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Gehirn: Diese erbsengroße Region ist wichtiger als gedacht – du brauchst sie permanent

Eine kleine Region im Gehirn könnte eine weitaus wichtigere Rolle spielen als man dachte. Das ergaben jetzt neue Experimente.

Grafische Darstellung des menschlichen Gehirns.
© PIC4U - stock.adobe.com

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Unser Gehirn ist die Schaltzentrale für so ziemlich alles in unserem Körper oder ist zumindest in vielen Prozessen in irgendeiner Form beteiligt. Doch noch immer kann es vorkommen, dass Teile des Hirns in ihrer Bedeutung unterschätzt oder regelrecht übersehen werden. Laut einer neuen Studie ist ein kleiner Bereich womöglich viel wichtiger als man bislang annahm.

Gehirn: Colliculi superiores bedeutsam für die Wahrnehmung

Im Detail geht es um die Colliculi superiores, die zwei oberen Hügel der Vierhügelplatte. Die Region gibt es in unterschiedlichen Größen bei verschiedenen Lebewesen – zum Beispiel ist die in den Gehirnen von Fischen und Amphibien sehr groß, bei Menschen aber lediglich erbsengroß. Fachleute aus den Niederlanden wollten nun herausfinden, welche Rolle der Bereich im Alltag wirklich spielt.

Dabei wollten die Expertinnen und Experten noch genauer herausfinden, wie Tiere, und darunter auch Menschen, Objekte visuell von ihren Hintergründen separieren können. Bislang wusste man, dass der visuelle Cortex involviert ist. Da er aber bei einigen Tieren unterentwickelt oder gar nicht erst vorhanden ist, vermutete man bereits, dass die Colliculi superiores an dem Prozess beteiligt sind. Genau darum ging es auch in der neuen Studie.

Auch spannend: Auch nach vielen Jahren der Erforschung gibt es immer noch Neues zu entdecken. So fand man vor Kurzem einen rätselhaften Bereich im Gehirn, der bislang völlig unbekannt war.

Colliculi superiores wichtig fürs Erkennen von Objekten

Das Wissenschaftsteam hat in Experimenten mit Mäusen die entsprechende Hirnregion deaktiviert und beobachtet, welchen Effekt das haben würde. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die Tiere weniger in der Lage waren, die Objekte in ihrer Umgebung wahrzunehmen.

Das allein ist ein Hinweis darauf, dass der Bereich mit dem visuellen Cortex zusammenarbeitet, um die unmittelbare Umgebung zu deuten. Mittels genauer Blickverfolgung und der Aufzeichnung elektrischer Signale im Gehirn bei bestimmten Aufgaben stellte die Forschungsgruppe außerdem erhöhte Aktivitäten im Colliculi superiores fest, sobald die Mäuse Objekte wahrgenommen haben.

„Unsere Messungen zeigten, dass Informationen zur visuellen Aufgabe im Colliculi superiores präsent ist, und dass diese Information weniger präsent ist, wenn die Maus einen Fehler machte“, sagt der Forscher Alexander Heimel in einer Mitteilung.

Forschungsergebnisse für Menschen denkbar

Die Gehirne von Mäusen und Menschen sind sich in vielen Schlüsselaspekten sehr ähnlich, doch die neuen Erkenntnisse müssen noch beim Menschen nachgewiesen werden. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Ergebnisse reproduzieren lassen.

Zum Beispiel ist bereits bekannt, dass Colliculi superiores dabei hilft, unseren Blick zu lenken. Gleichzeitig muss eine Beschädigung des visuellen Cortex nicht zwangsläufig dazu führen, dass die Fähigkeit zur Verarbeitung visueller Informationen vollständig verschwindet. Das legt nahe, dass Colliculi superiores auch beim Menschen sehr viel mehr leistet als man bislang annahm.

Quellen: „Involvement of superior colliculus in complex figure detection of mice“ (eLife 2024), Netherlands Institute for Neuroscience

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