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Russland: Neuartige Wunderwaffe beunruhigt Experten – „neue Stufe der Bedrohung“

Die Entwicklung einer russischen, weltraumgestützten Anti-Satelliten-Waffe mit nuklearen Elementen hat weltweit Beunruhigung und Fragen zu einem möglichen Weltraum-Wettrüsten und der Einhaltung internationaler Verträge aufgeworfen.

Satellit im Orbit der Erde
© Artsiom P - stock.adobe.com

Warum ist Weltraumschrott so ein großes Problem?

Aus diesem Grund müssen müssen wir jetzt schon reagieren, um den Weltraum frei von Schrott zu halten.

Jüngste Berichte von Geheimdiensten haben im US-Kongress Alarm ausgelöst. Diese Berichte legen nahe, dass Russland an der Entwicklung einer weltraumgestützten Anti-Satelliten-Waffe arbeitet, die nukleare Komponenten enthält. Diese Offenlegung hat zu weitreichenden Spekulationen und Sorgen geführt, was auf eine erhebliche Bedrohung der Sicherheit hindeutet.

Russland: Weißes Haus rätselt um neue Waffe

Die genaue Natur der Waffe bleibt unbekannt. Aber ihre Existenz weckt Befürchtungen über ein erneutes Wettrüsten im Weltraum. Das fordert mitunter den Weltraumvertrag von 1967 heraus. Dieser fordert Staaten klar dazu auf, „keine Objekte, die Kernwaffen oder andere Arten von Massenvernichtungswaffen tragen, in eine Umlaufbahn um die Erde zu bringen oder solche Waffen auf Himmelskörpern zu installieren“.

Nach bisherigem Informationsstand scheint es sich bei dem Projekt weder um eine Kern- noch eine andere Massenvernichtungswaffe zu handeln. Stattdessen richte sich die mutmaßliche Waffe in erster Linie gegen Satelliten – ähnlich Russlands Kalina im Nordkaukasus.

„Wir sprechen hier nicht von einer Waffe, die für Angriffe auf Menschen oder die Zerstörung von Menschen auf der Erde eingesetzt werden kann“, heißt es im Pressebriefing des Weißen Hauses. Nichtsdestotrotz verurteilen die Vereinigten Staaten das Projekt scharf. „Wir haben diese russischen Aktivitäten genau beobachtet und werden sie weiterhin sehr ernst nehmen“, so das Briefing weiter.

Risiko für neuen Kalten Krieg?

Der Kreml tat die Anschuldigungen als „böswillige Erfindung“ ab. Unter Berufung auf den Kreml-Sprecher Dmitry Peskov berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, es handele sich bei den Vorwürfen lediglich um einen Trick des Weißen Hauses, um den US-amerikanischen Gesetzgeber unter Druck zu setzen. Das angebliche Ziel dieser Strategie: mehr Geld für die Bekämpfung Russlands.

Diese Entwicklung tritt inmitten sich verschlechternder Beziehungen zwischen den USA und Russland und anhaltender Konflikte auf und erhöht die globalen Spannungen. Sie erinnert damit an die Feindseligkeiten des Kalten Krieges, als sowohl die USA als auch die Sowjetunion nukleare Fähigkeiten im Weltraum erforschten, die nur durch Verträge eingeschränkt waren, die darauf abzielten, ein Wettrüsten zu verhindern.

Das Potenzial für weltraumgestützte Nuklearwaffen führe einen neuen destabilisierenden Faktor ein, mahnt auch Spenser Warren, Postdoctoral Fellow im Bereich Technologie und internationale Sicherheit an der University of California, San Diego. Es drohe zudem, Raketenabwehrsysteme und Frühwarnsysteme zu umgehen.

Doppelnatur verschärft Sicherheitsdilemma

Die Hauptbedenken bei solchen Waffen liegen in ihrer Fähigkeit, auf Satelliten zu zielen, die für militärische und zivile Operationen entscheidend sind. Das Zerstören oder Beschädigen dieser Satelliten würde die Navigations-, Kommunikations- und Überwachungsfähigkeiten weltweit schwer beeinträchtigen. Die Bereitstellung von nuklearen oder nuklearbetriebenen Anti-Satelliten-Waffen könnte somit das strategische Gleichgewicht erheblich verändern, präventive Schläge fördern und Konflikte zu nuklearen Auseinandersetzungen eskalieren lassen.

Das Streben nach weltraumgestützten Waffen spiegelt sowohl defensive Strategien zum Schutz der nationalen Sicherheit als auch offensive Fähigkeiten wider, die auf strategische Vorteile abzielen. Diese Doppelnatur erschwert internationale Bemühungen, zwischen defensiven und offensiven Militärressourcen zu unterscheiden, und verschärft das Sicherheitsdilemma.

Nationen könnten Weltraumwaffen als Absicherung gegen potenzielle Bedrohungen einsetzen und unwissentlich einen Zyklus von Rüstungseskalationen anstoßen. „Selbst wenn die Staats- und Regierungschefs eines Landes der Meinung sind, dass das andere Land heute defensiv handelt, kann man nicht sicher sein, dass es morgen nicht offensiv agieren wird“, so Warren.

„Neue Stufe der Bedrohung“

Es bleiben wichtige Fragen offen. Etwa: Wie werden die USA weiter mit dieser potenziellen Bedrohung verfahren? „Wir werden uns direkt engagieren“, betonte John Kirby, Berater für nationale Sicherheitskommunikation, im Briefing des Weißen Hauses. „Wir planen, direkt mit den Russen darüber zu sprechen – ebenso wie mit Verbündeten und Partnern. Und wie ich schon sagte, werden wir weiter über unsere nächsten Schritte und unsere Ansätze nachdenken.“

Vor allem wolle Kirby nicht „das Potenzial für Störungen herunterspielen, sollte es eine Anti-Satelliten-Kapazität von irgendeiner Bedeutung geben“. Daher nehme das Weiße Haus die Angelegenheit ausgesprochen ernst.

Auch Hans Kristensen, Direktor des Nuclear Information Project bei der Federation of American Scientists, steht den Berichten angespannt gegenüber. „Wenn [die Waffe] orbital ist, stellt dies eine neue Stufe der Bedrohung dar“, zitierte der US-amerikanische Nachrichtensender CNN, „egal ob sie nuklear ist oder nicht“.

Quelle: United Nations Office for Outer Space Affairs; The White House; Reuters; The Conversation; CNN

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