein muss. Die Verknüpfung beider archäologischen Funde macht sie so zur meistgenannten Person auf Runensteinen der Wikinger. Obendrein ist sie auch die einzig genannte Frau.

Thyra als tragende Figur zur Entstehung des dänischen Staats

Daraus schließen die Forschenden, dass Thyra gesellschaftlich eine weitaus wichtigere Rolle gespielt haben muss als bisher angenommen. „Die Tatsache, dass wir jetzt den Namen des Runenschnitzers der Steine von Jelling kennen, ist unglaublich; aber was die Entdeckung noch erstaunlicher macht, ist die Tatsache, dass wir wissen, wer die Chefin von Ravnunge-Tue war“, zitiert National Geografic die Runologin Lisbeth Imer.

So muss die Wikinger-Forschung nun die Rolle der Frau in der dänischen Geschichte neu aufrollen. Ihr Ehegatte – Gorm der Ältere – wird beispielsweise nur auf einem der Runensteine genannt. Auf diesem taucht jedoch auch Thrya auf. „Sie stammte wahrscheinlich aus einer edleren, älteren Familie als Gorm der Alte, den wir normalerweise als ersten König von Dänemark bezeichnen“, überlegt Imer entsprechend. So könnte sie auch später den Weg für ihren Sohn und ersten dänischen König Harald Blauzahn geebnet haben und eine tragende Figur bei der Entstehung des dänischen Staats sein.

Quelle: „A lady of leadership: 3D-scanning of runestones in search of Queen Thyra and the Jelling Dynasty“ (Cambridge University Press, Oktober 2023), National Geographic, eigene Recherche

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